Hanspeter Müller-Drossaart im Interview

„Capo“ Sonja Schwarz (Chiara Schoras) und ihr Kollege Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) ermittelt in einem „Mord am Penser Joch“.
„Capo“ Sonja Schwarz und ihr Kollege Jonas Kerschbaumer ermittelt in einem „Mord am Penser Joch“. | Bild: ARD Degeto / Hans-Joachim Pfeiffer

Herr Müller-Drossaart, wie empfinden Sie als gebürtiger Schweizer die Drehzeit in Südtirol?

Als Innerschweizer, im engen Gebirgstal des Gotthardmassivs aufgewachsen, wirkt Südtirol, mediterran angehauchte Mischung aus hügelig-lieblichen Weinbergen mit steilen Felsen am Horizont, gleichzeitig anheimelnd und befreiend. Diese Filmreisen ins nachbarliche Naturparadies erfreuen mich regelmäßig.

Und was unterscheidet den Schweizer vom Südtiroler?

Gar so arg unterscheiden sich die Menschen im Alto Adige gar nicht von uns nicht minder geschäftsfreudigen Schweizern: Große Begabungen im Umgang mit den Geschenken der Natur und erfolgreich elaborierte Gastfreundschaft! Vor dem (auch kulinarischen!) Genuss der örtlichen Kultur steht aber für mich die wiederkehrende angenehme Zusammenarbeit mit dem hervorragenden Filmteam: Eindrückliche Handwerklichkeit, überzeugende Leidenschaft für das gemeinsame Tun und respektvoller Umgang mit allen Mitwirkenden. Mittlerweile ist da eine „fahrende Familie“ zusammengewachsen, deren jährliches Treffen ich nicht mehr missen möchte!

Was war bei den Dreharbeiten zum „Mord am Penser Joch“ die größte Herausforderung für Sie?

Als Darsteller einer durchgehenden Rolle in einer Serie oder Reihe gilt es, über den Gesamtbogen der einzelnen Folgen die Glaubhaftigkeit zu erhalten und auch in den kleinsten Auftrittsmomenten die Treue zur Figur nicht aufzugeben. Diese persönliche, intime Beziehung zwischen Spieler und Rolle ist sehr filigran und verletzlich. Die Reibung mit wechselnden Regiepersönlichkeiten irritiert diesen Wandlungsvorgang immer wieder. Wenn ich nun die fertige Folge anschaue, darf ich aber auch hier sagen, dass sich das Zusammenwirken sehr gelohnt hat. Mit Genugtuung stelle ich auch fest, dass die Rolle von Peter Kerschbaumer sich weiterzuentwickeln beginnt und den beschränkten Raum des Support Actings etwas hinter sich lässt. Erfreulich!

Sie spielen nicht nur den Carabinieri Peter Kerschbaumer, sondern zugleich auch den Vater von Jonas. Wie sind Sie denn selbst als Vater? Und welche Unterschiede gibt es dabei zwischen Hanspeter Müller-Drossaart und Peter Kerschbaumer?

Die Unterschiede zwischen Papa Hanspeter und Kerschi (wie wir ihn der Crew nennen!) sind insbesondere sprachlich-gedanklich frappant: Wo Tenente (Leutnant) Kerschbaumer sorgenvoll-schweigende Stirnfalten kultiviert und knappe Sätze fallen lässt, herrscht bei Müller-Drossaarts freudvoll-ausufernde, beinahe „süditalienische“ Schwatzhaftigkeit und euphorische Gesprächskultur! An dieser Differenz zwischen Rolle und Darsteller leide ich keineswegs!

Seit 2015 verkörpern Sie inzwischen diese Vaterrolle. Sind Sie in dieser Zeit auch zum väterlichen Freund von Ihrem Filmsohn Gabriel Raab geworden?

Wir verstehen uns sehr gut und haben uns vor beinahe 20 Jahren auf dem Set einer andern deutschen Krimiserie mit Senta Berger kennengelernt. Neben seiner überzeugenden Darstellung mag ich seinen Humor, sein Interesse an der Welthaltigkeit dessen, was wir da für die Kamera erzählen, und sein offenes Ohr, wenn der Filmpapa-Darsteller wieder mal ohne Punkt und Komma über die Leidenschaft des Bücherlesens referiert.

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