Gabriel Raab ist Jonas Kerschbaumer

Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab)
Jonas Kerschbaumer  | Bild: ARD Degeto / Hans Joachim Pfeiffer

Ein 200-Seelen-Dorf mit einem ganz eigenen Kosmos lernt Ihre Rolle Jonas Kerschbaumer im 19. „Bozen-Krimi“ kennen. Wie wirkt diese Welt auf Sie, und wie haben Sie die Dreharbeiten empfunden?

Am Anfang lag noch Schnee auf den Bergen, der später langsam weggetaut ist, und gerade in den ersten Tagen fand ich die Landschaft besonders beeindruckend. Im Hintergrund die Dolomiten, dazu der Wind, der über die Felder ging – das hatte fast etwas von einem Terrence-Malick-Film, der greift ja auch immer diese besonderen Stimmungen auf. Mir hat die ganze Gegend dort sehr gefallen, dieses Archaische, Schroffe. Von der Atmosphäre im Dorf habe ich gar nicht so viel mitbekommen, denn meine Szenen spielten meistens oben am Bergbauernhof, als die Dorfbewohner sich gegen Lukas Gamper zusammenrotteten. Auch die Erzählweise hat etwas Archaisches, und die Szenen mit der toten Schülerin, die immer wieder erscheint, haben fast etwas Märchenhaftes. Ich mag diese Kombination aus Krimi und Märchen, das ist ungewöhnlich und spannend.

Im 20. Film gerät Jonas in eine private Sinnkrise, die bisher unbekannte Einblicke in seine Seele gewährt und eine andere Seite von ihm zum Vorschein bringt. Freuen Sie sich über diese Entwicklung? Hat es Sie überrascht, dass und auf welche Weise Jonas ausgerechnet bei den Freimaurern Halt findet?

Auf jeden Fall freue ich mich über diese Entwicklung; ich finde es spannend, mehr von Jonas zu erzählen. Was bewegt ihn, wie ist er privat, und wie verbringt er eigentlich seine Freizeit? So etwas wüsste ich gern über ihn. Man kennt nur die tragische Geschichte mit seinem Bruder, der in einen Mordfall verwickelt war und starb, und es gab eine unglückliche Lovestory mit einer Kollegin. Dass er in seiner Krise dann bei den Freimaurern Halt findet, erschien mir schon absurd. Die Szenen in der abgeschotteten Freimaurer-Welt waren zwar cool, diese Kostümwelt mit ihren Zauberformeln und Sprüchen hatte für mich etwas Harry-Potter-Mäßiges. Aber insgesamt wirkt die ganze Welt der Freimaurer sehr fremd auf mich. Vor einigen Jahren hatte ich mal Kontakt zu den Rotariern, die etwas offener sind – sie veranstalteten eine Vortragsreihe an meiner ehemaligen Schule in Ettal und hatten mich als Gastredner eingeladen, damit ich Einblicke in den Schauspielerberuf gebe. Aber auch die Welt der Rotarier empfand ich als sehr elitär – und ich bin zu sehr Einzelgänger und selbstbestimmt, um mich einer festgefügten Gruppe anzuschließen.

Der „Bozen-Krimi“ feiert mit seinem 20. Film ein Jubiläum. Wenn Sie eine kleine Bilanz für sich ziehen: Wie hat sich Ihre Filmfigur Jonas verändert mit den Jahren – und Sie sich vielleicht mit ihr? An welche Momente erinnern Sie sich besonders gern?

Ich denke, Veränderungen kommen automatisch. Wir haben jetzt fast zehn Jahre die Krimis gedreht, und in dieser Zeit ist die Filmfigur erwachsener geworden. So wie wir alle mitaltern und mitwachsen, hat sich auch Jonas verändert. Und genau das möchte ich gern zeigen, dass Jonas nicht mehr der junge, naive Kommissar ist, sondern ein Mann, der einiges durchgemacht hat und reifer geworden ist. Besonders gern erinnere ich mich eigentlich an die Freundschaften, die gerade in den letzten Jahren entstanden und sehr eng geworden sind. Chiara Schoras und ich haben immer bei demselben Vermieter gewohnt, er und seine Frau sind wirklich gute Freunde geworden, mit denen ich auch privat oft etwas unternommen habe. So ist dort wirklich eine zweite Heimat entstanden. Zu den Dreharbeiten fällt mir spontan ein Erlebnis mit einem Gastschauspieler aus dem zweiten Film ein. In einer Drehpause drückte er mir tatsächlich eine Broschüre über die Freimaurer in die Hand und fragte, ob mich das interessieren würde. Aber schon damals konnte ich wenig mit dieser Welt anfangen. So schließt sich jetzt der Kreis (lacht).

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