Auf die nächsten 1.000!

von 'Tatort'-Erfinder Gunther Witte, ehemaliger Fernsehfilmchef des Westdeutschen Rundfunks

Hänschen und Schimanski im Auto
Hänschen und Schimanski im Auto | Bild: WDR

»Zum 'Tatort'-Start 1970 lud die ARD zu einem Pressegespräch in Hamburg ein. Es kamen nicht übermäßig viele Journalisten, anwesend waren die Vertreter aller Fernsehspiel-Redaktionen und eine Reihe von 'Gründungs-Kommissaren'. Auf die Frage eines Journalisten, wie lange denn die neue Krimi- Reihe gesendet werden soll, antwortete Horst Jaedicke, damals Koordinator Fernsehspiel und Fernsehdirektor des SDR, auf seine bedächtige schwäbische Art, nun ja, so zwei Jahre sollten das schon werden. 2002 beendete der damalige Fernsehspiel-Koordinator Jürgen Kellermeier sein Grußwort zum 500. 'Tatort' mit den Worten: 'Auf die nächsten 500!' Die ersten 500 entstanden innerhalb von 31 Jahren, die 'nächsten 500' brauchten dazu nur noch 14 Jahre. 2016 ist das Jahr des 1.000 'Tatorts' – ein beeindruckendes Jubiläum, fast unglaubhaft für eine abendfüllende, fiktionale Fernsehreihe, die mehr ist als spannende Krimi-Unterhaltung.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Frage nach der weiteren Lebensdauer des 'Tatorts' anlässlich der 1.000 Folge wieder auftauchen würde. Man könnte darauf antworten: 'Solange es die ARD gibt.' Man könnte allerdings auch Jürgen Kellermeiers Grußwort zum 500. 'Tatort' variieren: 'Auf die nächsten 1.000!' Was zählt: Über 45 Jahre schon ist der 'Tatort' eine andauernde Erfolgsgeschichte. Das war von Anfang an so. Schon die ersten Folgen erreichten – nach der damaligen Methode der Zuschauerbefragung – enorme Quoten, die den legendären Zahlen des Queen-Besuchs in Deutschland recht nahe kamen. Beim 500. 'Tatort' zeigte sich der auf diesem Gebiet besonders erfahrene Günter Struve mit dem damaligen Mittelwert der 'Tatort'-Folgen von 7,48 Millionen Zuschauern durchaus zufrieden. Heute würde er die Messlatte für einen erfolgreichen 'Tatort' sicher bei mindestens zehn Millionen Zuschauern anlegen, und das nicht zu Unrecht. In der Tat ist diese Explosion der Zuschauerzahlen in letzter Zeit phänomenal.

Immer wieder fragt man sich, warum der 'Tatort' so ungewöhnlich erfolgreich ist. Ich denke, dass dabei seine Regionalität eine wesentliche Rolle spielt. Sie bedeutet für ihn den großen Reichtum an unterschiedlichen Handlungsorten, eine große Zahl von interessanten Kommissars-Persönlichkeiten und vielfältige Storys für die einzelnen Folgen. So manche Geschichte wurde von der Regionalität besonders geprägt, was sie für die Zuschauer nur interessanter machte. Als Beispiel denke ich an Schimanski und sein Wirken in Duisburg und der Region.

So wie die Regionalität nur Sinn macht, wenn sie Teil eines Ganzen ist, fügen sich die einzelnen Folgen des 'Tatorts' unter dem Dach seines Labels erst zu einem ungewöhnlichen, unverwechselbaren Gesamtprogramm, dessen Reiz die Zuschauer erreicht und sie dazu bringt, den 'Tatort' kontinuierlich und mit großer Zustimmung anzuschauen. Warum sollte das in Zukunft anders sein? Also doch: Auf die nächsten 1.000!«

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