Regisseur Torsten C. Fischer im Interview

Tatort: Vier Jahre
Tatort: Vier Jahre  | Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH / Thomas Kost

Vier Jahre vergehen, aber der Hauptschauplatz ist der gleiche – wie haben sie die unterschiedlichen Zeitebenen in diesem Tatort in Szene gesetzt?

Vier Jahre sind ja ein nicht zu großer Zeitsprung, der einen größeren Maskenaufwand etwa bedeuten würde. Da haben die beiden Maskenbilder:innen nur ein wenig eingegriffen und gestaltet. Andererseits macht es der geringe zeitliche Abstand auch etwas schwierig, will man keine Zeittafeln oder ein demonstrativ unterscheidende Bildästhetik einsetzen, was wir vermeiden wollten. Mein Kameramann Holly Fink und ich wollten, dass die Zeitebenen durchaus ineinanderfließen, der Zuschauer gefordert ist und sich orientieren muss, um ihn auch so intensiver zu beteiligen in der Erkundung des Geschehens. Psychologisch wie emotional könnte man sagen, die Geschehnisse in der Silvesternacht bestimmen in dramatischer Weise diese nächsten vier Jahre, hallen nach. Die Personen sind in ihrem Geflecht, in den Konsequenzen, die sie tragen und zu ziehen haben, verfangen. Diese Nacht lässt sich nicht abschütteln, nicht ausblenden oder wie ein Geschwür wegschneiden.

Der Hauptschauplatz, die Villa, kam uns dabei aber sehr hilfreich entgegen. Ihre Architektur wird von einem großen Pool beherrscht, ein alter Bombentrichter noch aus dem zweiten Weltkrieg, der umfunktioniert wurde. Der Pool spielt ja eine zentrale Rolle in unserem Film, er ist gefüllt zu Beginn – und dann geleert worden. Das schafft eine gute und zentrale Orientierung neben anderen Faktoren.

Thomas Heinze, Nina Kronjäger, Martin Feifel und Max Hopp – die Schauspieler:innen schlüpfen in die Rollen von Schauspieler:innen. Was ist für Sie das Reizvolle an der Konstellation?

Wir suchten mit der Casterin Iris Baumüller von Beginn an für diese speziellen Rollen nach Schauspieler:innen, die zum einen durch ihre Prominenz beim Zuschauer auch als solche – als Schauspieler:innen – akzeptiert werden, um auch weiter durch die speziellen Besetzungsentscheidungen mit den Rollen spielen zu können. Was ist gespielt, was ist Rolleninterpretation, was ist vielleicht sogar privaterer Natur – um die Figuren auch weniger einordbar zu machen. Das spannende Drehbuch von Wolfgang Stauch wies schon früh in eine solche Richtung, in der ‚Spiel‘, ‚Schauspiel‘ und was ist ‚Wirklichkeit‘ miteinander konkurrierten und verschwammen. Thomas Heinze wird in seiner Rolle einmal etwas naiv gefragt: ‚Was ist bei Euch Schauspielern eigentlich echt? Lachst Du wenn du lachst? Heulst Du wenn Du heulst?‘ – Er antwortet: ‚Bei mir ist alles echt.‘ Nun, dem ist natürlich ganz sicher nicht so, zumal wenn es um Taktiken und Verschleierung, um kluge Schachzüge in einem ‚Tatort‘ gehen muss.

Ich hatte mit fast allen der vier Schauspieler zuvor gearbeitet. Die etwas toxische Männlichkeit, die die Rolle von Thomas Heinze erfordert, wie sein Verstummen in der Ohnmacht, die sich immer mehr in ihm ausbreitet. An seiner Seite Nina Kronjäger, die ja beide im ‚wirklichen Leben‘ einmal ein Paar waren und dies für den Zuschauer auch mit hineintragen. Die nun hier um ihre Ehe kämpfen, sich miteinander messen, um Vertrauen ringen. Martin Feifel, der trotz seiner Körperlichkeit so zerbrechlich sein kann, Max Hopp der ein gewaltiges komödiantisches Potential hat. Ich bin sehr glücklich mit dieser Besetzung.

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