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Sri Lanka: Land zwischen Wut und Zuversicht

Sri Lanka: Land zwischen Wut und Zuversicht | Bild: ARD Neu Delhi

Seit sieben Tagen steht Mohamad Safar an genau diesem Platz in der kilometerlangen Schlange vor der Tankstelle in Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Vor einer Woche hieß es, dass eine neue Benzinlieferung kommen würde - seitdem wartet er hier Tag und Nacht vergeblich.: "Ich bin von der Situation im Land und meiner eigenen Lage angewidert. Ich habe kein Benzin, kein Essen. So geht es den meisten in Sri Lanka. Täglich komme ich etwa ein bis zwei Stunden nach Hause. Den Rest der Zeit verbringe ich hier."

Weil Mohamad kein Benzin besitzt, um Gäste zu transportieren, hat seine Familie so gut wie keine Einnahmen. Das Kochgas ist längst ausgegangen. Seit Wochen bereitet seine Frau Razeema das Essen auf offener Flamme zu. Nun werden auch die Lebensmittel im Sechs-Personen-Haushalt langsam knapp.

Hinzu kommt, dass die drei Kinder zurzeit nicht in die Schule gehen können. Selbst für Lehrer bestehen kaum Transportmöglichkeiten. Und so bleiben die meisten Schulen in Sri Lanka seit Wochen geschlossen.

Die Krise - seit Monaten hat sie Sri Lanka im Griff.

100 Tage Protest

Tausende Menschen demonstrieren seit genau 100 Tagen gegen die Regierung. Am vergangenen Wochenende entlud sich die Wut der Bevölkerung in Massenprotesten. Am Samstag stürmten Demonstranten den Präsidentenpalast, am Mittwoch das Büro des Premierministers.

Auch wenn der ungeliebte Präsident Gotabaya Rajapaksa inzwischen seinen Rücktritt bekannt gab und ins Ausland flüchtete, kleben viele Spitzenpolitiker weiter an ihren Posten. So wie der bisherige Premierminister Ranil Wickremsinghe, der nun das Amt des Präsidenten kommissarisch übernommen hat.
Viele Experten glauben, dass er große Ambitionen hat das Amt weiterführen zu wollen, obwohl er beim Volk längst in Ungnade gefallen ist.

Zurück in der Tankschlange, wo Mohamad Safar noch immer auf Benzin wartet. Es ist Nacht geworden. Wieder einmal haben die Versprechungen nicht gestimmt, wieder einmal kam kein Nachschub. Mit jedem weiteren Tag ohne Sprit verliert er immer mehr an Zuversicht.
Seine einzige Hoffnung für die Zukunft: dass ein neuer Präsident, der schon am Mittwoch vom Parlament gewählt werden könnte, endlich eine Lösung für die Krise findet.

Autor: Oliver Mayer, ARD Neu Delhi

Stand: 17.07.2022 22:22 Uhr

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