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Venezuela: Maduro lässt wählen

Venezuela: Maduro lässt wählen | Bild: BR

Wer die Lage in Venezuela für die Parlamentswahl verstehen möchte, muss wissen was die Menschen hier umtreibt. Was sie umtreibt ist, wie seit Jahren, eine enorme Versorgungsnot: Neuerdings bilden sich riesige Schlangen vor den Tankstellen.

Das erdölreichste Land der Welt hat kein Benzin mehr, durch Misswirtschaft aber auch durch US-Sanktionen. Zu dieser Not gesellt sich die Pandemie.

Die Pandemie verschärft die Krise

Familie Doubront erkrankt im September an Covid und das führt sofort zu Existenzangst. Doch die Lage von Yvan verschlechtert sich so sehr, dass er ins Krankenhaus muss. Die Familie ist eigentlich Mittelstand, Noemi Universitätsprofessorin. Doch nur über eine Spendenaktion können sie sich die Behandlung leisten.

Die Sehnsucht nach einem Wandel enorm, doch die Chancen dazu seien gering. Die autoritäre sozialistische Regierung sitze zu fest im Sattel.

Gerade mal 100 Anhänger warten auf die Rede vom einstiegen Hoffnungsträger und Parlamentspräsidenten Juan Guaido. Im vergangenen Jahr waren es Hunderttausende. Doch sein Ziel, das Militär auf seine Seite zu ziehen und Neuwahlen zu erlangen, ist gescheitert. Guaido versucht Optimismus zu verbreiten, als ob er nicht auf verlorenem Posten kämpfen würde. An der Wahl teilzunehmen wurde ihm verboten, will er aber auch nicht, da er ohnehin von Wahlbetrug ausgeht. Stattdessen ruft er auf zum Wahlboykott.

Boykott der Opposition

Dem Aufruf zum Wahlboykott sind zahlreiche Oppositionsparteien gefolgt. Das linientreue Oberste Gericht hat darum die Führung einiger Parteien, wie dieser hier, einfach abgesetzt. Und eine Führung eingesetzt, die an den Wahlen teilnimmt.

Die Stimmung bei den Anhängern der sozialistischen Regierung scheint dagegen bestens. Wenn die Opposition ihr Wahlrecht nicht nutzt, macht das ihren Wahlsieg nur noch sicherer und alle relevanten Institutionen wären zurück in sozialistischen Händen.

Präsident Maduro hat seine Macht mit Hilfe seiner Militärs und der Unterstützung von China, Russland und dem Iran gefestigt. Und in den USA verschwindet mit Donald Trump, der ärgste Feind der vergangenen Jahre.

Und es gibt auch durchaus Neues in der Hauptstadt, was besonders den Besserverdienenden das Leben schöner macht und so beschwichtig. Überall sind sehr gut ausgestattete Bodegas aufgetaucht mit importierten Produkten, kaufbar mit Dollar, einst undenkbar. Wer genug Dollar hat, für den ist alles im sozialistischen Venezuela in greifbarer Nähe, für die Mehrheit ist das unerreichbar. Sie werden weiter um Wasser und Benzin kämpfen. Und sie glauben nicht, dass sich das durch die Wahl irgendwie ändern könnte.

Autorin: Xenia Böttcher, ARD Mexico City

Stand: 06.12.2020 20:18 Uhr

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