So., 28.04.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
Nordkorea: Hoffnung für die Schwächsten - Fluchthelfer an der Grenze
Über den vereisten Fluss Tumen läuft eine geheime Schmuggelroute von China nach Nordkorea. Eine dünne Lebensader in das abgeschottete und bitterarme Land. Der südkoreanische Pfarrer Kim Seung-un nutzt diese Route. Seine Helfer schmuggeln Lebensmittel und auch Bibeln hinein. Auf dem Rückweg nehmen sie eine kostbare Fracht mit hinaus: Menschen, vor allem Kinder.
Überleben in Nordkorea ist wie Krieg
"Das größte Problem in Nordkorea ist der Hunger", sagt Pfarrer Kim. "Überleben in Nordkorea - das ist wie Krieg. Wenn du Dir Essen besorgen willst, dann ziehst Du in eine Schlacht. So schwierig ist das Leben dort."
Die Menschenschmuggler haben Kameras dabei. Sie drehen heimlich und unter großer Gefahr. Sie drehen Bilder von Kinder und Jugendliche - obdachlos und verwahrlost. Sie trifft der Hunger in Nordkorea am härtesten.
"In Nordkorea gibt es so viele Kinder, die zu verhungern drohen. Sie laufen einfach durch die Straßen. Wir müssen sie gar nicht groß suchen. Die Eltern sind meistens selbst schon tot. Keiner kümmert sich", erzählt Kim.
"Viele dachten, mit dem neuen Staatsführer Kim Jong Un wird sich in Nordkorea alles ändern. Was für eine Enttäuschung. Dieser junge Mann droht mit Atomwaffen und lässt sein eigenes Volk im Stich. Für die einfachen Menschen in Nordkorea ist das Leben noch härter geworden.", sagt Pfarrer Kim.
Grenzer werden bestochen
So werden die Schmuggler auch auf Shin Hyuk aufmerksam. Der 7 Jahre alte Junge, ein Waisenkind, ist ganz auf sich allein gestellt. In der Nacht werden Shin Hyuk und 15 andere Menschen ausgeschleust. Ein nordkoreanischer Soldat verwischt ihre Spuren im Schnee. Pfarrer Kim und seine Helfer haben die Grenzer bestochen.
Die Flucht in die Freiheit ist eine monatelange Odyssee durch Asien: Die Route führt von China und Laos weiter nach Thailand. Und erst von dort nach Suedkorea - in die Hauptstadt Seoul.
Crashkurs für das 21.Jahrhundert
Wer es schafft, landet zunächst im Flüchtlingslager Hanawon. Hier gibt es für die Neuankömmlinge einen Crashkurs für das 21.Jahrhundert. Kinder lernen Schreiben und Rechnen, Erwachsene, wie ein Geldautomat funktioniert oder wie ein Burger schmeckt.
Etwa 25.000 Nordkoreaner sind bisher in den Süden geflüchtet, darunter auch viele Kinder. Jeden Sonntag sammelt Pfarrer Kim in seiner Gemeinde Spenden. Damit will er wieder Lebensmittel nach Nordkorea schmuggeln und Menschen hinaus in die Freiheit.
Autor: Philipp Abresch, ARD-Studio Tokio
Stand: 27.03.2019 03:47 Uhr
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