Interview mit Christoph Letkowski

David Förster

»Der Film bewegt sich latent an den Grenzen zwischen Tätern und Opfern.«

Sunny und David Förster
Sunny erinnert David an ihre alte Freundschaft. | Bild: RB / Jörg Landsberg

Herr Letkowski, im "Tatort: Brüder" spielen Sie einen Schutzpolizisten, der die Suche nach den Tätern nicht wirklich unterstützt, obwohl seine Kollegin brutal zusammengeschlagen wurde. Dennoch spürt man seinen inneren Konflikt. Inwieweit war es eine besondere Herausforderung, diese Balance über 90 Minuten zu halten?

Meine Figur David Förster trägt nach einem brutalen Übergriff während eines Einsatzes ein großes Schuldgefühl in sich. (...) Der Film bewegt sich latent an den Grenzen zwischen Tätern und Opfern. Alle Figuren geraten immer wieder in Situationen, in denen eine einfache bzw. rechtlich und moralisch richtige Entscheidung schwer zu treffen ist. Förster sieht sich von Beginn an als Feigling und kommt sehr früh an die Grenzen seiner eigenen moralischen Wertvorstellungen. (...) Konflikte waren vorprogrammiert und ich habe während der Dreharbeiten ganz und gar auf meine schauspielerischen und menschlichen Instinkte vertrauen können. Hinzu kamen die wunderbaren Symbiosen mit Regisseur Florian Baxmeyer und Schauspielkollege Matthias Weidenhöfer, mit denen ich grandiose Partner hatte.

Wie haben Sie sich auf diese vielschichtige Rolle konkret vorbereitet?

Durch meine Zeit bei der Bundeswehr und meine bisherige Arbeit als Darsteller von Polizisten, beispielsweise bei der "Nachtschicht" im ZDF, hatte ich in der Vergangenheit immer wieder Einblicke in hierarchische Systeme. Gerade beim Bund geriet ich als etwas aufsässiger Zeitgenosse häufig in Situationen, die abseits der Dienstvorschrift entschieden wurden.

Sie sind ein gefragter Schauspieler. So hat man Sie beispielsweise im vergangenen Jahr im erfolgreichsten deutschen Kinofilm gesehen, "Feuchtgebiete". Darin haben Sie die männliche Hauptrolle gespielt. Welche Rollen sind für sie besonders reizvoll? Wonach suchen Sie sich Ihre Rollen aus?

Zuerst achte ich auf die Geschichte, die erzählt werden will. Dieser Aspekt steht klar im Vordergrund bei meiner Stoffauswahl. Dann lasse ich die Phantasie spielen und versuche, mich meiner Figur zu nähern. Wenn dann genug ins Rollen kommt, gehe ich zum Casting oder telefoniere mit dem Regisseur. (...) Besonders reizvoll wird die ganze Sache immer dann, wenn ein Team mit einer gemeinsamen Idee zusammenkommt, die Geschichte einem das Herz aufmacht und man mit seiner Figur durch den Film tanzen kann. Das Glück und das Vertrauen, das einem entgegengebracht wird, spielt dabei natürlich immer eine große Nebenrolle.

Das Interview führte Anna Tollkötter, Radio Bremen.

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