Regisseur Jano Ben Chaabane

Regisseur Jano Ben Chaabane
Regisseur Jano Ben Chaabane | Bild: ARD Degeto/Mona Film / Philipp Brozsek

Die Schweizer haben die "No-Billag-Initiative" zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren mit einer großen Mehrheit abgelehnt. "Blind ermittelt" ist Ihr erster 90-minütiger Spielfilm für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Wo lagen die Herausforderungen?

Für mich war es, bis auf eine kurze Zeit mit zdf neo, nach mehreren Jahren bei Privatsendern die erste richtige Zusammenarbeit mit Öffentlich-Rechtlichen. Und dann gleich mit zweien – ORF und ARD. Ich hatte großen Respekt, und ich wurde positiv überrascht. Die Zusammenarbeit mit den Redaktionen verlief nahezu reibungslos, ich empfand die Arbeit als harmonisch und respektvoll. Natürlich gibt es kleine Meinungsverschiedenheiten, wenn zwei Redaktionen aus zwei Ländern an einem Tisch sitzen – aber immerhin sprechen wir fast dieselbe Sprache … (lacht)

Sie haben bisher u.a. Erfolgsformate mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf realisiert und im vergangenen Jahr ihr Seriendebüt gegeben. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeit an fiktionalen Projekten zu Show- und Entertainment-Produktionen?

Der gravierendste Unterschied ist sicherlich die Teamstärke. Bei den Einspielern oder "Mazen" für die Shows von Joko & Klaas haben wir meist in Minimalbesetzung versucht, großes Kino zu machen – da habe ich auch öfter den Dolly geschoben und nebenher noch Stullen geschmiert, während ich Regie führte. Das war wunderbar und hat uns zusammengeschweißt. Bei einer fiktionalen Produktion ist das aber natürlich anders, da habe ich locker 50 Leute um mich, was ein sehr konzentriertes und professionelles Arbeiten ermöglicht. Bei "Blind ermittelt" war zudem mein "Culpa"-Kern-Team – Tobias Koppe (Kamera), Felix Rudek (Schnitt) und Tim Schwerdter (Musik) – an meiner Seite, und wir wurden in Wien von einem unfassbar tollen, eingespielten, sehr netten Team erwartet.

Sie haben für den Film eine außergewöhnliche Bildsprache gewählt …

Danke! Ich liebe möglichst große Bilder und eher eine ruhige, stilisierte Kamera. Ich versuche, alles leicht zu überhöhen, um damit auch die Freiheit zu schaffen, Dinge behaupten zu können, die der Zuschauer sonst vielleicht nicht „kaufen“ würde. Da kommen Kameraeinstellung, Ausstattung, Farbkonzept, Licht, Musik, Schnitt, aber eben auch Figurenzeichnung und Story zusammen – alles muss schon in der Vorproduktion in der Gesamtkonzeption mitgedacht werden. Das geht nur mit dem richtigen Team. Wir müssen alle eine gemeinsame Sprache sprechen und viel miteinander reden. Dann muss ich als Regisseur nur noch hier und da in die eine oder die andere Richtung zeigen.

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