Das "Bio, aber günstig"-Experiment
Tim Mälzer startet ein Experiment: Eine fünfköpfige Familie soll versuchen, sich eine Woche lang nur von Bio-Produkten zu ernähren – allerdings mit sehr beschränktem Budget.
Wir sind für das Experiment vom anteiligen Satz für Nahrungsmittel des akuellen monatlichen Hartz-IV-Satzes ausgegangen:
Bei 30 Tagen/ Monat sind das 22,21 € / pro Tag.
Anteilig davon 7 Tage: 155,50 € für die gesamte Familie oder 4,44 € pro Kopf und Tag.
Vorgesehen waren drei Mahlzeiten am Tag: Frühstück, Mittagessen, Abendbrot.
Damit die Familie für ihr einwöchiges Experiment nicht zuviel des Budgets für Lebensmittel ausgeben muss, die wesentlich länger gebraucht werden als eine Woche (also etwa Gewürze, Öl, Essig, Semmelbrösel etc.) waren diese nicht in das Budget mit einbezogen.
Das hat unsere Testfamilie eingekauft:
900 g Seelachs: 13,00 €
5 Hähnchenkeulen: 14,00 €
1 kg Hackfleisch + Speck: 15,00 €
12,5 kg Kartoffeln: 20,00 €
1 kg Lauch
1 kg Karotten
1 kg Tomaten
1 Wasabi-Salat
1 kg Zwiebeln
2 Zucchini – insgesamt: 14,00 €
4 Brote: 16,58 €
1 Butter: 2,19 €
Müsli: 3,39 €
2 Liter Milch: 2,58 €
Frischkäse: 1,59 €
6 Eier: 2,89 €
1 Packung Wurst: 2,19 €
1 Becher Sahne: 0,89 €
1 Packung Milchreis: 2,89 €
1 abg. Parmesan: 3,89 €
2 Marmeladen: 4,98 €
2 Pkg. Nudeln: 2,98 €
100 g Rucola: 1,99 €
1 Paprika: 1,32 €
100g Bruchspargel: 0,59 €
1 Stück abg. Gouda: 5,14 €
4 Gläser Kidney-Bohnen: 5,00 €
5 Dosen Tomaten: 4,25 €
1 Tube Tomatenmark: 1,15 €
1 Glas Mais: 1,25 €
1 Kohlrabi: 1,49 €
2 Becher saure Sahne: 1,78 €
1 Pkg. TK Ebsen: 1,59 €
1 Zitrone: 0,47 €
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gesamt: 149,06 €
Übrig geblieben sind am Ende 6,44 €.
Die Gerichte:
Fischauflauf: ca. 17,00 €
900 g Seelachs
1,5 kg Kartoffeln
2 Stangen Lauch
Semmelbrösel
Gewürze (Oregano, Paprikapulver, Salz)
Öl
Kartoffeln kochen und nach dem Kochen schälen. 2 Stangen Lauch in kleine Scheiben schneiden und in einer Pfanne mit Olivenöl anbraten, Boden einer Auflaufform gut (circa 4 cm hoch) mit den geschälten Kartoffeln belegen. Die Kartoffeln mit dem gebratenen Lauch überdecken.
Fisch in Scheiben schneiden und die gesamte Fläche damit belegen. Beliebig würzen, etwas Öl drüber geben. Semmelbrösel mit Oregano, Paprikapulver und Salz würzen. Auflauf damit bestreuen und für ca. 40 Minuten bei 170 Grad in den Ofen geben. Danach nach Belieben mit etwas Ölivenöl beträufeln. Die Portion war so groß, dass unsere Testfamilie davon 2 Tage gegessen hat.
Linsensuppe: ca. 6 €
1/4 Packung Linsen
5 Hühnchenkeulen vom Hühnerfrikasse
150 g Hackfleisch
Lauch
5 Kartoffeln
2 Karotten
Zwiebel
Pfefferkörner
Knoblauchzehen
1 Zimtstange
Großen Topf mit Wasser füllen, erhitzen. 2 Stangen Lauch einmal längs schneiden und ins heiße, nicht kochende Wasser geben. Die ganzen Karotten und Kartoffeln (falls nicht für anderes Gericht vorgekocht) und halbierte Zwiebel ebenso hinzufügen. Pfefferkörner und 2 ungeschälte Knoblauchzehen ebenso. Schließlich noch die angebratenen Hühnerkeulen hinzugeben und eine gute halbe Stunde kochen lassen. Dann das Gemüse und Fleisch aus der Brühe nehmen. 400 ml abschöpfen für Hühnerfrikasse (s.u.) Das Gemüse klein schneiden, das Fleisch verpackt in den Kühlschrank legen.
150g Hackfleisch mit Salz und Pfeffer würzen und zu kleinen Bällchen formen.
Das geschnittene Gemüse wieder in die Brühe geben, ebenfalls die Linsen und die Hachfleischbällchen hinzufügen. Dann mindestens 1 Stunde köcheln lassen.
Da unsere Testfamilie noch Bio-Linsen vorrätig hatte, mussten keine gekauft werden. Wir berechnen sie auf Grundlage eines Preises von 2,99 € für eine Packung mit knapp 1 €.
Die Menge der Suppe war so reichlich, dass die Familie zweimal davon von essen konnte.
Hühnerfrikasse: ca. 11 €
Hühnerfleisch von 3 Keulen (das Fleisch der restlichen 2 Keulen kann für einen Salat mit Hühnerfleisch verwendet werden)
100 g Bruchspargel
Mehl
Butter
halbe Zitrone
TK-Erbsen
Estragon
Für die Mehlbutter 25 g Mehl und 25 g weiche Butter zu einem Kloß verkneten und kalt stellen. 100 g Bruchspargel schräg in dünne Scheiben schneiden. 2-4 Minuten in kochendem, mit Salz und Zucker gewürztem Wasser blanchieren. Blätter von 4 Stielen Estragon grob hacken.
Hähnchenkeulen-Fleisch schneiden und in 3 El Olivenöl farblos anbraten (falls nicht schon geschehen für anderes Gericht). Mit 400 ml Geflügelbrühe (von der Linsensuppe) und 150 ml Schlagsahne auffüllen, 1 Lorbeerblatt zugeben, salzen, pfeffern und 30 Min. bei mittlerer Hitze kochen lassen. 10 Min. vor Ende der Garzeit die Mehlbutter mit dem Schneebesen einrühren. 100 g TK-Erbsen und den Spargel zugeben. Vor dem Servieren mit 1-2 Tl Zitronensaft, Salz und Pfeffer und dem Estragon abschmecken. Mit Estragonstielen garnieren.
Kartoffelauflauf mit Hack:
1,5 kg Kartoffeln
350 g Hackflesich
Parmesan
Zwiebel
Olivenöl
Salz, Pfeffer
Kartoffeln kochen und nach dem Kochen schälen und in Scheiben schneiden. Die Auflaufform damit belegen, etwas Olivenöl und die angedünsteten Zwiebeln drauf geben. Das Hackfleisch anbraten und nach Belieben würzen. Die Kartoffeln mit dem Hackfleisch bedecken, Parmesan darüber raspeln. Bei 170 Grad für 30 Min. im Ofen garen.
Milchreis:
250 g Milchreis
1,2 l Milch
Salz
2 Streifen Bio-Zitronenschale
60 g Butter
80 g Zucker
1-2 TL Zimtpulver
Milchreis in einem Topf mit der Milch, 1 Prise Salz, Zitronenschale, Butter und Vanillezucker mischen. Alles unter Rühren aufkochen und zugedeckt bei milder Hitze 20 - 25 Min. garen. Milchreis gelegentlich umrühren.
4 EL Zucker mit dem Zimt mischen. Die Zitronenschale aus dem Milchreis nehmen. Restlichen Zucker unterrühren und kurz abkühlen lassen. Den Milchreis mit Zimtzucker bestreut servieren.
Chili con Carne:
5 Dosen Tomaten
4 Gläser Chili- oder Kidney-Bohnen
1 Glas Mais
etwas Tomatenmark
500 g Hackfleisch
1 Paprika
1 Zwiebel
1 Kohlrabi
Salz, Pfeffer
saure Sahne
Zwiebeln dünsten, Hackfleisch dazu anbraten. Paprika und Kohlrabi in kleine Würfel schneiden. In einen Topf die Tomaten, Bohnen, Mais, Paprika und Kohlrabi vermischen und erhitzen. Das angebratene Hackfleisch mit Zwiebeln darin vermengen, nach Geschmack mit Salz und Pfeffer würzen, und mindestens 2 Stunden bei kleiner Temperatur köcheln lassen. Gelegentlich umrühren. Je nach Geschmack mit etwas sauerer Sahne servieren.
- Tim Mälzers Prinzip beim "Bio, aber günstig"-Kochen ist die Zweitverwertung, also aus Teilen der Zutaten neue Gerichte zu kochen, so dass Abwechslung aufkommt. Es gibt immer ein Produkt, das zwei oder drei Variaten hat. Außerdem wird Fleisch eher zur Beilage. So werden die gebratenen Hähnchenschenkel nur als Geschmacksgeber für die Suppe verwendet, das Fleisch landet schließlich jedoch im Frikasse. Auch reicht für Eintöpfe, Aufläufe etc. oft viel weniger Fleisch als gedacht. So war im Chili con carne für fünf Personen nur 500 g Hackfleisch.
- Wer Zeit sparen möchte, kocht einen sehr großen Topf Kartoffeln vor und bereitet zwei, drei Gerichte auf einmal vor.
- Wer preiswertes Fleisch essen will, muß dies nicht auf Kosten des Tierwohls tun, sondern kann an der Art des Fleisches sparen. Ein Kilo konventionelles Entrecote kostet im Schnitt etwa 40 Euro, ein Kilo Bio-Roulade dagegen nur 23 bis 27 Euro. Ein Kilo konventionelles Schweineschnitzel gibt es für etwa 14 Euro, ein Kilo Schmorfleisch vom Rind in Bioqualität ist dagegen für nur 10 bis 11 Euro zu haben.
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