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USA: Florida – das neue Trump-Hauptquartier

USA: Florida – das neue Trump-Hauptquartier | Bild: NDR

Jeden Freitag treffen sich die Trump-Fans an einer Kreuzung in West Palm Beach, um für ihr Idol zu demonstrieren. Im eigentlich sehr diskreten Nobel-Wohnort besitzt der ehemalige US-Präsident sein Golf-Ressort "Mar-a-Lago". Dort hat er inzwischen seinen Wohnsitz und von hier aus plant er auch sein politisches Comeback. Die Gegend um West Palm Beach soll das neue Hauptquartier der "Trumpisten" werden, obwohl die Nachbarn sehr skeptisch sind. Denn viele der reichen Einwohner und Einwohnerinnen von West Palm Beach stehen politisch der Demokratischen Partei nahe und wollen mit Trumps Anhängern nichts zu tun haben.

"Für immer ihr Präsident!" Mary Jude Smith wartet mit einem Schild auf Trump – stets nachmittags um drei, ganz in der Nähe von seinem Privatclub Mar-a-Lago. Heute aber: keine Spur von ihrem Idol. "Er fährt jeden Tag zum Golfen. Egal – ich will einfach meine Unterstützung zeigen. Und wenn er vorbeikommt, wird er sehen, dass wir ihn immer noch lieben."

Nach Auszug aus dem Weißen Haus ist Mar-a-Lago Trumps gut abgeschirmter Palast – und Palm Beach sein Königreich: Hier hält Donald Trump Hof. Ein weiterer wohlhabender Rentner unter Floridas Sonne will er aber nicht sein, sondern von hier aus seine politische Macht ausbauen. Der republikanische Fraktionschef reiste schon zur Audienz an.

Laurence Leamer lebt seit 25 Jahren in Palm Beach, er hat ein Buch geschrieben über Mar-a-Lago. Mit dem Privatclub der Reichen habe Trump sich sein eigenes Universum geschaffen – zur Selbstbestätigung. Trump hat ihn und seine ganze Familie inzwischen aus dem Club verbannt: "Ich habe geschrieben, dass das Essen nicht sehr gut ist. Ich war sehr oft da, Donald geht von Tisch zu Tisch und sagt: 'Oh, Larry, ist das nicht das unglaublichste Steak, dass Du in Deinem ganzen Leben gegessen hast?' Du denkst: "Was, dieses Stück Fett?' Aber Du sagst ihm: 'Das ist großartig, ich kann nicht glauben, dass ich hier bin.' Und er geht zum nächsten Tisch, wo sie ihm das Gleiche erzählen. Das ist die Welt, in der er lebt – wo jeder ihm sagt, wie großartig er ist."

High Society geht auf Distanz zum Ex-Präsidenten

Mar-a-Lago aus der Vogelperspektive.
Nach Auszug aus dem Weißen Haus ist Mar-a-Lago Trumps gut abgeschirmter Palast. | Bild: NDR

Doch auf der Halbinsel der Millionäre und Milliardäre gehen viele auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Nach der Erstürmung des Kongresses ist die Marke Trump endgültig beschädigt, meint Buchautor Leamer. "Die Leute hier interessieren zwei Sachen: niedrige Steuern und ein boomender Aktienmarkt. Trump hat ihnen das gegeben und sie haben ihn unterstützt. Aber nach dem Sturm aufs Kapitol ist er eine gefährliche zerstörerische Person. Viele wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben, manche wollen deswegen den Club verlassen."

Die feinen Leute nehmen Abstand – die kleinen Leute brennen weiter für Trump. Täglich rufen sie in der konservativen Talkradio-Show von Brian Mudd an – hier herrscht Einigkeit: Das Impeachment? Reine Hexenjagd!
In Florida gibt es besonders viele konservative Medien und Moderatoren wie Mudd, die Trump auch in Zukunft unterstützen wollen. Für sie ist er Held und Heiliger zugleich: "Trump hat ein großes persönliches Opfer gebracht. Wie viele andere wären bereit, die Kämpfe zu kämpfen, die wirklichen Wandel bringen. In der modernen Geschichte gibt es nur wenige, die an das heranreichen, was wir von Donald Trump gesehen haben."

Palm Beach ist eine der teuersten Wohngegenden der Welt. Die High Society schätzt Ruhe und Diskretion, Trump aber steht für Lärm und Streit. Deswegen wollen Nachbarn verhindern, dass er hier dauerhaft seinen Wohnsitz bezieht. Sie pochen auf eine Verpflichtung von 1993, dass Mar-a-Lago nicht als Privat-Residenz genutzt werden darf.

Amerika zuerst, Trump an zweiter Stelle – und die Bibel!

Ein Mann spricht in die Kamera.
Gegen den Privatmann Trump als Nachbarn hat Jeff Greene nichts einzuwenden, anders als gegen den Präsidenten Trump. | Bild: NDR

Die Kamine von Mar-a-Lago – aus dem Garten von Jeff Greene kann man sie sehen. Der Selfmade-Milliardär hat sich mit Immobilien sein Vermögen erarbeitet. Gegen den Privatmann Trump als Nachbarn hat er nichts einzuwenden, anders als gegen den Präsidenten Trump, für den ständig Straßen und Wasserwege gesperrt wurden. Greene hat in Florida zweimal für die Demokraten kandidiert – und keine guten Erinnerungen an seine letzte Begegnung mit Trump: "Er schrie durch den Saal: 'Du hast so viel Geld in Deinen Wahlkampf investiert und bist nur Vierter geworden – was für ein Looser.' Das gefällt einem nicht, wenn der Präsident sowas zu dir sagt, vor all deinen Freunden."

Statt "Amerika zuerst" hofft Greene auf ein Amerika mit Chancen für alle – nur so könne der nächste Trump verhindert werden: "Wer weiß, wer der nächste Donald Trump sein wird! Wenn man überlegt, dass wir so jemanden gewählt haben, einen, der kein großer Redner ist, nicht besonders charismatisch, der so viele Charakter-Fehler hat. Wenn man sich vorstellt, wir hätten einen mit dem Charme von Bill Clinton, dem rednerischen Talent von Obama und mit einer gefährlichen faschistischen Botschaft, das ist beängstigend."

Einheimische Anhänger Trumps leben in West Palm Beach – und doch in einer anderen Welt. Sie treffen sich jeden Freitag seit viereinhalb Jahren an der sogenannten Trump-Ecke. Organisator Willy Guardiola will, dass Trump jetzt die Republikaner auflöst: "Die Partei braucht einen neuen Namen, ein Facelift und neue loyale Leute. Amerika zuerst, Trump an zweiter Stelle – und die Bibel!"

In ihrer Wirklichkeit sind die Wahl und das Land noch nicht verloren – ihre Prophezeiung für Trumps Zukunft nennt Mary Jude Smith: "Er wird freigesprochen, alle bösen Kongressmitglieder gehen unter und er kommt sehr bald zurück ins Präsidentenamt – im März." Sie alle hier wollen Teil von Trumps neuer Bewegung sein – der, die gerade erst losgehen soll, gesteuert aus seinem neuen Hauptquartier in Florida.

Stand: 14.02.2021 19:58 Uhr

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