Gespräch mit Almila Bagriacik

Mila Sahin (Almila Bagriacik) und Klaus Borowski (Axel Milberg) auf Zeugensuche.
Mila Sahin und Klaus Borowski auf Zeugensuche. | Bild: NDR / Christine Schroeder

Gleich in ihrem zweiten Fall wird Mila Sahin mit einem brutalen Mord konfrontiert. Warum legt sie sich so schnell auf die Ehefrau als Täterin fest?

"In der Ruhe liegt die Kraft", wurde Mila mit Sicherheit schon oft gesagt, aber die Leidenschaft, die sie für ihren Beruf in sich trägt, ist keine von der ruhigen Sorte. Sie musste sich ständig beweisen und schnell handeln, um weiterzukommen. Jedoch kann ihre Art auch zu Fehleinschätzungen führen. Wo ihre Schwächen anfangen, beginnen die Stärken Borowskis und umgekehrt, was die beiden als Duo stark und spannend macht.

Kann Mila mit der verschlossenen, sehr auf ihr Äußeres bedachten Victoria auch deshalb nichts anfangen, weil sie selbst authentisch und direkt ist?

Ich denke nicht, dass Mila sich mit Victoria vergleicht, aber sehr wohl mit anderen Witwen, denen sie in ihrer beruflichen Laufbahn begegnet ist. Und in diesem Fall verhält sich Victoria Dell in den Augen Milas sehr verdächtig. Doch auch diese Erfahrung wird Mila nicht so schnell vergessen und bei neuen Ermittlungen länger abwägen, bevor sie mit dem Finger auf einen mutmaßlichen Täter zeigt. Ob sie auch mit ihrer inneren Entscheidung zögern wird, ist eine andere Frage.

Borowski und Sahin liefern sich ab und zu kleine, provokante Wortgefechte. Welche neuen Charaktereigenschaften der Mila Sahin lernen wir dadurch kennen?

In "Borowski und das Glück der Anderen" interessieren sich Schladitz und Borowski für Milas Privatleben. Ihr blaues Auge ist einfach nicht zu übersehen, aber dennoch wünscht sie sich, dass ihre Kollegen diskret damit umgehen. Am Ende entscheidet sie sich für eine humorvolle Aufklärung. Ich denke, dass der humorvolle Umgang mit unangenehmen Themen eine von Milas neuen Charaktereigenschaften ist, die wir kennenlernen dürfen. Interessant ist auch der Moment, in dem sie sich eingestehen muss, dass sie Unrecht hat, obwohl sie den Fall für sich schon geklärt hatte. Dadurch, dass Borowski nicht noch länger darauf herumreitet, sondern geschmeidig weiter macht, löst sich das Konfliktpotenzial an dieser Stelle auf, wofür Mila auch dankbar ist.

Wie entwickelt sich die Dynamik zwischen den beiden?

Die Dynamik der beiden ist wie ein Pingpongspiel, und Borowskis Schmetterbälle, die gefühlt aus dem Nichts kommen und kaum die Folge einer Anstrengung zu sein scheinen, sind absolut nicht zu unterschätzen. Aber ohne Milas starke Aufschläge und Impulse würde der Ball nicht geschmettert werden können. Interessant wird das Spiel, wenn Mila den richtigen Moment erkennt und mit einer unerwartet guten Idee zurückschmettert. Das sehen wir wahrscheinlich in den nächsten "Tatort"-Folgen.

Mila handelt oft intuitiv, Borowski eher zögerlich. Kann das noch zum Problem werden?

Gegensätze können immer zum Problem werden, aber ich denke, dass die beiden intuitiv das Richtige tun und diese Gegensätze zu einer gemeinsamen Einheit umwandeln und nach außen eine starke Front bilden.

Bei ihrem ersten gemeinsamen Fall gab es diese improvisierte Tanzszene der beiden auf dem Parkdeck. Gibt es eine ähnliche Geschichte in diesem "Tatort"?

Mila sucht in diesem "Tatort" eine Wohnung, und die Wohnungsbesichtigung war bereits beim Dreh sehr amüsant. Das Ende der Szene war so nicht im Buch geschrieben. Axel zückte ein Ultraschallbild aus seinem Portemonnaie und ich war wirklich überrascht und wir improvisierten das Ende dieser Szene. Ich liebe es, wenn beim Drehen einer Szene unerwartete Momente ihren Lauf nehmen. Das macht die Arbeit sehr authentisch.

"Borowski und das Glück der Anderen" lotet die Gefühle von Neid, Gier und Wut aus. Welche Aspekte haben Sie an dem Fall besonders interessiert?

Neid! Neid ist etwas sehr menschliches, aber auch sehr hässliches. Neid ist leider ein Gefühl, das ich in unserer Gesellschaft sehr häufig beobachte. In der Türkei wird Neid auch als Auge bezeichnet, weil man das, was man sieht, dem Anderen nicht gönnt und man daran glaubt, dass neidische Augen einem das Glück kaputt machen können. Ich finde es völlig in Ordnung, etwas haben zu wollen, was man bei anderen sieht, aber nur bis zu diesem Punkt. Denn an der Stelle kann man noch die Ausfahrt dieses Gefühls nehmen und den Wunsch, etwas haben zu wollen, als Inspiration oder Impuls für sich entwickeln und daraus etwas Eigenes machen. Aber bleibt man auf der Bahn des Neides, wird man an seiner Situation kaum etwas ändern können und gegebenenfalls, wie in unserem Film, daran kaputt gehen.

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