Ulrike Folkerts im Gespräch

Reminiszenz an 1991: Ben Becker als Stefan Tries, Polizist in Zarten in der Westpfalz, Ulrike Folkerts als Lena Odenthal, Hauptkommissarin aus Ludwigshafen, die in ihrem 70. Fall im Einsatz ist und 30 Jahre Tatort feiert.
In ihrem aktuellen Fall begegnet Kommissarin Lena Odenthal dem Provinzpolizisten Stefan Tries wieder. | Bild: SWR / Jacqueline Krause-Burberg

Ulrike Folkerts im Gespräch

»Da funkelt und blitzt es.«

In dem "Tatort: Die Pfalz von oben" begegnen Sie als Lena Odenthal nach fast 30 Jahren wieder dem Polizisten Stefan Tries, der von Ben Becker gespielt wird. Wie war es nach so vielen Jahren wieder in den alten Rollen gemeinsam vor der Kamera zu spielen?

Dank Stephan Dähnerts erstklassigen Drehbuches und wunderbaren Dialogen zwischen Stefan Tries und Lena Odenthal war es eine reine Freude dem Schauspieler Ben Becker wiederzubegegnen. Wieder mit Ben Becker zu spielen war für mich ein Geschenk, das funktioniert einfach, da stimmt die Chemie, da funkelt und blitzt es.

Viele Jahren war Mario Kopper, der von Andreas Hoppe gespielt wurde, an Ihrer Seite. Nun haben Sie mit Johanna Stern, gespielt von Lisa Bitter, eine junge Kollegin im Team. Wie hat sich der Teamgeist vor und hinter der Kamera verändert?

Zwei Frauen werden anders wahrgenommen. Wir sind zwei unterschiedliche Generationen, haben unterschiedliche Denk- und Herangehensweisen einen Fall zu klären, da trifft langjährige Erfahrung auf analytisches Denken, da gibt es Reibung, Alleingänge und dann auch enge Zusammenarbeit, stummes Verstehen und aufeinander Aufpassen. Mir gefällt diese neue Dynamik.

Gab es in den 30 Jahren, in denen Sie als Kommissarin Lena Odenthal ermitteln, auch mal brenzlige Situationen während der Dreharbeiten?

Was heißt brenzlig? Es gab Dreharbeiten, wo die Fetzen flogen, wo wir gestritten, gekämpft, gelitten haben … Es gab Nächte, die unerträglich lang und kalt waren … es gab Filme, da hatten das gesamte Team und die Schauspieler*innen Magen-Darm-Grippe und es wurde dennoch gearbeitet … Und es ist passiert, dass ein Sicherheitsglas, das den Kameramann vor der Munition des Gewehres schützen sollte, was direkt in die Kamera zielte, nicht gehalten hat, der Kameramann mit Glassplittern im Auge ins Krankenhaus kam und einfach nur verdammtes Glück gehabt hat! Schießereien sind und bleiben gefährlich am Set.

Lena Odenthal ermittelt in Ludwigshafen. Wie würden Sie die Stadt beschreiben und was ist für Sie das Besondere an Ludwigshafen?

Ludwigshafen ist sehr ambivalent, eine Stadt, die nach dem 2. Weltkrieg komplett zerstört war, entsprechend ist die Architektur der Stadt heute eine Nachkriegsarchitektur. Dann gibt es aber doch diese bezaubernden Arbeitersiedlungen, erhaltene Altbauten, die mich an Berlin Kreuzberg erinnern. Ludwigshafen ist eine Multi-Kulti-Stadt, praktiziert seit Jahren ein tolles Miteinander, hat BASF als besten Arbeitgeber, eine wunderbare Umgebung, Weinberge, Wälder, Seen und Flüsse. Ludwigshafen ist als Filmkulisse herrlich zu erzählen, es gibt so unterschiedliche Bezirke, Industrielandschaften, einen Hafen, den Rhein, und schließlich die Pfalz selbst, unendliche Natur, das hat mich immer wieder beindruckt.

Der "Tatort" wird ja gerne auch als "Lagerfeuer der Nation" bezeichnet. Dabei steht die Reihe auch für ein Stück Zeitgeschichte. Welche Themen der Gesellschaftskritik waren für Sie besonders in den drei Jahrzenten Lena Odenthal?

Soziale Themen finde ich immer wieder wichtig und richtig zu erzählen, angefangen bei dem Thema Kindesmissbrauch, vernachlässigte Kinder, Gewalt in der Familie, bis hin zu mit HIV verseuchte Blutkonserven oder Thriller wie "Die Zärtlichkeit des Monsters" … Es gab politische Themen, wie Ehrenmord, wie der Einsatz von Drohnen im Krieg von deutschem Boden aus, ausgeführt von USA Soldaten, oder Korruption innerhalb der Polizei, oder Filme, die einfach unterhalten wollen, spannend sind, wie "Der kalte Tod", "Hauch des Todes" und vieles mehr.

Nicht nur die Gesellschaft, auch die Mode hat sich in 30 Jahren verändert. Welchen Wandel hat Lena Odenthal mitgemacht? Und hatten oder haben Sie ein Lieblingskleidungsstück?

Frisuren und Mode sind tatsächlich innerhalb dieser 30 Jahre einem irrsinnigen Wandel unterlegen. Das ist lustig anzuschauen. Ein Lieblingskleidungstück, zeitlos und unkaputtbar ist für mich die Lederjacke für Lena.

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