Regisseur Tim Trageser im Interview
Was ist für Sie das Besondere an den "Lissabon Krimis"?
Das Besondere ist eindeutig Jürgen Tarrach. Sein Eduardo Silva ist Held und Antiheld zugleich. Er ist markant und bescheiden, präsent und zurückhaltend, übermutig und schwermütig. Nur wenige Schauspieler können diese große Bandbreite bedienen. Jürgen Tarrach beweist in jeder Folge, dass er zu den Besten gehört, die wir haben.
Was ist für Sie das Besondere am Ermittlerteam Marcia/ Eduardo?
Die beiden umgibt ein besonderes Spannungsfeld: Jung gegen Alt. Mann gegen Frau. Unschuldig gegen sündig. Erfahren gegen naiv. Gerissen gegen weise.
Mit den Themen Kindesmissbrauch und Klimaaktivismus werden sehr aktuelle und brisante Themen aufgegriffen. Was hat Sie an den Stoffen gereizt?
Die Stoffe sind aktuell und brisant, aber reizvoll fand ich eher die unterschiedliche Herangehensweise der Autoren an die Thematik. Wir haben es in einem Film mit einem klassischen Whodunit zu tun, in dem der Zuschauer seine Freude am Mitraten ausleben kann. Der andere Film wiederum ist unvorhersehbarer, man weiß nicht genau, welche Wendungen die Geschichte nehmen wird. Der Täter ist vergleichsweise unwichtig, aber man wird getragen von der Sorge um Eduardo. Wird er nach seiner Frau auch noch seine Tochter verlieren?
Wir sehen in den Filmen zum einen die schöne Fassade von Lissabon und zugleich auch die trostlose Seite der Armenviertel. Wie würden Sie Lissabon als Kulisse beschreiben?
Lissabon ist eine der schönsten Hauptstädte Europas. Aber wo immer Licht ist, ist auch Schatten. Der perfekte Ort für eine Krimireihe.
Wie können wir uns die Zusammenarbeit mit den portugiesischen Schauspielern und der portugiesischen Crew vorstellen? Sprechen Sie Portugiesisch?
Die meisten Portugiesen sprechen besser Englisch als die meisten Deutschen, das war unsere Arbeitssprache am Set. Die Schauspieler durften aber in ihrer Muttersprache spielen, um absolute Authentizität zu bewahren. Wenn man als Regisseur aber den Text gut kennt, merkt man auch ohne die Sprache zu beherrschen, ob ein Take gelungen war oder noch verbessert werden kann. Das wichtigste Spiel der Schauspieler, findet ja "hinter den Augen" statt und nicht über den Text.
Wie haben Sie die drehfreie Zeit in Lissabon verbracht? Ihr Geheimtipp?
Immer am Meer. An der Atlantikküste hatte ich immer die besten Ideen. Jedes Mal, wenn ich meinem Kameramann eine neue Idee erzählte, sagte er: "Du warst wieder am Meer." Ansonsten gibt es in ganz Lissabon kein Restaurant, dass ich nicht empfehlen würde, wenn man sich abseits der Touristen-Hotspots bewegt.