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Ukraine: An der Front

Ukraine: An der Front | Bild: ARD Kiew

Die Region Donezk im Osten der Ukraine: Die Front ist nur noch 20 Kilometer entfernt. Unterwegs begegnen uns überall Truppen der ukrainischen Armee. Jeder Ort hier könnte Ziel von russischen Angriffen werden. So wie der Ort Tschssiv Jar. Dieses Wohngebäude wurde vor einer Woche von zwei russischen Raketen getroffen. Seit Tagen suchen die Rettungskräfte  schon in den Trümmern nach Verschütteten. Noch immer werden Menschen vermisst. 48 Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. Am Morgen fanden sie die Leiche eines neunjährigen Jungen.

Lebendig – aber unter Schock

Natalia und ihre Tochter haben überlebt, aber sie stünden völlig unter Schock, sagen sie. Sie haben ihre Freunde, ihre Nachbarn, ihr Zuhause verloren. Eigentlich hält sie nichts mehr hier, sagen sie. Aber wohin gehen? Natalia und die Frauen leben ihr ganzes Leben hier, in einem Ort, so nah an Russland, in dem russische Medien, die russisch-orthodoxe Kirche ihr Leben geprägt haben. Gerade wissen sie nicht mehr, woran sie glauben sollen, sagen sie.

Kramatorsk wird gerade regelmäßig beschossen, zuletzt vor drei Tagen. Russische Raketen trafen diese Wohnsiedlung. Schon jetzt sind sämtliche Gasleitungen durch die Angriffe zerstört. Viele Menschen würden im harten Winter hier ohne Heizung schlichtweg erfrieren. Die Versorgungslage wird auch ansonsten immer schlechter. Etwa 65.000 Menschen leben noch in der Stadt. Viele haben keine Arbeit, kein Geld mehr. Ohne die Lebensmittel, die Hilfsorganisationen verteilen, würden sie hungern, erzählen uns viele. Trotzdem wollen die meisten bleiben.

In Pokrovsk - unserer letzten Station - treffen wir die, deren Gesundheit in Gefahr ist. Und die deshalb keine andere Wahl haben, als zu gehen: Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat einen Zug zu einer Krankenstation umgebaut und bringt Kriegsverletzte und Kranke in andere Teile der Ukraine, weg von der Front. In Waggon Vier sitzt eine kleine Familie, die gerade einen Anschlag überlebt hat, die noch nie irgendwo anderes war als in ihrem Heimatort, erzählen sie. Wenigstens seien die Kinder wie durch ein Wunder unverletzt. Vielleicht kommen sie ja an einem Ort an, an dem es für die Kinder mehr Hoffnung gibt, sagen sie.

Autorin: Shafagh Laghai, ARD Kiew

Stand: 17.07.2022 22:11 Uhr

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