Jürgen Tarrach im Interview
Eduardo und die Frauen – ein kompliziertes Verhältnis? Donna Beatriz stößt er erneut vor den Kopf und echte Nähe zu seiner Tochter Ines herzustellen, scheint vergeblich.
Ich würde nicht sagen, dass Eduardos Verhältnis zu Frauen generell schwierig ist, denn er hat ja seine verstorbene Frau sehr geliebt. Nur hat ihn dieser Schicksalsschlag sehr eigensinnig gemacht. Er kann Donna Beatriz‘ Zuneigung einfach nicht erwidern. Das Verhältnis zu seiner Tochter ist das eines sehr liebenden Vaters. Hier ist es eher die Tochter, die blockt und von ihrem Freund fanatisiert wurde. Ein spannendes Thema, gerade heute, wenn das eigene Kind unerreichbar bleibt, weil es einer abstrusen Ideologie anhängt.
Wie entwickelt sich die Konstellation Eduardo / Marcia im fünften und sechsten Film der Reihe?
Marcia ist deutlich erwachsener geworden, was Eduardo das Vertrauen gibt, Verantwortung an sie abzugeben. Im Studium ist sie ja mittlerweile auch weitergekommen, so dass sie immer professioneller wird. Und eine unausgesprochene Zuneigung besteht zwischen den beiden ohnehin.
Die beiden übernehmen in "Zum Schweigen verurteilt" erneut einen Fall, der zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Eduardo scheint ein regelrechtes Faible für aussichtslose Fälle zu haben …
Ein einfacher Fall wäre natürlich sehr schnell gelöst und erzählt! Da ist es für die Hauptfigur natürlich spannender, einen kniffligen Fall bearbeiten zu müssen, damit die Dramaturgie für den Zuschauer bis zum Schluss interessant bleibt. Außerdem möchte man ja im Film auch immer einen Helden haben, der Eigenschaften besitzt, die im echten Leben seltener vorkommen, ihn also überhöhter erscheinen lassen.
Was veranlasst Eduardo, einen Priester zu verteidigen, dem Kindesmissbrauch vorgeworfen wird?
Ich glaube, das ist eher eine sehr emotionale Entscheidung von ihm. Ich denke, Eduardo ahnt, dass Padre Crístovāo unschuldig sein könnte und möchte ihm helfen, diesen ungeheuren Vorwurf loszuwerden und die eventuell wahren Täter vor Gericht zu bringen.
Was bedeutet es Eduardo, als seine Tochter Ines ihn um Hilfe für ihren Freund bittet, der in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein scheint?
Ein großer Konflikt natürlich! Wie es jedem Vater gehen würde, der seine Tochter vor schlechtem Einfluss und Fanatismus bewahren möchte.
Ihre Liebe zum Fado wird in "Die verlorene Tochter" von einem Duett mit Franciscos Salvação Barreto gekrönt. Wie war es für Sie, einen portugiesischen Fado-Sänger ihre eigenen Kompositionen und Texte singen zu hören und mit ihm ein Duett zu performen?
Im letzten Jahr habe ich mit meinen Mitkünstlern Antek Krönung, der für die Texte verantwortlich zeichnet, und Ingvo Clauder, der komponiert, arrangiert und das Klavier eingespielt hat, eine CD mit deutschsprachigem Fado herausgebracht. Es war dann natürlich schön zu sehen, dass unsere Kompositionen und Texte, ins Portugiesische übersetzt, so selbstverständlich als echte Fados erlebbar waren und wir somit behaupten dürfen, die portugiesische Seele getroffen zu haben.
Was tun Sie als Erstes, wenn Sie in Lissabon gelandet sind?
Natürlich besuche ich meinen Lieblings-Miradouro San Pedro de Alcantara, um Lissabon zu begrüßen und einen ersten Galão zu trinken. Und später besuche ich die wunderbare Paula, die uns in ihrer Wein- und Tapasbar ein zweites Zuhause geschaffen hat.