Fragen an Oliver Mommsen

Oliver Mommsen in seiner Rolle als Stedefreund
Oliver Mommsen in seiner Rolle als Stedefreund | Bild: Radio Bremen/ARD Degeto / Christine Schroeder

Herr Mommsen, im Tatort "Wo ist nur mein Schatz geblieben" hat Hauptkommissar Stedefreund eine Krise. Was ist los?

Seine Vergangenheit holt ihn ein. Irgendwann hat er eine Grenze überschritten und nun wird er damit konfrontiert. Für jemanden, der so loyal ist wie Stedefreund, gerät da eine Menge ins Wanken. Das jahrelang aufgebaute Vertrauen der beiden Kommissare wird auf eine Zerreißprobe gestellt.

Stedefreund ist in seiner beruflichen Laufbahn regelrecht erwachsen geworden, er ist als Ermittler dominanter und seiner Kollegin ebenbürtiger geworden. Was bedeutet es für Sie als Schauspieler, eine solche Entwicklung einer Filmfigur zu spielen?

Nach wie vor ist das wie ein Sechser im Lotto. Wir durften Stück für Stück herausfinden, wie Stedefreund tickt. Ich hätte nie gedacht, dass daraus so viele Mosaiksteinchen werden. Vielleicht fünf bis sechs Jahre, dachte ich. Und plötzlich sind es fast 18 Jahre geworden. Da ist ´ne Menge passiert!

Nun ist der aktuelle Tatort Ihr 33ster und letzter Fall. Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Figur in dieser Zeit vor allem entwickelt?

Er ist älter geworden, genau wie ich. Und er hat sich sehr verändert, vorsichtig und stückweise. Erst wollte Mark Schlichter (Regisseur, Anm. der Red.) den Bart, damit Mommsen endlich mal "Kante" bekommt und bei der Folge "Hochzeitsnacht" flippt er irgendwann aus und ist plötzlich emotionaler als Inga. Und 2013 nannten wir ihn liebevoll Afghanistan-Stedefreund, da wurde er sogar glatt düster und gefährlich. Es war eine sauspannende 18-jährige Reise mit dem Knaben.

Hatten Sie Einfluss auf diese Entwicklungsprozesse?

Ich bin passionierter Fremdtextquatscher. Meine Phantasie zündet erst, wenn ich ein Drehbuch auf dem Tisch habe. Gute Drehbücher werden selten von Schauspielern geschrieben. Wir denken aus guten Gründen sehr aus der Perspektive der Figur, die wir verkörpern.

Sie haben gesagt: "Es ist am besten zu gehen, wenn es am Schönsten ist". Wie geht es Ihnen jetzt damit, dass es vorbei ist?

Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf das große Abenteuer "nach dem Tatort" und freue mich auf spannende Projekte. Mit Martin Wölfer und der Komödie am Kurfürstendamm in Berlin haben wir gerade ein Stück gefunden, das im Januar 2020 Premiere haben wird. Letztes Jahr durfte ich für die ARD Degeto in Österreich drehen, "Der beste Papa der Welt", Regie führte Sascha Bigler, der Sohn von Christiane Hörbiger, mit der ich schon zweimal die Ehre hatte, drehen zu dürfen. Und dann hat Neele Vollmer "Lottaleben" verfilmt. An der Seite von Laura Tonke spiele ich den etwas steifen Vater. Die Dreharbeiten zu den beiden letzten Tatorten von Radio Bremen "Blut" und "Wo ist nur mein Schatz geblieben?" waren zwei tolle Abenteuer für Stedefreund und Mommsen. Einfach machen es einem die Bremer echt nicht zu gehen.

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