Fragen an Delia Mayer und Stefan Gubser

Kommissarin Ritschard (Delia Mayer) ist fassungslos: Ein Giftanschlag im KKL und ihr Kollege Flückiger ist nicht erreichbar.
Kommissarin Ritschard ist fassungslos: Ein Giftanschlag im KKL und ihr Kollege Flückiger ist nicht erreichbar. | Bild: SRF / Hugofilm

Wie haben Sie sich auf die Dreharbeiten vorbereitet?

DELIA MAYER: Eigentlich wie bei all meinen Filmprojekten: mich mit dem Thema des Films auseinandersetzen, eventuell Recherchen betreiben, den Plot durchdringen, die Figuren verstehen, die Handlungsweisen und Thematik meiner eigenen Figur herausarbeiten etc.
STEFAN GUBSER: Eigentlich ganz normal wie auf jeden anderen Dreh. Da ich immer das ganze Drehbuch einige Zeit vor Drehbeginn auswendig lerne, hat dieser One-Taker auf mein Lernverhalten keinen Einfluss gehabt.

Welche Vorteile und welche Nachteile bringen die Dreharbeiten an einem One-Take mit sich?

MAYER: Den Hauptvorteil sehe ich darin, dass der Sog eines One-Takes eine passende Umsetzung des Themas des Films ist: die Bereicherung von Schweizer Schleppern im Zweiten Weltkrieg an Deutschen Flüchtlingen, die statt in die Freiheit dann doch in Konzentrationslager gebracht wurden. Für die künstlerische Arbeit sehe ich nur Vorteile. Wenn gedreht wird, kann nicht mehr eingegriffen oder korrigiert werden – nicht Perfektion ist das Ziel, sondern das Unplanbare: Es ist Improvisationsvermögen gefragt, um auf alles zu reagieren, intuitiv zu erfinden, um sich und die anderen zu überraschen. Für mich persönlich war diese Arbeit mit Dani Levy, dem ich sehr dankbar bin, wie fliegen. Die Herausforderung sehe ich aber auch auf der Produktionsseite. Der Ablauf, und damit jede Handlung, muss minutiös vorbereitet werden. Das erfordert eine andere Planung und eine viel größere Crew, als man dies von Filmdrehs gewohnt ist. Und: Der eigentliche Star am Set ist für mich die Kamera. Kameramann Filip Zumbrunn hat Enormes geleistet.
GUBSER: Ein großer Vorteil ist, dass wir Schauspieler die Rolle am Stück durchspielen können, ohne unterbrochen zu werden, was sehr angenehm ist und mich dazu bewogen hat, am liebsten immer so zu drehen (lacht). Ein Nachteil könnte für manche sein, die nicht textsicher sind, dass man etwas nicht wiederholen kann und man improvisieren muss, wenn man nicht mehr weiter weiß. Aber auch das sehe ich persönlich eher als Vorteil, denn ich improvisiere gern (lacht).

Wie lange haben Sie geprobt?

GUBSER: Vier Wochen, fast wie ein normales Theaterstück, wo man vielleicht noch etwas länger probt. Allerdings waren die Proben viel aufwendiger als im Theater, weil wir ja immer von einer Kamera begleitet wurden und wir viele verschiedene Räume bespielten. Apropos Kamera: Der Kameramann hatte den schwierigsten Part von allen. Er musste sich jede Position von uns Schauspielern merken und hatte immer diese schwere Kamera in der Hand. Filip Zumbrunn hat das fantastisch gemeistert, ich ziehe meinen Hut vor ihm.
MAYER: Der künstlerische Arbeitsprozess eines One-Takes gleicht der Erarbeitung eines Bühnenstücks mit einer Premiere zum Schluss. Die Proben waren von einer großen Freiheit geprägt, einem lustvollen Suchen, dem Entwickeln und Entdecken, was funktioniert, spannend sein könnte. Unser Ziel beim Probenprozess war, so viel wie möglich über die Geschichte, den Plot, die Figuren herauszufinden, was am Schreibtisch nicht denkbar wäre. Also auch ein Stück Kontrolle loszulassen. Und wo Kontrolle aufhört, fängt die Überraschung und Intensität an.

Gab es Pannen bei den Dreharbeiten? Gab es positive Überraschungen?

MAYER: Pannen? Nein. Es gab Überraschungen, die sofort Teil der Geschichte und somit des Films geworden sind. Liz hatte, nachdem sie durchs Gemenge gerannt ist, einen zerrissenen Rocksaum. Panne oder Intensität? Positive Überraschungen gab es viele. Die sind im Film. Sie konnten ja nicht rausgeschnitten werden.
GUBSER: Einmal traten die Rettungssanitäter mit der Trage nicht auf, weil sie ihren Einsatz nicht hörten. Sofort wurde es hektisch und alle fingen an zu improvisieren. Es war herrlich, ein wunderbares Chaos, welches der Regisseur Dani Levy ohnehin liebt. Er hielt auf wunderbare Weise die Fäden zusammen und blieb dabei immer ruhig und gelassen, was für einen Schauspieler ein paradiesischer Zustand ist. Dafür haben wir ihn alle auch so geliebt.

Wie war die Zusammenarbeit unter den Schauspielerinnen und Schauspielern?

MAYER: Das Ensemble eines solchen Projekts arbeitet viel enger zusammen als bei einem herkömmlichen Dreh, wo man teilweise anderen Schauspielern gar nie begegnet. Jeder einzelne spielte sozusagen eine Hauptrolle, jede Handlung ist wichtig für den Fortlauf. Wie Dominosteine, die purzeln. Teamplaying war angesagt, nicht Einzelkapriolen. Das ist doch viel interessanter und schöner, oder nicht?
GUBSER: Es war ein absolutes Teamwerk und wir alle freuten uns sehr, dass wir so viel Zeit zusammen verbringen konnten. Auf einem normalen Dreh sieht man ja nur gerade seine unmittelbaren Partner. Hier haben wir alle zusammen vier Wochen geprobt, viel gelacht, aber auch hart gearbeitet

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