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Ecuador/USA: Das Dschungeldrama

Ecuador/USA: Das Dschungeldrama | Bild: WDR

Der Regenwald im Nordosten von Equador –von oben betrachtet eine unberührte Idylle. Tatsächlich Schauplatz einer riesigen Umweltkatastrophe.

Unser Führer Donald Montayo zeigt uns, was die großen Ölkonzerne zurückgelassen haben, Ölreste gesammelt in 100en von offenen Deponien angefüllt  mit giftigen Müll.

Verunreinigte Bäche und Flüsse
Verunreinigte Bäche und Flüsse

Donald Montayo:

»Petrolium«

Das Wasser, das hier  abläuft, riecht und schmeckt nach Öl, es verunreinigt Bäche und Flüsse, aus denen die Menschen hier trinken.

Donald Montayo:

»Das stinkt nach Öl und Verwesung, widerlich.«

das Wasser riecht und schmeckt nach Öl
das Wasser riecht und schmeckt nach Öl

Der Dokumentarfilm Crude aus dem Jahre 2009 erzählte die Geschichte dieser Tragödie im Urwald um Lago Algrio, von der Klage gegen den Ölkonzern Chevron, vom größten und längsten  Umweltprozess aller Zeiten und von dem Leid von Menschen wie Maria Garofaldo, deren Tiere vom Öl vergiftet sterben und die selber an Krebs erkrankt sind.

Maria Garofaldo:

»Ich glaube, dass die Krebserkrankung  mit der Ölkontamination zu tun hat, wir leben hier 10 Meter von einer alten Produktionsanlage entfernt. Bei meiner Tochter Sylvia haben sie jetzt auch Krebs festgestellt.«

Archivaufnahmen der Firma Texaco  aus den 70iger Jahren. Von 1964 bis 1992 förderte Texaco – heute Chevron - in Equador Öl – in einem Joint Venture zusammen mit der Firma Petro Equador. Texaco brachte Know How und Technik mit hier in New York hatte alles begonnen. Hier verklagte vor 20 Jahren im Namen von 3000 Betroffenen der Anwalt Stephen Donzinger den mächtigen Ölkonzern Chevron-, seine Wohnung ist gespickt mit Erinnerungen, es ist der Prozess seines Lebens, er wird   Abermillionen kosten wird – er wird schmutzig mit vielen Wendungen und Winkelzügen.

Ölkonzern Chevron
Ölkonzern Chevron

Donzinger:

»Was Chevron in Ecuador gemacht hat, hätte Chevron niemals in den USA amerikanischen Bürgern angetan.
Chevron hätte in den USA niemals absichtlich ein System der Ölförderung aufgebaut, bei dem Millionen Liter giftiger Ölschlick in einem unberührten Naturgebiet abgeladen werden.«

Zurück  in den verseuchten Regenwald, zurück zum Lago Agrio: Mit unserem  Führer Montayo besuchen wir einen der Kläger gegen Chevron Emergildo Criollo. Früher war er einmal Fischer, aber seine Fische will niemand mehr essen.  Mit dem Kanu fahren wir in sein altes Fischerdorf. Der Fluss war ihre Lebensader, bis das Öl ihn vergiftet hat.

Verunreinigtes Wasser, das die Menschen trinken
Verunreinigtes Wasser, das die Menschen trinken

Emergildo Criollo, Fischer:

»Es gibt bis heute kaum Fische in diesem Fluss, die wenigen die es gibt sind verseucht. Warum sag ich das, weil der Fluss bis heute vergiftet ist und wir haben aus diesem Fluss getrunken, weil wir es nicht besser wußten. Wir machen keine Analysen wie vergiftet die Fische sind, die wir essen, aber wir wissen, bis heute ist dieser Fluss nicht wieder sauber geworden.«

Waschen und Schwimmen unter der Pipeline. Mensch und Tier tranken über Jahrzehnte dieses Wasser  - belastet mit  Millionen  Liter Abwasser der Ölkonzerne. In der Krankenstation von San Carlos behandelt die Ärztin Rosa Moreno Säuglinge mit schweren Hautkrankheiten. Die Zahl der Krebserkrankungen sei erschreckend hoch, sagt sie  Chevron bestreitet einen Zusammenhang.

Rosa Morena, Ärztin:

»Wir sind in den vergangenen 18 Jahren hier in dieser Region von Krankenhaus zu Krankenhaus gefahren und haben die Krebstoten gezählt. Dabei kam heraus:  Hier gibt es 10 mal mehr Krebstote als in der Hauptstadt von Equador Quito.«

20 Jahre kämpften die  Urwaldbewohner um Schadenersatz in– einem Musterprozess gegen Chevron ,sie erreichten im Nov. 2013 einen  historischer Sieg  bestätigt vom höchsten Gericht des Landes - Schadenersatz  in Höhe von 9,5 Mrd. Dollar und doch kein Ende : Chevron weigert sich, zu zahlen.

Chevron, die Zentrale in Houston Texas – hier heißt es, die Kläger aus Equador seien Verschwörer – eine Betrügerbande, die Chevron melken wollten. Der wahre Schuldige sei die Staatsfirma Petro Equador, die habe den Urwald so sehr verschmutzt. Das Verfahren sei illegitim. Chevron habe in Equador alles sauber hinterlassen, so wie in diesem  Informationsfilm für die Anteilseigner dargestellt.

Voice-Over, Zitat:

»Mit 40 Mio Dollar – abgenommen von der Regierung – die Deponien ordentlich versiegelt und sauber gemacht.«

Ordentlich versiegelt und sauber ? Merkwürdig.

Unser Führer Donald Montayo schwört  : In dieser Gegend habe nur Texaco Öl gefördert .

Donald Montayo:

»Das hier geht zu hundert Prozent auf das Konto von Chevron. Keine andere Firma hat hier je auch nur ein einziges Fass Öl gefördert. Alles ist die Arbeit von Chevron«

Donzinger:

»Die Vorstellung, sich mit 40 Mio Dollar aus der Affäre ziehen zu können – also mit einem halben Prozent dessen, was nötig ist, um die Umweltschäden zu beseitigen – diese Vorstellung ist grotesk.«

Gegen Donzinger hat die Fa Chevron in New York ein Urteil erwirkt. Donzinger habe im Verfahren in  Equador belogen und betrogen, mit dem Ziel Chevron haftbar zumachen, urteilte ein New Yorker Amtsrichter in erster Instanz. . Härteste  Bandagen:

Donzinger:

»Meine Wohnung wurde überwacht von Privatdetektiven, sie haben mich und meine Familie verfolgt, ich fühlte mich bedroht, ich bin in Equador abgehört, meine Gespräche wurden mitgeschnitten.«

Geht es Chevron auch  um Einschüchterung? Wenn etwa der Macher des Dokumentarfilmes Joe Berlinger von dem Unternehmen in Grund Boden geklagt wird und das ganze Drehmaterial ausliefern muss:

Joe Berlinger, Dokumentarfilmer:

»Wenn Du dein gesamten Drehmaterial an einen großen Konzern aushändigen musst, dann hat das abschreckende Wirkung auf zukünftige Dokumentationen dieser Art. Ich denke ,dies war ein schwerer Schlag gegen die Pressefreiheit in den USA.«

Wir haben Maria und ihre Tochter Silvia noch einmal besucht. Beide haben Jahre der Chemotherapie hinter sich. Erst vor kurzem sind bei Maria neue Metastasen festgestellt worden. Aber die meisten Sorgen macht sie sich um ihre Tochter  Silvia. Sie hat Leberkrebs und  deswegen ihr Kind im Bauch verloren.

Silvia Yarez:

»Es war mein erstes Kind und ich konnte es nicht bekommen wegen der Chemo und Strahlentherapie . Ich werde nie wieder Kinder bekommen können.«

Maria Garofaldo:

»Wenn sie mir gesagt hätten, wir helfen mit etwas Geld aus, um die teure Behandlung zu finanzieren. Aber leider haben sie diese Stärke nicht gehabt. Diese Menschen sind eine Schande, das sind keine Menschen.«

Ihr Leben , ihr Land ist von den Ölkonzernen zerstört. Sie brachten ihnen nur Leid und Elend. Bis heute will dafür  niemand  die Verantwortung übernehmen.

Autoren: Markus Schmidt und Peter Sonnenberg
ARD Studio New York/ ARD Studio Mexiko

Stand: 11.05.2014 20:28 Uhr

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