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USA: Zweite Chance für die Umwelt

USA: Zweite Chance für die Umwelt | Bild: WDR

Anmutig bahnen sich die Meeresschildkröten ihren Weg. Ihre Heimat ist ein Riff vor der Inselgruppe Florida Keys. Doch dieser Anblick ist sehr selten geworden. Denn diese so genannte grüne Meeresschildkröte ist vom Aussterben bedroht. Nur noch einige Zehntausend von ihnen gibt es weltweit, früher waren es Millionen.

Die verbliebenen Exemplare zu schützen, ist die Mission von Sherri Crilly. Im Auftrag der Organisation 'Rettet die Schildkröte' sucht sie das Riff nach verletzten Schildkröten ab. Immer wieder verfangen sie sich in Fischernetzen und Bojen oder werden von Booten verletzt. Warum liegen Sherri die Tiere so am Herzen? "Meeresschildkröten sind so geheimnisvoll. Sie leben schon länger auf der Erde als fast jedes andere Tier. Es sind prachtvolle Kreaturen, wunderschön. Sie können mehrere Hundert Pfund schwer werden und sind trotzdem elegant", erzählt Sherri Crilly.

Bidens Politik bringt Hoffnung in Sachen Umweltschutz

Doch der Klimawandel bedroht die Zukunft der grünen Meeresschildkröten. Weil die Wassertemperaturen kontinuierlich steigen, werden mehr weibliche als männliche Tiere geboren. Das führt zu einem Nachwuchsproblem. Sherri ist froh, dass Präsident Biden die USA zurück ins Pariser Klimaabkommen geführt hat.

USA: Auf den ersten Blick ein Paradies, auf den zweiten Blick wird die verletzte Natur sichtbar
USA: Auf den ersten Blick ein Paradies, auf den zweiten Blick wird die verletzte Natur sichtbar | Bild: WDR

Ihr Mann Roger sieht das ganz anders. Er glaubt, dass Biden nur durch Wahlbetrug Präsident geworden ist und falsche Entscheidungen trifft: "Ich bin nicht glücklich darüber, dass Präsident Biden wieder ins Pariser Klimaabkommen eingetreten ist. Ich bin auf der Linie der Trump-Regierung, die daraus ausgetreten ist. Amerika hat sich doch genug um die Umwelt gekümmert – dafür muss man aber nicht so viel Geld für das Pariser Klimaabkommen ausgeben." Gerät er wegen seiner Meinung nicht mit seiner Frau in Streit? "Sherri und ich sprechen nicht darüber. Sie will das nicht hören, also behalte ich meine Gedanken lieber für mich."

Schildkröten-Krankenhaus als Anlaufstelle für verletzte Tiere

Sobald Sherri verletzte oder kranke Tiere findet, werden diese ins Schildkröten-Krankenhaus gebracht. Manchmal sogar mit dem Krankenwagen. Das Hospital ist bestens ausgestattet, es gibt zum Beispiel eine eigene Röntgenabteilung.

USA: In Florida gibt es das einzige Schildkrötenkrankenhaus der Welt
USA: In Florida gibt es das einzige Schildkrötenkrankenhaus der Welt | Bild: WDR

Frida ist von Tumoren befallen. Im OP diskutieren die Ärzte, ob eine Operation sie retten kann oder alle Hilfe zu spät kommt. Die Tumore sind in diesem Teil von Florida eine Art Volkskrankheit der Schildkröten. Schuld daran sei der Mensch, erklärt Bette Zirkelbach: "Es hat höchstwahrscheinlich mit dem Abwasser zu tun. Es setzt sich im Seegras ab. Von diesem Seegras und Algen ernähren sich die Schildkröten und bei dieser speziellen Spezies sehen wir die meisten Tumore."

Bei Frida haben die Tumore schon die Organe befallen. Die Ärzte entscheiden, dass eine Operation aussichtslos wäre. Bessere Überlebenschancen haben diese Schildkröten. Die meisten von ihnen wurden durch Boote an ihren Panzern verletzt. Weil sie dadurch ihr Gleichgewicht verloren haben, wurden ihnen hier im Krankenhaus Gewichte angeklebt. Immerhin müssen sie sich nicht mehr selbst um die Nahrungssuche kümmern. Heute stehen Salat und Tintenfische auf dem Menu. In seltenen Fällen können die Schildkröten wieder ausgewildert werden, doch dann stehen sie vor neuen Herausforderungen. "Seitdem die Menschen an den Küsten bauen, werden die Strände beeinträchtigt, an denen die Schildkröten ihre Eier legen", sagt Bette Zirkelbach vom 'Turtle Hospital'.

Der Umweltschutz hat viele zum Umdenken bewegt

Auf Key West ist kaum noch Sandstrand zu finden. Der Ort ist ein Touristenmagnet, an dem sich ein Hotel ans andere reiht. Und selbst auf weniger dicht besiedelten Inseln werden die Schildkröten beim Nisten gestört. Denn immer mehr Hauseigentümer lassen sich Stege bauen. Boote können hier nicht anlegen, weil das Wasser zu flach ist. Die Stege dienen vor allem als Statussymbol. Harry und Jennifer Appel arbeiten auch für die Organisation 'Rettet die Schildkröte'. Die Piers hindern die Tiere nicht nur am Eierlegen, sondern stellen auch eine andere Gefahr dar, erklären sie: "Wenn die Schildkröte hier rein kommt, ist sie verloren. Denn sie kann nur vorwärts schwimmen. Sie gräbt sich ein, steckt in der Falle und stirbt."

Die beiden haben eine Klage gegen das Umweltministerium erhoben, das den Bau der Stege nicht verhindert. Und das, obwohl die grüne Meeresschildkröte auf der Liste der bedrohten Arten steht. Präsident Trump hatte den Artenschutz gelockert. Harry und Jennifer hoffen, dass die neue Regierung auch hier einen Kurswechsel vollzieht. Denn vor allem deshalb haben sie Joe Biden ihre Stimme gegeben. "Ich wähle nicht mit meinem Herzen, sondern mit meinem Kopf, beeinflusst von der Wissenschaft. Nach vielen Jahren als Republikaner habe ich jetzt anders gewählt. Hier zu leben, öffnet manchen die Augen", sagt Harry Appel.

Auf den ersten Blick sind die Florida Keys ein Paradies. Doch auf den zweiten wird hier sichtbar, wie verletzlich die Natur ist. Klimawandel, Wasserverschmutzung und Bauboom stellen nicht nur Florida, sondern auch den Rest der Welt auf eine harte Probe. Ob die große Politik daran etwas ändern kann, wird sich auch am Schicksal der kleinen grünen Meeresschildkröte zeigen.

 Autor: Jan Philipp Burgard / ARD Washington   

Stand: 31.01.2021 20:30 Uhr

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