Interview mit Florian Baxmeyer

Regisseur

»Mein Kameramann Marcus Kanter und ich wollten eine rohe, dreckige, wilde Bildsprache.«

David Förster, Inga Lürsen und Stedefreund
Nach dem brutalen Angriff kann Polizist David Förster keinen der möglichen Täter identifizieren. | Bild: RB / Jörg Landsberg

Herr Baxmeyer, "Brüder" ist noch rasanter und rhythmischer als die sieben "Tatort"-Folgen, die Sie zuvor für Radio Bremen inszeniert haben. Dieser "Tatort" ist actionreich und zugleich hoch emotional. Es wirkt so, als seien amerikanische Thriller Vorbild für Sie. Ist das so?

Die Autoren Dagmar Gabler und Wilfried Huismann haben mit "Brüder" ein sehr komplexes Buch vorgelegt und ich möchte nicht ausschließen, dass sie Fans von zum Beispiel "The Wire" sind. Mittlerweile sind die amerikanischen Serien ja oft innovativer als die Kinofilme. Mein Kameramann Marcus Kanter und ich wollten eine rohe, dreckige, wilde Bildsprache für den Film, weil wir fanden, dass die Geschichte einen Realismus jenseits von Dokumentarstil brauchte. So eine Ästhetik würde ich eher im europäischen Film verorten.

Wie viele Freiheiten haben Sie als Regisseur, einen "Tatort" nach Ihren Vorstellungen zu inszenieren?

Durch die lange, gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Radio-Bremen-Redakteurin Annette Strelow hat sich ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt, auf dessen Grundlage sich mir in Bremen große künstlerische Freiheit bietet. Davon abgesehen gibt es aber auch im deutschen Fernsehen wenig freiere Filmprojekte als den "Tatort", da sich das Publikum auch auf experimentellere Umsetzungen einlässt.

Und wo liegen Grenzen?

Am Ende muss der Mörder gefasst sein und die Kommissare noch leben.

Der "Tatort: Brüder" greift das brisante Thema der Clan-Kriminalität auf. Die Regeln des Rechtsstaats werden innerhalb dieser Strukturen völlig außer Kraft gesetzt. Welche Situationen waren für Sie bei den Dreharbeiten eine besondere Herausforderung?

Es gab keine Berührungen mit real existierender organisierter Kriminalität, insofern gibt es dazu keine Anekdote. Wir waren aber durch einen Polizeikontakt der Autoren sehr gut informiert über die Strukturen. Wichtig war mir mit der Figur Hassan zu zeigen, dass die Organisation zwar extrem gewalttätig agiert, aber eben auch sehr clever und intelligent vorgeht, indem sie den Rechtsstaat immer wieder sehr geschickt ausspielt und benutzt.

Das Interview führte Anna Tollkötter, Radio Bremen.

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