Michael Vershinin | Drehbuchautor
Nach den sehr erfolgreichen Ausstrahlungen der ersten vier, werden nun Fall fünf und sechs gezeigt – was macht Ihrer Meinung den Erfolg des Formats aus?
Der Krimi aus Passau hat ein Kernensemble liebenswerter Charaktere, denen man einfach gerne zusieht und an deren Schicksal man auch Anteil nimmt. Hilfreich ist meiner Meinung nach auch, dass wir zwar ein Krimi-Format haben, dass dieses aber nicht in das Korsett „Leiche/Kommissar/vier Verdächtige/einer war’s“ eingezwängt ist. Unsere Ermittler sind keine klassischen Kriminalisten, sondern halt ein Privatdetektiv, eine Ex-Polizistin im Zeugenschutz und eine angehende Journalistin. Das ermöglicht andere Ansätze für die Geschichten. Schön, dass wir das so machen dürfen.
Die Drehbücher zeichnen sich durch eine Mischung aus niederbayerischer Beschaulichkeit, Berliner Direktheit und österreichischem Schmäh gepaart mit einer ordentlichen Portion düsterer Spannung aus. Woher nehmen Sie als Autor all diese Komponenten? Wie schlüpfen Sie beim Schreiben der Dialoge in die unterschiedlichen Rollen?
Ich bin ja Berliner, aber ich finde Bayern gut, auch den Dialekt, der sich in meinen Ohren sehr viel charmanter anhört als das Berlinische (meine Mutter hat mich auch immer angehalten, „ordentlich zu sprechen“). Und wenn ich die Österreicher reden höre, dann bin sowieso hin und weg. Insofern habe ich diese drei Tonarten beim Schreiben der Dialoge eigentlich ständig im Ohr.
Mit Marie Leuenberger und Michael Ostrowski verkörpern zwei Meister ihres Fachs die Figuren Bader und Zankl. In welcher Weise inspiriert deren Spiel Sie bei der Entwicklung neuer Folgen und Dialoge?
Die beiden und, nicht zu vergessen: Nadja Sabersky, machen ihre Sache einfach gut. Alle drei Charaktere haben ja Biografien, die von zum Teil brutalen Brüchen und Verlusten geprägt sind. Diese Traumata schwingen in der Darstellung durch Marie, Nadja und Michael immer mit: Zankl schwadroniert halt viel, um seine Verletzlichkeit zu überspielen. Frederike kommt oft etwas fordernd und spröde rüber und Mia gelegentlich etwas aggressiv. Aber wir spüren: Das sind drei Menschen, denen das Schicksal ganz schön heftig mitgespielt hat. Und das ist tatsächlich inspirierend, weil wir eher nach Story-Lines suchen, die uns helfen, die Verwundbarkeit unserer Protagonisten herauszustellen. Natürlich lieben wir es alle auch skurril, aber da setzen wir uns nicht so drauf. Wir sagen immer: Lustig wird’s von alleine.
Wenn Sie an die Anfänge von „Ein Krimi aus Passau“ zurückdenken: Wie hat sich das Format seitdem verändert?
Wenn ich an die Anfänge des Krimi aus Passau zurückdenke, denke ich sofort an unsere BR-Redakteurin Stephanie Heckner, die leider verstorben ist. Stephanie war ein glänzendes Beispiel dafür, wie man sich auf charmante und respektvolle Art für ein Format einsetzen und alle Beteiligten so lange auf den Zehen stehen kann, bis am Ende etwas halbwegs Anständiges herauskommt. Insofern hoffe ich in erster Linie, dass wir weiter Geschichten liefern, die vor ihrem wohlwollendstrengen Auge Anerkennung fänden.