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USA: Wo die Menschen gesund alt werden

USA: Wo die Menschen gesund alt werden | Bild: NDR

Die Hoffnung auf ein ewiges Leben ist so alt wie die Menschheit. Milliardäre wir Amazon-Gründer Jeff Bezos oder auch Facebook-Chef Mar Zuckerberg stecken viel Geld in die Alters- und sogar in die Unsterblichkeitsforschung. Dabei müssten sie nur nach Kalifornien fahren. Dort, in Loma Linda, werden die Menschen deutlich älter als im Rest der USA. Jane (103), James (82) und Christine (85) erzählen uns ihr Geheimrezept.

Mit 104 Jahren schwört Jane Pihl auf gesunde Ernährung. Sie hat nie geraucht, nie Alkohol getrunken. "Menschen töten sich mit ihren Essgewohnheiten. Ihre Lebensweise ist tödlich." Sie ist Mitglied der Siebenten-Tags-Adventisten, einer protestantischen Freikirche. Die Gläubigen sollen gut mit ihrem Körper umgehen, ihm nicht schaden, am besten vegetarisch essen. "Gesund zu leben ist ja keine Religion. Es ist eine Art Lebenshilfe. Auch für die, die nichts mit Religion zu tun haben", sagt Jane. Ihr Mann war Arzt. Viel Wasser trinken, sich oft bewegen, ein Ruhetag pro Woche – nach diesen Regeln leben sie hier.  

Studie in Loma Lina: Adventisten leben länger

Jane Pihl schaut in die Kamera.
Mit 104 Jahren schwört Jane Pihl auf gesunde Ernährung. | Bild: NDR

Angefangen hat alles mit einem Sanatorium auf diesem Hügel. Heute ist der Ort berühmt für sein medizinisches Zentrum, die Universität. Der Lebensstil hier scheint Zeit zu schenken. Das macht Loma Linda zur sogenannten Blauen Zone, einem Ort, in dem Menschen überdurchschnittlich alt werden. Gesundheitsbotschaften hängen für alle sichtbar im Ort, ein Rauchverbot gilt in der ganzen Stadt.

In einer Langzeitstudie hat Gary Fraser von der Universität Loma Linda die Lebenserwartung von Adventisten untersucht: "Wir haben herausgefunden, dass Männer, im Unterschied zu anderen Kaliforniern, sieben Jahre länger leben, Frauen viereinhalb Jahre. Das ist ziemlich viel. So sehr steigt die Lebenserwartung einer ganzen Bevölkerung sonst in einer oder zwei Generationen."

Christine Ho schwimmt jeden Morgen 18 Runden. Die ehemalige Krankenschwester ist überzeugt, dass der Sport sie gesund und glücklich hält. Erst kraulen, dann zur Belohnung Rückenschwimmen: "Ich mag Rückenschwimmen. Man kann leichter atmen, und ich kann in den Himmel schauen. Manchmal sehen die Wolken wie Tiere aus. Ich genieße das." Ihr Mann James spielt regelmäßig Badminton, immer mit Jüngeren.

Freiwilliges Engagement und ein Ruhetag

Schild mit der Aufschrift "Breathe", atme.
In Loma Linda werden die Menschen überdurchschnittlich alt. | Bild: NDR

Loma Linda ist nicht nur ein Ort für alte Menschen. Hier leben alle Generationen zusammen. Sie sollen sich gegenseitig stützen. James hat früher den Sohn seines Badminton-Partners trainiert. Der ist 30 Jahre jünger. "Das hält mich fit. Ich strenge mich mehr an. Ich will mit den Jungen mithalten können." Zuhause prangen James‘ Medaillen. Der 82-Jährige nimmt noch immer an Wettkämpfen teil, bei den Senioren – und gewinnt in der Regel. Für das Ehepaar Ho gehört zu einem langen Leben auch die Kunst, es zu genießen.  

"Wir sind früh in Rente gegangen, mit 55. Man braucht doch nur ausreichend Geld, um zu leben, die Welt zu sehen und sich zu freuen", sagt Christine. Und ihr Mann ergänzt: "Ich halte mich an unseren Ruhetag, gehe zur Kirche und singe. Freiwillig. Ich bekomme kein Geld dafür. Mich macht es glücklich, meine Begabung mit anderen zu teilen."

Freiwilliges Engagement ist noch ein Geheimnis für Langlebigkeit. Genauso wie der Sabbat, der Ruhetag, immer samstags, ein Tag ohne Arbeit. In Loma Linda befolgen das alle. Anders als die meisten US-Amerikaner, die eine deutlich kürzere Lebenserwartung haben als zum Beispiel Europäer, und stärker an Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes leiden. Wissenschaftler Fraser findet, Loma Linda sollte ein Vorbild für das ganze Land sein – unabhängig von der Religion: "Es gibt keinen Zaubertrank oder eine Pille oder so was. Die Adventisten praktizieren viele Dinge, deren Nutzen wir bereits kennen, und sie tun das als ganze Gruppe." 

"Macht einfach, was die Natur, was Gott von uns will"

Jane geht jeden Tag eine Stunde spazieren. Egal wie heiß es ist. Einige ihrer Nachbarn hat sie schon überzeugt. Schließlich ist sie 104. "Sie ist ein guter Mensch und mein Vorbild: Ich esse jetzt anders, ich habe abgenommen, ich gehe mehr", sagt Nachbarin Diane Eldrige.

Janes Rat ist simpel : "Macht einfach, was die Natur, was Gott von uns will. Er wollte nicht, dass wir nur herumsitzen und Fernsehgucken. Geht raus in die Natur, genießt das Leben." Sie versteht nicht, warum das vielen so schwer fällt.  Es ist ihre Formel für ein langes, gesundes Leben.

Autorin: Claudia Buckenmaier, ARD Studio Washington

Stand: 24.10.2021 21:28 Uhr

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