Gabriel Raab im Interview

Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) schnappt sich einen Verdächtigen.
Jonas Kerschbaumer schnappt sich einen Verdächtigen. | Bild: ARD Degeto / Hans-Joachim Pfeiffer

Der "Mord am Penser Joch" geschieht während der Nachstellung einer der berühmten Schlachten am Bergisel. Wie denken Sie über solche Reenactments?

Ich finde das sehr unterhaltsam. Die Beteiligten tragen originalgetreue Kostüme und leben ja quasi so wie damals, über mehrere Tage lang. Vor diesem großen Engagement habe ich Respekt, und vor allem als Kind war ich natürlich total fasziniert von der Rekonstruktion solcher historischen Ereignisse und habe gern zugeschaut. Aber selber teilnehmen möchte ich an solchen Aufführungen und historischen Rollenspielen nicht.

Auch als Schauspieler nicht?

An einem Reenactment nicht, aber in einem historischen Film mitzuspielen, ist ja der Traum eines jeden Schauspielers. Mal eine völlig andere Epoche zu erleben, die ein ganz anderes Umfeld mit sich bringt, diese Film-Erfahrung hatte ich bislang noch nicht. Am spannendsten ist für mich das Mittelalter, nicht nur wegen der Kostüme, die ganze Lebensweise finde ich unglaublich faszinierend und vielseitig. Tatsächlich im Mittelalter zu leben, war bestimmt nicht angenehm für die Menschen damals, mit den vielen Krankheiten und schlechten Lebensbedingungen, aber filmisch in diese Welt einzutauchen und das Martialische dieser Zeit zu spielen, würde mich sehr reizen.

Die Dreharbeiten zum 13. „Bozen-Krimi“ im vergangenen Jahr fanden unter Corona-Bedingungen statt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Ich hatte davor schon ein paar andere Dreharbeiten unter Corona-Bedingungen und war, ehrlich gesagt, einfach dankbar, dass überhaupt wieder gedreht werden konnte. Die Einschränkungen, die es gab, waren für jeden sehr leicht einzuhalten. Ich fand alles völlig in Ordnung, also zweimal die Woche ein PCR-Test, Maske tragen, Abstand halten, die klassischen Hygieneregeln. Ich kann mich noch gut an die ersten zwei Monate im Lockdown erinnern, als die große Angst herrschte, ob man überhaupt wieder arbeiten könnte. Insofern war es eine große Erleichterung, dass dann im September die Dreharbeiten zum „Bozen-Krimi“ starteten.

Wie haben Sie die Atmosphäre in Bozen empfunden?

Ich fand, dass die Italiener eigentlich sehr respektvoll und sehr gut mit dem Ganzen umgegangen sind. Nach den Dreharbeiten war ich nochmal eine Woche in Italien, und der Eindruck hat sich auch als Tourist bestätigt. Maske tragen war überall, auch draußen, Pflicht, aber ich habe das nicht als Einschränkung empfunden, weil die Italiener das als selbstverständlich angesehen haben. Sie gingen überhaupt sehr freundlich und eben respektvoll miteinander um, haben auch ganz von selbst immer Abstand gehalten. Ich empfand das als angenehm. Während in Deutschland – und das ist mein persönlicher Eindruck – manchmal so eine Wut auf die ganze Situation entstanden ist, die sich dann gegenseitig entladen hat. Das habe ich in Italien so nicht erlebt. Vielleicht liegt es daran, dass Corona sie besonders schlimm erwischt hat, so dass sie dadurch anders damit umgegangen sind. In Bozen selbst gab es schon Läden, auch meine Lieblingsbar, die geschlossen hatten. Aber ich denke, Bozen ist eine beliebte Tourismusregion, die alles gut überstehen wird.

Ihre Rolle Jonas steht in „Mord am Penser Joch“ vor einer schweren Entscheidung, die seine Zukunft betrifft. Wollten Sie auch schon mal alle Zelte abbrechen und neu anfangen?

Ja, schon öfter im Leben (lacht). Ich weiß noch, nach meiner Schauspielausbildung an der OttoFalckenberg-Schule liefen die ersten Theater-Vorsprechen nicht so gut, und ich entschied spontan: Ich fahre jetzt nach Italien. Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, ich wollte einfach nur weg aus München, sonst wäre ich verrückt geworden. Aber das war eher eine romantische Idee wie im Film. Als ich nach ein paar Tagen meine Mailbox abhörte, hatte dort auch der Direktor der Schauspielschule eine Nachricht hinterlassen: Ich solle sofort zurückkommen zum Vorsprechen am Bochumer Schauspielhaus – was dann ja auch geklappt hat. Mein Italien-Ausbruch hat also nicht besonders lange gedauert … (lacht)

Warum überhaupt Italien?

Italien war schon immer ein Traumland für mich, ich könnte mir auch vorstellen, im Alter da einfach auf einer Parkbank zu sitzen und aufs Meer zu gukken. Wahrscheinlich eine verklärte Vorstellung, die mit dem Alltag dort nicht viel zu tun hat. (lacht) Mit meinen Eltern hatte ich schon als Kind dort immer Campingurlaub gemacht, wir waren im ganzen Land unterwegs, auch in Sizilien, Neapel, an der Amalfi-Küste. Wir lieben das Meer und das Land sehr.

Mögen Sie denn generell Veränderungen? Wie gehen Sie damit um?

Da bin ich echt zwiegespalten. Mein Sternzeichen ist Krebs, und die mögen es, wenn alles sicher und überschaubar ist und man daran festhalten kann. Und gleichzeitig liebe ich es natürlich, neue Dinge zu entdecken. Leider ist es dann oft so, dass zwar das Abenteuer lockt, aber dann doch wieder der Krebs durchkommt, der sagt, jaaa, aber vielleicht sollte ich doch lieber auf Nummer Sicher gehen und zu Hause bleiben. Leider beißen sich manchmal diese beiden Seiten.

Aus Liebe ist Jonas zu einem großen Schritt bereit. Können Sie das nachvollziehen?

Ich bin seit sieben Jahren in einer festen Beziehung, für mich sind feste Beziehungen grundsätzlich sehr wichtig, diese Konstante im Leben. Daher kann ich gut verstehen, dass Jonas so festhält an dieser Liebe und an dieser Beziehung – obwohl Sofia ihm immer wieder zu verstehen gibt, dass er ganz schön viel aufgibt und niemand weiß, ob das alles gut laufen wird. Aber Jonas glaubt halt daran. Und ich mag seine große Loyalität den anderen gegenüber: Jonas liebt seinen Vater, er liebt seine Arbeit, er arbeitet gerne mit Sonja Schwarz zusammen, es ist ja auch eine Freundschaft zwischen ihnen entstanden. Trotzdem ist die Entscheidung für die Liebe für ihn wichtiger. Das finde ich schön. …

Wie weit würden Sie selbst in einer Beziehung gehen? Und wo wäre bei Ihnen eine Grenze?

Ich würde mich nie komplett selbst aufgeben für die Liebe. Es geht ja immer darum, dass man sich fragt, ist dies ein Weg für uns beide? Wie bringt er uns beide weiter? Ich glaube, wenn nur einer in der Beziehung profitiert, kann das auf Dauer nicht funktionieren.

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