Do., 26.11.15 | 01:50 Uhr
Das Erste
Westagenten für die Stasi
Operationsgebiet Bundesrepublik: Als 1989 in Berlin die Mauer fiel, waren Schätzungen zufolge noch 3.000 Westdeutsche für die Staatssicherheit der DDR als Agenten tätig. Unauffällig spähten sie im Auftrag Ost-Berlins die Bundesrepublik und Westberlin aus, hatten die Schaltstellen von Politik, Militär und Industrie im Blick. Sie fotografierten geheime Dokumente ab und belauschten vertrauliche Gespräche. Meist wussten nicht einmal die engsten Familienangehörigen und Freunde von ihrem Agentenleben.
Für den Zeitraum von 1949-1989 geht die Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin von insgesamt 12.000 Stasi-Agenten aus, die auf dem Boden der BRD tätig waren, teils als Spitzel eingeschleust in öffentliche Einrichtungen und Regierungsstellen. Im Lippenstift versteckte Fotokameras, tote Briefkästen, geheime Treffen an verborgenen Orten, geheuchelte Liebesschwüre, gefälschte Namen und fingierte Ehen – die Geschichten von West-Agentinnen und -Agenten stehen den großen Spionagethrillern in nichts nach. Wer aber waren diese Spione? Was ihre Motive? Und wie wurden sie angeworben?
Die tägliche geheimdienstliche Arbeit
"Westagenten für die Stasi" berichtet dokumentarisch über die tägliche geheimdienstliche Arbeit in der BRD, über gefälschte Identitäten und die psychischen Anforderungen und Auswirkungen ihrer Tätigkeit. Der Film fragt aber auch, welche geheimen Informationen an die Stasi weitergereicht wurden und wie die deutsche Justiz nach Mauerfall und Wiedervereinigung mit den "Kundschafter des Friedens", wie die Agenten im Stasi-Jargon genannt wurden, umgegangen ist.
Nachgezeichnet wird der Lebensweg zweier ehemaliger DDR-Agenten: Jürgen-Bernd Runge (Politologe), der knapp zehn Jahre lang für die Stasi die Bonner FDP ausspionierte, bereut heute seine Vergangenheit. In vielen Gesprächen bemüht er sich, das Vertrauen früherer Weggefährten, wiederherzustellen. Ganz anders Peter Wolter (Journalist), der in mehreren Nachrichtenagenturen und beim Kölner Verfassungsschutz spionierte: Der überzeugte Kommunist ist auch heute noch der Meinung, in den Zeiten des Kalten Krieges dem Frieden in Europa gedient zu haben.
All diesen Fragen, die auch der Fernsehfilm "Die unsichtbaren Jahre" aufwirft, geht die Dokumentation von Carsten Günther nach und stellt den fiktiv gehaltenen Fall der Bea Kanter in einen realen historischen Kontext.
Ein Film von Carsten Günther
Erstausstrahlung: 25.11.2015
Kommentare