Vidina Popov im Interview
Marcia bereitet sich intensiv auf ihr Staatsexamen vor. Eine anstrengende Zeit für sie. Wie steht es um ihr Privatleben?
Marcias Fokus liegt voll und ganz darauf, endlich Anwältin zu werden und sich durch diesen nächsten, wichtigen Schritt weiterzuentwickeln. Neben der intensiven Vorbereitung auf das Staatsexamen verbringt Marcia ihre restliche Zeit mit ihrer Arbeit bei Eduardo Silva. Die kurzfristigen, nicht vorhersehbaren Anfragen zur Verteidigung durch ihren Onkel Valedmar und Ines, Eduardos Tochter, und ihrem Wunsch die Fälle schnellstmöglich erfolgreich zu lösen, bleibt nicht viel Zeit für andere Aktivitäten.
Eduardo ist Marcias Chef, ihr Lehrmeister und ihr Mentor. Wie hat sich das Verhältnis der beiden entwickelt?
Die beiden entwickeln sich immer mehr zu einem Team auf Augenhöhe, das sich ideal ergänzt und gemeinsam stark und souverän jeden so verzwickten Fall erfolgreich löst. Was dem einen fehlt, hat der andere. Eduardo bittet Marcia mehrfach, ihn zu vertreten, und traut ihr sogar die Verteidigung seiner Tochter zu. Die beiden brauchen sich und sind aufeinander angewiesen.
Valdemar Amaya, ihr Onkel, erinnert Marcia immer wieder an ihre Herkunft als Roma und bringt sie und Eduardo mit gleicher Regelmäßigkeit durch seine eigenwillige Interpretation von Recht und Gesetz immer wieder in Gewissenkonflikte. Wie geht Marcia damit um?
Marcia zeigt Valdemar immer mehr ihre Grenzen auf und vermittelt ihm dadurch klar und deutlich ihre Haltung zu bestehendem Recht und Gesetz. Trotz ihrer immer stärkeren Emanzipation vergisst sie nicht die Wichtigkeit von Familie und hilft Valdemar, wenn er sie wirklich braucht.
Wie sehr hat Sie das Schicksal der Lissaboner Straßenkinder persönlich berührt?
Das Schicksal der Lissaboner Straßenkinder in unserem Film hat mich sehr berührt. Die Idee, eine Geschichte über diese Kinder und ihren Alltag zu erzählen, finde ich sehr wichtig.
Marcia und Eduardos Tochter Ines wirken vertraut, ohne sich wirklich zu kennen. Wie erklären Sie sich die Nähe der beiden Frauen?
Diese beiden jungen Frauen verbindet ihre Stärke, ihre Entschlossenheit, für Themen, die ihnen wichtig sind, zu kämpfen und ihre Loyalität gegenüber Menschen, die ihnen wichtig sind. Durch diese Parallelen sind sie verbunden – ohne sich wirklich zu kennen. Natürlich fungiert Eduardo, der in den Leben der beiden eine prägende Rolle spielt, als Schnittstelle zwischen Ines und Marcia.
Sie sind Wienerin, leben in Berlin. Ist Lissabon inzwischen zu Ihrem dritten Zuhause geworden?
Lissabon fühlt sich seit dem ersten Tag, als ich dort ankam, wie Zuhause an und ist dies in den letzten drei Jahren immer mehr geworden – nicht nur aufgrund unserer Dreharbeiten, sondern besonders durch die tollen Menschen, die ich kennenlernen durfte. Einige portugiesische Schauspieler*innen und Teammitglieder wie Luis Lucas, der meinen Filmonkel spielt, sind für mich zu meiner zweiten Familie geworden. Ich bin sehr dankbar, so viel Zeit in dieser außergewöhnlichen Stadt mit diesen besonderen Menschen verbringen zu dürfen.