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Gaza: Flucht vor der erwarteten Bodenoffensive

Gaza: Flucht vor der erwarteten Bodenoffensive | Bild: Reuters

Tausende Menschen fliehen in den Süden des Gazastreifens

Freitag im Gazastreifen – der letzte Tag, an dem ein Team, das für die ARD arbeitet, Video-Aufnahmen von vollen Notaufnahmen im Gazastreifen schickt. Neben Strom und Wasser fehlt auch Internet. Uns erreicht die Sprachnachricht einer Mitarbeiterin, die für die ARD übersetzt: Ameera Harouda – sie ist zu diesem Zeitpunkt in ihrer Wohnung in Gaza-Stadt. "Hallo zusammen, ich bin immer noch zu Hause. Die Leute denken, dass es sicherer ist, hier zu bleiben, als in den Süden zu gehen, weil die Bombardierung weitergeht und es keine Garantie gibt, den Süden sicher zu erreichen. Ich habe viele Familienmitglieder in meinem Haus. Ich versuche jetzt, Bild-Material für euch hochzuladen, weil ich in meinem Haus noch Internet habe. Wir haben Solarstrom, also hoffe ich, dass der Strom noch eine Weile reicht."

Viele Autos auf Straße unterwegs
Auf dem Weg in den Süden des Gazastreifens | Bild: SWR

Doch dann hören wir den ganzen Samstag nichts mehr von Ameera. Währenddessen machen sich tausende Menschen im Gazastreifen auf den Weg nach Süden. Doch immer wieder in den letzten Tagen erreichen uns diese Bilder: Zerbombte Autos auf dem Weg in die geglaubte Sicherheit. Dann, am Samstagabend, meldet sich Ameera wieder. "Hallo zusammen, wir haben bis heute überlebt. Ich habe viele Familien gesehen, die in ihre Häuser zurückkehren. Einige von ihnen kommen zurück aus dem Süden des Gazastreifens. Sie haben miterlebt, was gestern passiert ist. Sie haben versucht zu fliehen und wurden bombardiert, so dass sie Angst bekamen."

Viele wissen nicht, wo sie hinsollen

Zu dem Zeitpunkt ihrer Nachricht sollen sich noch etwa eine halbe Million Menschen im Norden des Gazastreifens aufhalten. Das israelische Militär ruft weiterhin dazu auf, in den Süden zu fliehen und räumt für Sonntagmittag ein neues Zeitfenster ein. Während die Hamas die Menschen zum Bleiben auffordert und laut Berichten an der Flucht hindert. Ameera entscheidet sich, in den Süden zu fahren. Doch hier ist die Lage kaum besser. Vor dem Krankenhaus von Rafah, an der Grenze zu Ägypten, dienen Eiswagen als Leichenhallen. Und auch hier treffen israelische Luftschläge die Zivilbevölkerung – in diesem Haus soll eine ganze siebenköpfige Familie ums Leben gekommen sein. "Siehst du die Zerstörung hier drin?" Sie behaupten, dass es hier Terrorismus gibt – wo ist die Menschlichkeit?", fragt sich Nachbar Alaa al-Hams "Sie sagen, die Bewohner hier seien Terroristen. Wo sind ihre Menschlichkeit und die Menschenrechte, von denen sie sprechen? " Der Tod – er erstreckt sich von Nord nach Süd über den gesamten Gazastreifen. Erst vor kurzem erreicht uns dieses Foto von Ameera. Sie hat es in den Süden geschafft. Wo sie mit ihren Kindern hinsoll, weiß sie nicht.

Autorin: Nadja Armbrust

Stand: 15.10.2023 21:14 Uhr

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