Interview mit Regisseur Michael Kreindl

Stascha (Jasmin Gerat) und Emil (Lenn Kudrjawizki) mit dem neuen Besitzer (Denis Nikolić, re.) von Milans Boot.
Der neue Besitzer von Milans Boot staunt nicht schlecht, als die Beamten mit gezogener Waffe vor ihm stehen.  | Bild: ARD Degeto / Conny Klein

2015 fanden die Dreharbeiten zum ersten "KroatienKrimi" statt, inzwischen haben Sie alle zehn "Kroatien-Krimis" inszeniert. Was macht aus Ihrer Sicht den Erfolg der Reihe aus?

Der Erfolg der Reihe ist sicher zum einem mit dem Fernweh der Zuschauer*innen zu begründen. Außerdem hat Kroatien als Urlaubsland natürlich auch einiges an schönen Motiven zu bieten. Zum anderen führt ein äußerst glaubwürdiges, sympathisches Ermittlerteam durch gute Geschichten.

Hatten Sie vor Ihrer Arbeit an der Reihe schon eine Verbindung zu Kroatien?

Mein bester Freund aus Schulzeiten ist Kroate. Durch ihn habe ich natürlich viel von der kroatischen Mentalität und Geschichte aufgenommen und hatte Kroatien schon bereist, bevor ich überhaupt ins Berufsleben eingestiegen bin.

Worauf lag Ihr Fokus bei der Inszenierung der beiden neuen Filme?

In "Jagd auf einen Toten" wird die Hauptfigur Stascha emotional extrem gebeutelt. Hierbei richtete sich mein Fokus klar darauf, die Geschichte deutlich aus ihrer Perspektive zu erzählen. In der wendungsreichen Geschichte muss Stascha heftige Schicksalsschläge hinnehmen, gleichzeitig muss sie als Ermittlerin einen kühlen Kopf bewahren. Da wir nicht chronologisch drehen, war das für Jasmin Gerat eine große Herausforderung, die sie bravourös gemeistert hat. In "Die Patin von Privonice" ging es mir mehr darum, ein wenig hinter die Kleinstadtkulissen am Rande der EU zu gucken und von Strukturen, Träumen und Sehnsüchten zu erzählen.

Welchen besonderen Herausforderungen mussten Sie sich während der Dreharbeiten im letzten Jahr stellen?

Aus hinlänglich bekannten Gründen mussten wir die Dreharbeiten von März 2020 in den Herbst verschieben. Die Arbeitsweise unter Corona-Bedingungen ist hier in Kroatien in keiner Weise anders als sonst wo auf der Welt. Das Team hat sich vorbildlich verhalten, sodass man den Dreh als "unter diesen Umständen reibungslos verlaufen" bezeichnen kann. Aber irgendwas ist ja immer: Laut Drehbuch sollte eine Leiche in einem Bergsee treiben, hoch oben über der Wasseroberfläche stehen die Polizisten und spekulieren über den Hergang der Tat. Für diese Szene wurde der "Blaue See" nahe Imotzki ausgesucht, ideal gelegen, tiefblau in der Farbe mit entsprechendem Aussichtpunkt 80 Meter über der Wasseroberfläche. Als wir jedoch Monate später zum eigentlichen Dreh anrückten, war der See ausgetrocknet und in den getrockneten Seegrund ein Fußballfeld eingestanzt. Laut der Einheimischen kommt das alle 25 Jahre einmal vor. Gedreht haben wir trotzdem. Den See haben wir hinterher digital animiert

Wie hat sich das Land seit den ersten Dreharbeiten 2015 verändert?

Der Tourismus ist nach wie vor der einzige ernstzunehmende Wirtschaftszweig. Daher trifft die Pandemie das Land besonders hart, erschwerend kommen noch die Erdbeben dazu. Kroatien erlebt aktuell nicht seine allerbeste Zeit. In zehn Episoden haben wir natürlich schon viele Geschichten erzählt, die in der kroatischen Tradition verwurzelt sind. Daher verlegt sich unser Fokus zukünftig verstärkt auf lokale Ereignisse. Auf meine Arbeit hat das jedoch keinen Einfluss. Ich lerne nie aus.

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