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USA: Der Aufstieg von Elizabeth Warren

USA: Der Aufstieg von Elizabeth Warren | Bild: dpa / picture-alliance

Mittlerweile gilt sie als die Favoritin unter den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern und das mit einem radikalen Programm. Elizabeth Warren will den "big structural change" – die große Strukturveränderung in der US-amerikanischen Politik. Reiche sollen höhere Steuern zahlen, große US-Konzerne sollen weniger politischen Einfluss bekommen, Lobbyismus und Korruption strikt bekämpft werden.

Und die Senatorin solidarisiert sich mit streikenden Arbeitern, die besonders unter den Spätfolgen der Finanzkrise zu leiden haben. Elizabeth Warren will nach eigenem Bekunden den Kapitalismus zähmen.

Elizabeth Warren. Die Unbekannte

Sie kämpft um jeden Wähler, Stimme für Stimme. Elizabeth Warren ist keine Kandidatin der Mitte. Sie will Politik in den USA von Grund auf neu denken. Mit einem umfassenden Strukturwandel. "We need big structural change." Elizabeth Warren. Die Unbekannte. Eine Juristin, die lehrt und forscht. Sie will wissen, welche Rolle die Finanzwirtschaft dabei spielt, wenn Menschen finanziell abstürzen. Die lange Jahre eher konservative Frau rückt nach links und wird politisch aktiv.

Elizabeth Warren mit Eltern
Elizabeth Warren mit ihren Eltern  | Bild: SWR

2007. Finanz- und Bankenkrise. Durch verantwortungslose Kreditwirtschaft verlieren unzählige Menschen ihr Zuhause. Vor allem in der Mittelschicht. Den strauchelnden Unternehmen dagegen wird geholfen. Warren will das nicht hinnehmen. Als Vorsitzende eines Kontrollgremiums fordert sie, die Mächtigen aus Wirtschaft und Politik zur Verantwortung ziehen. "Wissen Sie, was mit dem Geld passiert ist?" fragt sie im September 2009 bei einer Anhörung Tim Geithner.  Der damalige Finanzminister ringt um eine Antwort. Warren unterbricht ihn. "Vielleicht sollte ich etwas konkreter fragen. War dem Ministerium klar, mit wem sie es zu tun hatten?" Warrens unerbittliche Befragungen – im Internet wahre Hits.

Barack Obama holt die inzwischen berühmt-berüchtigte Professorin ins Weiße Haus. Sie soll ein Büro für den Schutz von Bank- und Versicherungskunden aufbauen. Ihr politischer Erfolg. Obama, eher ein Präsident der Kompromisse, unterstützte die Expertin, die sich klarer als er gegen die Finanzwirtschaft stellt.

Elizabeth Warren: Die Kämpferin

"Milliardäre zahlen einen niedrigeren Steuersatz als ihre Sekretärinnen. Chefs an der Wall Street, die gleichen, die unsere Wirtschaft und Millionen Jobs zerstört haben, sie kennen keine Scham, fordern Begünstigungen und verhalten sich, als ob wir ihnen danken müssten. Hat jemand ein Problem damit?"

Elizabeth Warren bei Fernseh-Debatte
Kämpft gegen Korruption und Lobbyismus | Bild: SWR

Sie profiliert sich immer mehr als Anklägerin gegen Korruption und Lobbyismus. Nach einem klaren Wahlsieg in Massachusetts nun als Senatorin. "Im besten Fall waren Sie unfähig. Im schlimmsten mitschuldig. Sie sollten gefeuert werden."

Elizabeth Warren: Die Mitfühlende

Sie gibt sich als Politikerin zum Anfassen. Immer ein offenes Ohr für die Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Sie will den Staat in die Pflicht nehmen und schreckt auch vor einer Reichensteuer nicht zurück. Um Studienschulden zu streichen oder hohe Gesundheitskosten zu übernehmen. "Wir stellen sicher, dass jeder zum geringst möglichen Satz krankenversichert wird. Wie wir das bezahlen? Die an der Spitze, die reichsten Menschen und die größten Gesellschaften zahlen mehr. Und Familien aus der Mittelschicht zahlen weniger."

Elizabeth Warren bei Parteiversammlung
Fordert eine Reichensteuer um die Mittelschicht zu entlasten | Bild: SWR

Überzeugungen, geprägt von ihrer eigenen Geschichte. Als ihr Vater krank wurde und nicht mehr arbeiten konnte, hätte die Familie fast das Haus verloren. Ihr Studium war nur möglich über Stipendien und damals noch deutlich niedrigere Studienkosten. Sie betont, sie wolle die Mittelschicht retten. Sie stellt sich an die Seite von streikenden Gewerkschaftern und gegen Konzerne, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. Sie will Arbeiter an den Verhandlungstisch holen, wenn es um internationale Verträge geht.

Elizabeth Warren: Linke Hoffnungsträgerin

Linke Hoffnungsträgerin und zugleich eine, die durch ihre linke Polemik und Schärfe auch spaltet. Die Sorge nicht wählbar zu sein, weist sie von sich. "Wenn ich darüber rede, schreien ein paar reiche Typen Klassenkampf. Ich sag Euch, diese Typen haben jahrzehntelang einen Klassenkampf gegen hart arbeitende Menschen geführt. Es ist Zeit zurückzuschlagen." Kämpferisch ja, aber immer auch die Frau von nebenan, die ihre Wähler warmherzig umwirbt.

Autorin: Claudia Buckenmaier (ARD-Studio Washington)

Stand: 21.10.2019 11:42 Uhr

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