Gespräch mit Florence Kasumba
Anaïs Schmitz
Von Hollywood nach Göttingen: Seit einigen Jahren drehen Sie viel in den USA, haben unter anderem eine feste Rolle in den Blockbuster-Filmen und -serien des MarvelUniversums. Was hat Sie daran gereizt, immer wieder für die Rolle der Kommissarin Anaïs Schmitz in die niedersächsische Provinz zurückzukehren?
Es war mein Traum, irgendwann einmal als Kommissarin ermitteln zu dürfen, und seit 2018 stehe ich regelmäßig für den „Tatort“ vor der Kamera. Mit jedem Film wächst meine Erfahrung und es macht mir Spaß, immer wieder in die Figur Anaïs Schmitz zu schlüpfen. Die anderen Rollen, die ich derzeitig durchgehend spiele, können gar nicht unterschiedlicher sein :) Das reizt und fordert mich.
Ihre Figur ermittelt in diesem Fall im Umfeld von Paketlieferdiensten und lernt die schwierigen Bedingungen kennen, unter denen die Menschen dort arbeiten. Wie gehen Sie mit den Möglichkeiten des Online-Shoppings um?
Ich bestelle kaum online. Nicht, weil ich mich zwei Monate mit dem „Tatort: Geisterfahrt“ beschäftigt habe, sondern weil ich in Berlin sehr zentral lebe und so ziemlich alles leicht kaufen kann. Ich mag es, vor Ort beraten zu werden, und mag die Gespräche, die oft spontan entstehen. Im Film gibt es den Moment, an dem der Kurier ein wenig Trinkgeld erhofft. Ich „tippe“ ständig, weil es ein Zeichen der Wertschätzung ist. In Amerika ist das eine Selbstverständlichkeit. Wenn ich das hier beim Bäcker mache, sind die Verkäufer*innen oft überrascht. (lacht)
Im Laufe der Geschichte verdächtigt Charlotte Lindholm eine Figur, seine Partnerin zu misshandeln. Anaïs Schmitz weist diesen Verdacht zurück und hält ihn für „Wahnvorstellungen“ ihrer Kollegin. Ihre Figur hat konkrete Gründe, diesen Verdacht nicht ernst zu nehmen – in der Realität geht es aber vielen Menschen so, dass sie aus weit weniger triftigen Gründen Verdachtsmomente ausblenden. Was, meinen Sie, müsste getan werden, um den Opfern von häuslicher Gewalt mehr Gehör zu verschaffen?
Es müsste mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das Thema häusliche Gewalt ist sehr oft mit Scham belastet. Opfer brauchen enormen Mut, um sich überhaupt jemandem anzuvertrauen. Dann müssen wir zuhören, nicht urteilen oder die Situation verharmlosen. Wir müssen Betroffene ernst nehmen und sie dann auch unterstützen.
Können Sie sich noch erinnern, wie die Stadt Göttingen Sie begrüßt hat?
Ich kann mich noch an den ersten Drehtag in der Göttinger Innenstadt erinnern, im Sommer 2018. Das Zentrum war sehr belebt und die Göttinger waren interessiert, gut gelaunt und haben uns sogar beim Dreh in einigen Szenen unterstützt. Solche Tage liebe ich, weil man nah am Publikum ist und weil dadurch in den Drehpausen schöne Unterhaltungen entstehen.
Durch Anaïs Schmitz’ Beförderung und Charlotte Lindholms Rückkehr nach Hannover wird auch die Zeit des ungleichen Ermittlerduos in diesem „Tatort“ ein Ende finden. Was waren für Sie die Highlights dieser Zusammenarbeit?
Zu meinen Highlights zählt der erste gemeinsame Fall. Man kannte sich nicht und war enorm motiviert. Im Gegensatz zu Charlotte und Anaïs waren Maria und ich uns sofort sympathisch. Weitere Highlights sind für mich immer die Szenen, wenn das ganze Team zusammenkommt und die Figuren im Präsidium gemeinsam den Fall voranbringen. Ich mag einfach Teamarbeit.
Wird Kommissarin Schmitz ihre Kollegin Lindholm vermissen? Werden die beiden in Kontakt bleiben?
Anaïs wird Charlotte auf jeden Fall vermissen. Die Zusammenarbeit – auch wenn es nicht immer harmonisch zuging zwischen den Ermittlerinnen – hat Anaïs gutgetan. Hannover ist nicht aus der Welt, und ich bin mir sicher, dass beide in Kontakt bleiben.
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