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Indien: Das Zwillingsdorf

Kinder im Doppelpack

Indien: Das Zwillingsdorf | Bild: WDR

Einmal drehen reicht, um gleich mehrmals doppelt zu sehen. Und um es gleich zu sagen: Wir können es auch nicht erklären.

Kondinji – das ist ein kleines Dorf in Kerala. Hier unter Kokosnusspalmen und südindischer Sonne gibt es: Viele Kinder. Aber vor allem: Zwillinge, Zwillinge, Zwillinge.

Zwillingspaar Lubaba und Lubana
Zwillingspaar Lubaba und Lubana

Wir folgen Lubana und Lubaba. Oder Lubaba und Lubana? Sie nehmen uns mit nach Hause. Denn dort warten schon Afra und Afna. Oder Afna und Afra?

Sechs Kinder hat die Familie. Und gleich zweimal Zwillinge. Aber es musste wohl so kommen. Hier in diesem Dorf. Yusuf, der Vater, zählt zwölf Zwillingspaare in seiner Familie. Er ist also Experte. Doch nicht mal er ist immer sicher.

Yusuf Ali, Vater:

»Ich konnte sie auch nicht auseinanderhalten. Manchmal habe ich sie verwechselt. Jetzt nach einer Weile weiß ich, wer ist wer.«

Aber er und seine Frau: Sie haben es sich auch schwer gemacht. Lubana, Lubaba, Afra und Afna. Da kommt doch jeder durcheinander. Außer natürlich die Zwillinge.

Lubaba:

»Sie hat eine Narbe an der Schläfe. Ich nicht. Das ist der Unterschied, ganz einfach.«

Lubana:

»Hier diese Narbe hat sie nicht.«

Aber Zwilling sein ist nicht immer lustig. Und Zwillingsväter haben es ebenso schwer. Yusuf muss heute mit den Mädels shoppen gehen. Zum Glück hat er eine große Rikscha.

Zwillingspaar
Zwillingspaar

Sie sind zu einer Hochzeit eingeladen. Das heißt: Afra und Afna brauchen neue Kleider. Und wer könnte sie besser beraten als Lubana und Lubaba.

Die meisten Läden hier kennen die Sorgen der Eltern. Zwillinge gibt es genug. Die meisten Läden haben alles doppelt. Aber diesmal gibt es ein Problem.

Yusuf Ali, Vater:

»Das Problem ist, beide wollen die selbe Farbe. Sonst streiten sie. Und dann müssen wir vielleicht noch einmal kommen, um die Kleider umzutauschen.«

Es dauert ein wenig. Sie probieren. Am Ende dürfen es doch zwei Farben sein. Ein schwerer Kompromiss.

Lubana/Lubaba:

»Sie hat lila Schuhe zu Hause. Sie passen perfekt zu ihrem Kleid. Und sie hat grüne Schuhe. Also tauschen wir sie zu Hause. Die Schuhe.«

Achso. Wir lassen die Zwillinge kurz allein und fahren ins Krankenhaus. Die Frauenärztin muss es doch erklären können. Warum nur kommen hier so viele Zwillinge auf die Welt? Aber auch sie redet drum herum. Vielleicht genetisch? Vielleicht Umweltverschmutzung?

Jalaja Radhakrishnan, Frauenärztin:

»Nein, nein. Da gibt es nicht DEN einen Grund. Viele Faktoren beeinflussen das. Also ich kann Ihnen nicht sagen, was verantwortlich ist. Vieles kommt da zusammen.«

Zwillinge
Zwillinge

Es könnte am Wasser liegen, hören wir. Oder am Essen? Das würde bedeuten Reis, Kokosnüsse und scharfe Chilis sind verantwortlich.

Also staunen wir weiter - in der Schule. Lubaba und Lubana kennen wir schon. Aber natürlich sind sie nicht die einzigen Zwillinge. Allein vier Paare zählen wir hier. Fast noch wenig: Denn zehn Prozent der Kinder in der Region sind Zwillinge.

Und dann ist es wie überall auf der Welt. Zwillinge sind im Vorteil, wenn einer mal die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Denn auch der Lehrer ist verunsichert. Kann sie nicht immer auseinanderhalten. Auch wenn Lubana und Lubaba alles abstreiten.

Lubana, Lubaba:

»Nein nein. Den Lehrer würden wir nie betrügen.«

Mohammad Sadiq, Mitschüler: „Doch, klar machen sie das. Wenn eine nicht gelernt hat, tauschen sie einfach ihre Hefte. Der Lehrer merkt das nicht.“

Zwillinge
Zwillinge

Ehrlich gesagt: spätestens jetzt sind auch wir durcheinander. Wer ist hier Zwilling? Wer nicht? In der Schule tragen sie eh alle Uniform.

Zurück im Dorf sagen sie uns: Es könnte göttliche Gründe haben, dass es so viele Zwillinge gibt. Klingt erstmal logisch: Schließlich nennen sie Kerala ‚Gottes eigenes Land’. Aber ein Interview mit dem Imam bekommen wir nicht.

So müssen wir wohl – wie alle Experten – ratlos zurückfahren. Aber wir haben gestaunt. Über Afra und Afna. Und Lubaba – Lubana. Wer war nochmal wer?

Autor: Gábor Halász
ARD Studio Neu Delhi

Stand: 22.04.2014 13:54 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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