Statement von Ayşe Polat, Regie

WOA-Fans.
WOA-Fans. | Bild: NDR / Thorsten Jander

»Das Buch hat mich begeistert, weil es das Streben nach Glück und die Konsequenz daraus aus verschiedenen Perspektiven zeigt. Vor allem geht es auch um die Abgründe, die sich auftun, wenn man obsessiv an seinen Träumen festhält. Wie weit ist man bereit, dafür zu gehen? Das Glück des einen kann das Unglück des anderen bedeuten: Für die Befriedung der eigenen Wünsche wird in einem kapitalistischen System die Ausbeutung anderer Menschen einfach in Kauf genommen. Machtverhältnisse spielen dabei eine entscheidende Rolle. Dazu kommt ein vielleicht überhöhter Anspruch an das eigene Leben. Wann hat man genug, um glücklich sein zu können? Das Wacken-Festival als Rahmen für diesen „Tatort“ zu wählen, war schon sehr interessant. Das Spannungsfeld zwischen Dorfidyll und ausschweifendem Mega-Event bietet eine spezielle Qualität. Dabei geht es natürlich nicht nur um das Festival und die Musik, sondern auch um menschliche Abgründe hinter beschaulicher Fassade. Die Metal-Kultur ist in diesem Kontext interessant, da sie viele Tabuthemen wie Gewalt und Tod verhandelt, die in der Gesellschaft weiterhin gerne verdrängt werden. Auch wenn die einstige Subkultur Heavy Metal schon lange im Mainstream angekommen ist, hat sie sich ihre Andersartigkeit bewahrt. Borowski und Sahin treten als außenstehende Beobachter sowohl in das Dorfleben als auch das Festivalgeschehen ein. Für sie ist beides fremd und dadurch ist ihr Blick auf die Geschehnisse natürlich dem der Fernsehzuschauer*innen sehr ähnlich. Ich selbst hatte nie einen Zugang zur Heavy Metal-Kultur, deswegen war es spannend, in diese für mich neue, musikalisch doch vielfältige Welt einzutauchen. Und dabei habe ich die Musik auch zu schätzen gelernt. Das ist das Wunderbare, bei einem solchen Projekt Regie führen zu dürfen – es eröffnen sich immer wieder neue, faszinierende Einblicke.«

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