Gespräch mit Roeland Wiesnekker (Rolle Gregor Flemming)

Vertraut miteinander: Gregor (Roeland Wiesnekker) und Agnes (Ulrike C. Tscharre)
Vertraut miteinander: Gregor und Agnes  | Bild: NDR / Markus Hertrich

Gregor Flemming

Gregor ist zufrieden mit seinem Leben. Das war nicht immer so – der Tod seiner ersten Frau hatte Gregor den Boden unter den Füßen weggerissen. Dann kam Agnes und gab ihm Halt. Seit 16 Jahren hat er nun eine neue, harmonische Familie. Alles im Gleichklang mit Agnes. Dachte er zumindest.

Denn plötzlich ist alles anders: Agnes will die Welt retten und hat keine Zeit mehr für ihn. Dabei braucht er sie dringender denn je. Im Job kämpft er gegen die Konkurrenz von Jüngeren und sie lässt ihn einfach im Regen stehen. Ausgerechnet ihn, den einfühlsamen und verständnisvollen Ehemann und Vater. Wie soll Gregor ihren Wunsch nach Veränderung auch verstehen, wenn doch alles gut war?

Noch einen Verlust verkraftet Gregor nicht. Konflikte auszutragen ist nicht seine Sache. Da zieht er sich lieber gleich zurück, stellt die ganze Beziehung in Frage. Ist die Liebe noch zu retten?

Gespräch mit Roeland Wiesnekker

Sie spielen mit Gregor Flemming einen Mann, der aus der Bahn geworfen wird, als seine Frau anfängt, mehr Zeit in ihre ehrenamtliche Tätigkeit zu investieren. Welche Ängste werden dadurch bei Gregor freigesetzt?

Es ist natürlich eine große Veränderung, wenn man merkt, dass etwas Bestehendes, das immer gut war, plötzlich weg sein könnte. Man wird auf sich selbst zurückgeworfen und dann fängt alles an zu kriseln. Erstmal passiert gar nicht viel und das hat mir am Drehbuch auch gefallen. „Wo ist die Liebe hin?“ erzählt, wie in den kleinen Dingen, die geschehen, die großen Themen stecken. Und Gregors großes Thema ist seine alte Angst, jemanden zu verlieren. Seine erste Frau ist gestorben, er konnte sie nicht festhalten, und nun fürchtet er, dass ihm auch Agnes entgleitet, obwohl das anfangs eine völlig irrationale Angst ist.

Wo ist denn bei Agnes und Gregor die Liebe hin? Waren sie überhaupt ein glückliches Paar, wenn es ihnen nicht gelungen ist, über ihre Bedürfnisse und Ängste zu sprechen?

Sie sind schon ein harmonisches Paar, aber vielleicht wurden gewisse Sehnsüchte nicht benannt. Wenn´s läuft, dann läuft es, das kennen wir doch alle in irgendeiner Form, und da werden manche Bedürfnisse unter den Tisch gekehrt. Ich kann das gut nachvollziehen, denn ich habe das so ähnlich erlebt. Man nimmt gewisse Wünsche oder Bedürfnisse beim Partner nicht wahr oder zu spät wahr und dann kann es auch zu spät sein. Denn es sind oft die kleinen Dinge, die einen so verletzen.

Wie würden Sie Gregor charakterisieren?

Ich habe ihn als einen liebevollen Ehemann gespielt, der einfach möchte, dass alles gut ist, aber nicht viel hinterfragt. Er ist nicht der mutigste Mensch, wenn es um Veränderungen geht. In dem Gespräch mit Agnes sagt sie ja auch, wir wollten noch so viel machen, wir hatten Pläne. Aber die wurden wohl vergessen. Auch das ist normal in Beziehungen. Der Film „Wo ist die Liebe hin?“ ist für mich so gelungen, weil alles so normal ist. Es ist kein riesiges Drama oder ein Thriller, es passiert kein großes Unglück. Es ist ein Kammerspiel, und ich fand sehr reizvoll, was man aus normalen Alltagssituationen herausholen kann. Die große Herausforderung war, glaubhaft dazustellen, wie sie als Paar immer tiefer ins Verderben geraten.

Liegt das nicht auch daran, dass Gregor gleich die ganze Beziehung in Frage stellt, als Agnes nicht mehr ausschließlich für die Familie da ist, anstatt sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen und den Konflikt auszutragen?

Gregor tut sich sicher schwer damit, einen Streit auszuhalten, ganz im Gegensatz zu seinem besten Freund Bernhard, der mit seiner Frau alle Konflikte auch in der Öffentlichkeit auf eine fast schon ätzende Art austrägt. Aber dadurch wird natürlich auch alles ausgesprochen und nichts zurückgehalten. Ob das besser ist, weiß ich nicht. Ich kenne viele Paare, die ständig streiten und sich dann irgendwann trennen. Ein Paar wie Agnes und Gregor, das so lange in einer stabilen Beziehung gelebt hat, ist für mich ungewöhnlich. In meinem Umfeld sind die meisten Menschen gar nicht verheiratet oder sie sind geschieden. Beziehungen sind eben kompliziert.

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