Produzent Thomas Hroch
Welche neue Farbe bringt das Format mit seinem blinden Kommissar und dessen taxifahrenden Assistenten mit Berliner Schnauze?
Eine ganz besondere Melange entsteht durch die Paarung dieser doch sehr unterschiedlichen Charaktere. Auf der einen Seite Alexander Haller, Sohn einer angesehenen Hoteliersfamilie, dessen Bestimmung es war, Hauptkommissar zu werden und der aufgrund seiner Erblindung mit großen Herausforderungen konfrontiert wird. Auf der anderen Seite Niko, der Taxifahrer mit Berliner Schnauze, der es mit dem Gesetz nicht allzu genau nimmt, aber für Alexander eine wertvolle Hilfe im Alltag und beim Lösen der Fälle ist. Zunächst verzweifelt, dem Selbstmord nahe, gelingt Alexander mit Nikos Hilfe das Unmögliche. Durch seine Blindheit hat er besondere Fähigkeiten erworben: Er kann nun besser riechen, hören und tasten als andere Menschen, und er entwickelt Fähigkeiten, die ihn als Ermittler noch erfolgreicher machen. Niko bringt den nötigen Humor mit, und er wird von Alexander lernen und ihn unterstützen. Die Bildsprache wird Alexanders neue Fähigkeiten verstärkt visualisieren und ergibt so einen neuen Look.
Warum haben Sie "Blind ermittelt" in Österreich verortet?
"Blind ermittelt" war von Anfang an in Österreich – speziell in Wien – angesiedelt. Diese Stadt hat ein besonderes Flair, und wer Wien kennt, weiß, dass Wien und der Tod eine besondere Beziehung haben. Es gibt wohl keine Stadt, die so sehr mit dem Tod lebt. Böse Zungen sagen, der Tod selbst muss Wiener sein. (lacht) In vielen Wiener Liedern wird er besungen und gerne wird über ihn gescherzt. Wohin sonst würde daher die Geschichte eines erblindeten Kommissars, der sich am Anfang des Filmes das Leben nehmen will und später Morde aufklärt, besser hinpassen als nach Wien? Für uns als österreichische Produzenten ist es daneben natürlich auch wichtig, die österreichischen Filmemacher zu unterstützen; unser Team besteht zu 80 Prozent aus Österreichern. Das ist natürlich ausschließlich bei einem Dreh in Österreich möglich.
"Vorstadtweiber", "Tatort" oder "Wilde Maus": Wien gilt als attraktiver Standort für Filmschaffende. Worin liegt aus dem Blickwinkel der Filmemacher der Reiz der österreichischen Hauptstadt?
Wien besticht durch die Vielzahl der Schauwerte. Hier finden sich sowohl historische als auch moderne Locations, die außergewöhnlich und einzigartig sind. Und dabei liegen die Drehorte oft nah beieinander. Natürlich ist Wien keine typische Filmstadt wie London, Paris oder New York. Die Stadt Wien unterstützt die Filmemacher dennoch bei der Arbeit, und zwar über die vor einigen Jahren gegründete Vienna Film Commission – beispielsweise sind die Bearbeitungszeiten bei Drehgenehmigungen sehr kurz. Wesentlich für die Realisierung sind natürlich der Film Fonds Wien und Fernseh Fonds Austria, ohne die unsere Filme nicht in hoher Qualität produziert werden könnten.
Mit Jano Ben Chaabane fiel die Wahl auf einen Regisseur, der für Formate wie "Circus HalliGalli" verantwortlich zeichnete und erst 2017 sein Serien-Debüt gab. Wie sind Sie auf ihn aufmerksam geworden?
Aufmerksam wurden wir auf Jano Ben Chabaane durch "Culpa – Niemand ist ohne Schuld", das beim Münchner Filmfest präsentiert wurde. Wir wollten jemanden, der an das Projekt bewusst mit einem neuen Ansatz rangeht. Sie werden sehen: Wir haben die richtige Entscheidung getroffen! Er hat dem Film einen ganz besonderen Touch gegeben, sowohl in der Führung der Schauspieler als auch in der genauen Auseinandersetzung mit dem Thema Blindheit, in der kreativen Bucharbeit und nicht zuletzt in der Kameraführung und Bildgestaltung.
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