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Kenia: Das neue "Silicon Savannah"

Junge Entwickler aus Nairobi

Junge Entwickler aus Nairobi | Bild: WDR

Jeder hat es, jeder macht es: Afrikas Handy-Markt wächst wie nirgendwo sonst auf der Welt. Viele haben nur Billigtelefone – und auf genau die kommt es IHNEN an: den jungen IT-Entwicklern in Nairobi.

Den Durchbruch in Kenia schaffte „M-Pesa“. Ein System zur Überweisung von Geld per Handy. Es hat vor allem das Leben der Ärmsten verbessert.

So wie das von Josphat. Vor zehn Jahren kam er vom Land nach Nairobi, um Arbeit zu finden. In der Stadt sei das Leben zwar hart, aber er hat einen Job. Und kann damit sogar seine Eltern auf dem Land unterstützen. Schwierig aber war immer, das Geld an seine Eltern zu überbringen.

Josphat

»Früher hatten wir große Probleme, Geld zu verschicken. Ich musste es entweder einem Busfahrer mitgeben und hoffen, dass er zuverlässig ist, oder meine Mutter ist den ganzen Weg hierher gefahren, um es abzuholen.«

Josephat am M-Pesa Kiosk
Josephat am M-Pesa Kiosk

Heute ist es viel einfacher. Und so funktioniert es: Josphat braucht nur zu einem M-Pesa-Kiosk zu gehen, sich registrieren, Geld einzahlen und das als Guthaben aufs Handy aufladen. Dieses Guthaben kann er dann per sms verschicken.

Splitscreen

300 km weiter und ein paar Sekunden später kommt es bei seiner Mutter an.

Josphat’s Mutter

»Ich bin sehr glücklich, mein Sohn hat mir gerade 1.200 Schilling geschickt.«

Etwa 10 Euro, viel Geld. Eine Bank gäbe es weit und breit nicht. Ohne regelmäßiges Einkommen würde man ihr wohl ohnehin kein Konto einrichten. M-Pesa Läden, die gibt es aber überall, selbst hier, alle paar Meter.

Jetzt kann sie das sms-Guthaben in Bares eintauschen.

Josphat’s Mutter

»Seit es M-Pesa gibt, hat sich mein Leben so sehr verbessert. Jetzt schickt mir mein Sohn manchmal einen Euro. Das ist nicht viel aber mir hilft das über den Tag.«

Ein Euro: das reicht für Zucker und Tee. Das ist sowohl gut für sie, als auch für die örtlichen „Tante-Emma-Läden“.

Mittlerweile ist M-Pesa längst auch in der Mittelschicht angekommen. Strom- oder Wasserrechnungen, Taxifahrten, Hotels – fast alles kann man über M-Pesa bezahlen. Ein Exportschlager!

M-Pesa, Überweisung von Geld per Handy
M-Pesa, Überweisung von Geld per Handy

Und Inspiration für junge Entwickler: IHub nennt sich DER Treffpunkt in Nairobi. Hier tüfteln sie an sms-Anwendungen für simple Mobilfunktelefone, die – wie M-Pesa – das Leben der einfachen Menschen verbessern sollen. Dafür haben sie kostenloses Internet, Austausch – und sie bekommen latte macchiato: Treibstoff für Kreative. Und hier wurde auch icow geboren.

Im Hochland von Kenia verbessert es das Leben von Mwaniki Kamanu. Er ist Lehrer, nebenbei verdient er sich als Milch-Bauer etwas dazu – und kann so seinen beiden Söhnen die Uni bezahlen. Viel Wissen über Kühe hatte er allerdings nicht, gesteht er. Bis iCow kam.

Mwaniki Kamanu (steht im Kuhstall und ließt aus seinem Handy vor.)

»Deine Kuh Jacinta wird diese Woche fruchtbar sein. Das heißt, die Befruchtung letzte Woche ist fehlgeschlagen. Bitte Befruchtung diese Woche wiederholen. Thank you for using icow.«

Dank solcher Nachrichten hätte er jetzt zwei gesunde Kälber, sagt Mwaniki Kamanu. Alle seine Kuh-Damen habe er bei dem sms-Dienstleister registriert. Seitdem bekommt er regelmäßig Nachrichten, wann eine geimpft werden müsse, oder ein Arzttermin ansteht. Und er kann auch selbst Fragen schicken. Jemand aus der Hauptstadt antwortet prompt. Jetzt, sagt er, sei er ein erfolgreicher Bauer.

Mwaniki Kamanu

»Ich bin immer darauf vorbereitet, was mit meinen Kühen passiert. Z.B. wann der Tierarzt zum Befruchten kommen muss, wann sie gebären werden und außerdem bekomme ich Informationen, wie ich meine Kühe sauber und gesund halten kann.«

Die Rechnung sei einfach: Gesunde Kühe – mehr Milch – mehr Geld. Zwar ist icow nicht umsonst – jede sms kostet umgerechnet vier Cent. Doch sie seien ihr Geld wert.

Mwaniki Kamanu

»Mein Telefon ist jetzt ein Teil von meinem Leben.«

Etwa 500 Textnachrichten hat er von icow – sie seien ihm heilig wie seine Bibel.

Die Erfinderin der „heiligen Kuh“ ist Su Kahumbu. Sie ist selbst Farmerin – aus gutem Haus, mit guter Bildung. Immer wieder habe sie sich gefragt: Wie kann sie ihr Wissen an andere Bauern weitergeben? Irgendwann war ihr klar: in Afrika geht das nur übers Telefon.

Su Kahumbu

»Das (zeigt aufs Handy) ist was wir brauchen. Wir können uns keine Computer leisten. Deshalb müssen wir auf kleinere Bausteine wie das Handy setzen, um uns technisch zu entwickeln.«

Lösungen – made in Afrika. Inzwischen gibt es dutzende solcher Erfindungen, preisgekrönt, exportiert in die ganze Welt. Und Nairobi, Kenias Hauptstadt, wird auch deshalb schon „Silicon Savannah“ genannt.

Autorin: Shafagh Laghai, ARD Studio Nairobi

Stand: 15.04.2014 11:06 Uhr

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