Mo., 10.09.12 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
GRIECHENLAND: Tot gespart - Gesundheit nur gegen Barzahlung:
Autor: Eckhart Querner / ARD Athen
Das Gesundheitssystem des Landes ist marode: Krankenkassen sind pleite, Krankenhäuser führen nur lebenswichtige Operationen durch, Ärzte behandeln nur noch gegen Barzahlung und auch in den Apotheken bekommen Patienten ihre Medikamente nur noch gegen Vorauszahlung. Bürger gehen dagegen auf die Barrikaden, dass chronisch Kranke, frisch Transplantierte und ihre Angehörigen Monat für Monat um ihr Überleben kämpfen müssen. Seit Anfang des Monats greifen erste Reformversuche, um vor allem die grassierende Korruption im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen. Für die Patienten scheint sich die Situation dadurch aber erst mal zu verschärfen.
SPANIEN: Hungern gegen den Sparkurs: Autor: Jörg Rheinländer / ARD Madrid
Hungerstreik vor dem Industrieministerium in Madrid. Seit über 90 Tagen protestiert Angel Vadillo, Bürgermeister einer Gemeinde in der Extremadura, so gegen den Sparkurs der Regierung. Vadillos Gemeinde im heißen Süden des Landes hatte ganz auf die
vermeintlich zukunftsträchtige Solarenergie gesetzt. Doch jetzt hat die spanische Regierung von heute auf morgen alle Subventionen für die Solarbranche gestrichen. Die Folge: Entlassungen, Abwanderung der Firmen, kaum noch Steuereinnahmen. Die Sozialprogramme können nicht mehr finanziert werden. Dem Ort droht der Rückfall in die Armut der 60er Jahre. Angel Vadillos Zustand ist kritisch, am Mittwoch musste er im Krankenhaus behandelt werden. Doch er will weitermachen. Solange bis ein Verantwortlicher der Regierung ihn endlich anhört.
KENIA: Afrikas neue Mittelklasse: Autor: Peter Schreiber
Richard Kimani hatte eine Geschäftsidee. Aus einem Bohrloch in Nairobi füllte er Wasser ab und brachte es unter dem Namen "Mount Kenya" auf den Markt. So fing alles an. Heute ist er der größte Saftproduzent Ostafrikas. In seinen beiden Werken beschäftigt er 225 Angestellte und liefert seine Saftkonzentrate auch nach Deutschland. Er hat es geschafft und zählt jetzt zu den mehr als 300 Millionen Afrikanern, die langsam aber stetig eine neue Mittelklasse bilden. "Afrikas neue Mitte" will auch das Afrikabild in Europa verändern. Wurde und wird hier Afrika noch immer mit Hunger, Kriegen und Seuchen assoziiert, so wollen die Aufsteiger und Erfolgreichen zeigen, dass es auch in afrikanischen Staaten gelingt, Reichtum und Wohlstand zu schaffen.
Peru: Wenn die Gletscher schmelzen: Autor: Michael Stocks
Während Experten und Politiker weltweit von Klimagipfel zu Klimagipfel jetten und selten zu einem sinnvollen Ergebnis kommen, schmelzen die Eismassen weiter. Auch in Peru, wo jetzt eigentlich die kälteste Jahreszeit herrscht. Die örtlichen Wissenschaftler sind schockiert über die Geschwindigkeit mit der die Gletscher sterben. Bedroht ist auch ein Berg, den alle Kinofans kennen: als weiß strahlendes Symbol von Paramount Pictures.
Die Gletscherschmelze hat für die Dörfer in den Tälern bereits dramatische Folgen. Es gibt immer weniger Wasser für die Landwirtschaft, selbst in der weit entfernten Hauptstadt Lima werden die Konsequenzen zu spüren sein. Die Eisvorräte werden immer kleiner und Peru leidet unter immer größer werdenden Trockenperioden. Der WELTSPIEGEL konnte peruanische Wissenschaftler auf einer Klima-Expedition in die Cordillera Blanca, das höchste tropische Gebirge der Welt, begleiten.
CHINA: "Der Große Sprung nach vorn" in den Hungertod - Junge Chinesen auf Spurensuche ihrer Geschichte: Autorin: Ariane Reimers
Es ist eine der größten Katastrophen des 20. Jahrhunderts: Von 1958 bis 1961 verhungerten in China vor allem auf dem Land mindestens 30 Millionen Menschen. Die von Mao initiierte Kampagne „Der Große Sprung nach vorn" war in Wirklichkeit das Gegenteil. Zwangskollektivierung, eine utopische Industrialisierungspolitik und die brutale Verfolgung der Zweifler und Gegner der Kampagne kosteten Millionen das Leben. In der offiziellen Geschichtsschreibung wird dieser Abschnitt als „die drei Jahre der verheerenden Naturkatastrophe" beschrieben. Dass die Tragödie in weiten Teilen menschengemacht war und Mao die Verantwortung dafür trug, darüber wird geschwiegen.
Eine Gruppe von jungen Studenten und älteren Bauern will diesen dunklen Abschnitt der Geschichte nicht in Vergessenheit geraten lassen. Also kehren sie mit Kameras in ihre Dörfer zurück und zeichnen dort Zeitzeugenberichte auf. Dabei hören sie Schreckliches und erleben, wie lange verdrängte Emotionen aufbrechen.
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