Fragen an Dieter Meyer

Ton

Was waren für Sie als Tonmeister die speziellen Herausforderungen bei den Dreharbeiten?

Ein Tonkonzept zu erarbeiten, welches die vollkommene Beweglichkeit der Schauspieler und der Kamera ermöglichte, war eine große Herausforderung. Die Planung der Tonaufzeichnung und deren Bedienung erforderte große Weitsicht und Erfahrung. Das Realisieren der notwendigen Technik dazu war dann nur mit großer Flexibilität zu erreichen. Einen Take für den ganzen Film mit vielen bewegten Sprechrollen, Musikern, hunderten Statisten und rundum schwenkender Kamera in einer riesigen Location mit zum Teil akustisch ungeeigneten Drehorten bedeutete für den Ton einen großen Aufwand. Die ganze Technik musste mit einem langen Vorlauf vor dem Drehbeginn des Takes gestartet werden und erlaubte kein Eingreifen mehr während des Drehs. Die Vorarbeiten, um den Drehbeginn um 21:20 Uhr zu ermöglichen, begannen deshalb für mich schon um 16:00 Uhr. Ab 17:40 Uhr begannen wir zu dritt mit dem Verkabeln der Schauspieler. Der Arbeitstag war dann für mich nach dem Audio-Daten-Management um 3:00 Uhr in der Früh des nächsten Tages zu Ende.

Wie haben Sie die Dialoge des großen Schauspielensembles eingefangen, die ja 90 Minuten quer durchs KKL unterwegs waren?

Jeder Schauspieler mit Sprechrolle hatte sein eigenes Lavalier- Mikrofon mit eigenem Rekorder, total waren das 37. Dazu kamen 16 Stützmikrofone und elf Stereo-Atmo-Mikrofone für die Musik und Massenszenen. Und zum Teil zwei geführte Tonstangen und das Kamera-Mikrofon. Zusammen ergab das 82 Tonspuren auf insgesamt 57 dezentral verteilten, autonom und unkontrolliert aufzeichnenden Audio-Rekordern. Große Sorgfalt war angebracht und eine große Portion Glück war mit dabei.

Wie haben Sie die klassischen Musikstücke aufgezeichnet? Wurden sie vorher aufgenommen oder live gespielt oder erst in der Postproduktion hergestellt?

Die Musik spielt ja eine zentrale Rolle im Film. In der Vorbereitung hatte ich mich für eine reine Play-back-Lösung ausgesprochen. Eine Liveproduktion mit einem aus filmisch interessanten Musikern sowie mit Schauspielern an Piano und Klarinette zusammengesetzten Orchester, welches von einem Schauspieler als Dirigenten geführt, mit genauem durch die Szenen vorgegebenem Zeitplan aufspielen musste und sich dabei noch nie vor dem Einsatz im KKL getroffen hatte – das wäre sehr riskant gewesen. Man hat Aufnahmen ohne viel Rechteabgeltung gesucht und andere teurere Stücke im Studio vorproduziert. Diese Aufnahmen wurden dann mit Einzählern versehen und als möglichst leises Play-back über die im Orchester verteilten Lautsprecher im richtigen Takt und Timing eingespielt. Die Musiker haben dazu kräftig und perfekt mitgespielt. Der ganze Klang des effektiven Musikspiels des Orchesters wurde über eine Konzert- Mikrofonie aufgezeichnet. Zusammen mit der Akustik des KKL ergab dies eine sehr transparente Aufnahme von genügender Qualität. Durch die große Kunstfertigkeit der Musiker war es auch möglich, ohne Play-back zu spielen.

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