So., 08.10.23 | 23:55 Uhr
Das Erste
Von Sisi zu Ingeborg Bachmann
Portrait der Schauspielerin Vicky Krieps
Die große österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann bekommt ein Biopic. Unter der Regie von Margarete von Trotta. Und in der Hauptrolle: Vicky Krieps. Die Schauspielerin hat ein Talent dafür, besondere Frauen zu verkörpern. Und verpasst ihnen dabei immer auch eine eigene Note.
Kindheit in einem offenen Haus
Geboren ist Krieps in Luxemburg, mittlerweile lebt sie in Berlin. Ihr perfekter Sonntag sieht so aus: "Frei sein! Die Kinder haben. Aus dem Haus gehen. Zu Fuß auf den Arcona-Platz-Flohmarkt laufen." Und sie würde das Kino jedem Streamingdienst vorziehen.
Ihre Kindheit verbringt Vicky Krieps in Luxemburg. Der ist Vater Direktor im Kulturministerium, der Opa ein wichtiger Politiker. Von außen betrachtet, vermutet man ein strenges Elternhaus. Aber Vicky Krieps beschreibt es eher als "ein großes buntes Durcheinander. Wo alle Türen und Fenster immer auf waren. Das weiß ich noch. Was sehr anstrengend sein konnte. Weil manchmal will man auch einfach nur irgendwo ankommen."
Sie war Schauspielschülerin in Zürich, dann erste Kinorollen. Eigentlich sei sie zu schüchtern für dieses Geschäft, sagt sie. Ihre Schwester fotografiert sie als Astronautin: eine die ins Unbekannte aufbricht – aber in sich selbst bleibt dabei. Und dann besetzt sie ein Starregisseur neben einem der größten Schauspieler unserer Zeit: Daniel Day-Lewis.
Die Newcomerin gegen den Star
In der Rolle als Alma, die Frau an der Seite des Schneiders Reynolds Woodcock in "Der seidene Faden", lernt sie, den Wert ihrer Schauspielerischen Fähigkeiten noch mal neu kennen. sagt Vicky Krieps: "Man ist ja sehr unwichtig und klein und unberühmt, und alle anderen sind sehr berühmt und sehr wichtig. Und da dann aber treu zu bleiben und auf diese Stimme zu hören, was man nicht beschreiben kann als Schauspieler, was einem plötzlich sagt, wo etwas hin will – darauf hören zu können , ist nicht so einfach."
Figuren mit Tiefe
Die Tiefe, die Krieps ihren Figuren zu verleihen vermag, speise sich auch aus ihrem eigenen Gefühlsspektrum: "Uch weiß, wie sich das anfühlt, Angst zu haben und wirklich allen Glauben zu verlieren. Ich kenne dieses Gefühl so gut, das ich den Figuren dann gebe: Und genau deshalb werden wir nicht aufgeben!"
Ihre Sisi ist kein herziges Madl sondern eine Frau, die ihre Rolle nicht mehr spielen will - und trotzfrm immer weiter performen muss. Aber auch weiß, wie man flüchtet. Zum Beispiel durch gespielte Ohnmachtsanfälle.
Und jetzt ist sie wieder eine, die kämpft: Ingeborg Bachmann. "Manchmal schafft sie das in einem Wort eine Welt aufzumachen. Oder die Welt untergehen zu lassen in einem Wort! Und dass dahinter diese Frau stand, die ganz zerbrechlich war. Und die eigentlich zerbrochen ist an etwas. Und vielleicht an sich selber"
Stand: 09.10.2023 22:58 Uhr
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