Paul Salisbury (Buch)
„Schutzmaßnahmen“ erzählt die Geschichte der Familie Schenk weiter. Im Mittelpunkt steht dabei Freddy Schenks Tochter Sonja, die zuletzt 1999 im „Tatort“ zu sehen war. Wie sind Sie bei der Weiterentwicklung der Figur vorgegangen?
Zunächst war es sehr reizvoll, Kommissar Freddy Schenk als Vater und Großvater zu erzählen und die so lange nicht mehr bespielte Beziehung zu seiner älteren Tochter Sonja wiederaufzugreifen. Ich wollte Tochter und Vater in einer etwas entfremdeten Situation zeigen, die für den Zuschauer spannend ist und sich darüber hinaus mit dem Fall verknüpft. Es sollte keine ‚amüsante Nebenhandlung‘ sein, sondern etwas, das die Beziehung der beiden auf eine harte Probe stellt. Sonja ist eben längst keine Heranwachsende mehr, sondern eine gestandene Frau, die sich von ihrem Vater nicht mehr die Welt erklären lässt. Sie hat ganz klare eigene Vorstellungen und Prinzipien. Diese bringen sie im Film allerdings nicht nur in Konflikt mit Schenk, sondern auch in ziemlich große Schwierigkeiten, bei deren Bewältigung beide aufeinander angewiesen sind. Die beiden lernen sich über den Fall komplett neu kennen und finden am Ende auch wieder ein Stück näher zueinander.
Hier hält man zusammen – so besingt man in Köln gerne das eigene Viertel. Wie belastbar ist das Gemeinschaftsgefühl der Figuren in „Schutzmaßnahmen“?
Der Zusammenhalt des Kölner Viertels in ‚Schutzmaßnahmen‘ ist zweischneidig. Einerseits gibt es dieses ‚Wir‘-Gefühl tatsächlich und wird auch aufrichtig gelebt. Man hilft sich gegenseitig, steht füreinander ein. Andererseits bringt dieser ‚Kiez-Korpsgeist‘ aber auch ungesunde Auswüchse hervor. Jemand wie Feinkosthändler Viktor Raschke, im Film gespielt von Manfred Zapatka, nutzt das ‚Wir-Gefühl‘ für seine erpresserischen Geschäfte aus und beschwört den Zusammenhalt nur, um in Wahrheit über Angst und Gewalt die Menschen vom Reden abzubringen. Sie sollen schweigen, es nicht wagen, sich zur Wehr zu setzen und ihm weiter Schutzgeld zahlen. So wird der eigentlich positive Gedanke einer solidarischen Gemeinschaft zum Deckmantel für hinterhältige Erpressung und zum Instrument der Unterdrückung. Der wahre Zusammenhalt findet dann wieder statt, als jemand endlich den Mut aufbringt, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. Dann verbünden sich die Leute schließlich gegen den Tyrannen und bringen ihn zu Fall. Mit Hilfe der Kommissare versteht sich.
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