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Pakistan: Der Pink-Bus für Frauen

Pakistan: Der Pink-Bus für Frauen | Bild: WDR

An dieser Bushaltestelle hatte Alishba Dar jahrelang vor allem eines: Angst. Denn Busfahrten in der pakistanischen Großstadt Karatschi können für Frauen gefährlich sein immer wieder werden Passagierinnen von Männern belästigt. Seit wenigen Monaten ist Alishbas Angst endlich verschwunden – seit es die pinken Busse gibt, in denen nur Frauen mitfahren dürfen. "Als berufstätige Frau ist es für mich sehr wichtig, ein einfaches Fortbewegungsmittel zu haben. Deshalb freue ich mich sehr, dass es jetzt die pinken Busse gibt. Das ist eine großartige Initiative. Das ermöglicht es Frauen, sicher und einfach zu unseren Arbeitsplätzen zu kommen", sagt sie.

Mehr als 30 pinke Busse fahren im Zwanzig-Minuten-Takt durch Karatschi. Der Unterschied zu den meisten herkömmlichen Bussen ist riesig. Sie sind sauber, es gibt eine Klimaanlage und genügend Sitzplätze. Umgerechnet etwa 20 Cent zahlt Alishba für eine Fahrt – etwas teurer als der reguläre Tarif, dafür aber ungleich sicherer. "Als Frau wird man in den normalen Bussen sehr oft belästigt. Männer berühren einen immer wieder. Ich höre widerliche Kommentare und Sprüche. So etwas passiert ständig. Aber nicht, wenn ich hier im Bus bin. So eine Erfahrung habe ich hier noch nie machen müssen", erzählt sie.

Ein geschützter Raum für Frauen

Pakistan: Jetzt gibt es in Karatschi die "Pinke Buslinie", nur für  Frauen.
Pakistan: Jetzt gibt es in Karatschi die "Pinke Buslinie", nur für Frauen. | Bild: WDR

Auch die Tickets werden hier von einer Frau kontrolliert. Rimsha Bibi ist 17 Jahre alt. Es ist der erste Job, dem ihre Eltern zugestimmt haben. Sowohl sie als auch ihre Familie sorgten sich in anderen Berufen um ihre Sicherheit: "Ich hatte bisher große Angst vor der Kriminalität in Karatschi. Aber der pinke Bus ist so etwas wie mein sicherer Ort. Niemand kann mich hier beklauen. Kein Mann außer dem Busfahrer darf den Bus betreten. Ich habe nur dann noch Angst, wenn ich morgens zur Arbeit gehe und abends wieder heimlaufe."

Karachi gehört zu den pakistanischen Städten, in denen die Kriminalität am höchsten liegt. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei täglich bis zu 140 Straftaten. Frauen zählten häufig besonders dann zu den Opfern, wenn sie alleine unterwegs waren. Vor allem deshalb haben die regionalen Verkehrsbetriebe das "Pink Bus Project" ins Leben gerufen. "Wir leben in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Ich selbst würde weder meiner Tochter, meiner Schwester noch meiner Frau erlauben, in einem normalen Bus zu fahren. Bei den pinken Bussen geht es deshalb explizit um ein Projekt, das sich ausschließlich an Frauen richtet", sagt Kamal Dayo, der Geschäftsführer der Öffentlichen Verkehrsbetriebe Sindh Provin.

Pakistan: Seitdem muss auch Alishba Dar auf dem Weg zur Arbeit oder zu Freunden keine Angst mehr haben.
Pakistan: Seitdem muss auch Alishba Dar auf dem Weg zur Arbeit oder zu Freunden keine Angst mehr haben.  | Bild: WDR

In Zukunft sollen noch mehr pinke Busse in sämtlichen Großstädten Pakistans fahren. Wir treffen den Koordinator des Projekts. Muhammad Usman erzählt uns, dass die Busse nicht nur bei den Fahrgästen beliebt sind, sondern auch bei denjenigen, die hinter dem Steuer sitzen: "Alle Fahrer wollen die pinken Busse fahren. Vor allem, weil die weiblichen Fahrgäste alle sehr höflich sind. Und denen ist es natürlich auch wichtig, dass sie einen freundlichen Fahrer haben. Aber ja: der pinke Bus ist bei den Fahrern mit Abstand der beliebteste." Auf die Busse ist Usman sichtlich stolz. Besonders wichtig sind ihm die Überwachungskameras. Deren Signal läuft gleichzeitig auch in der Einsatzzentrale auf. "Hier ist also der Monitor, über den der Busfahrer alles beobachten kann?", fragt Korrespondent Oliver Mayer und der Koordinator antwortet: "Ja, genau. Jeder Busfahrer hat mehrere Kameras, auf die er Zugriff hat. Eine hier auf der Fahrerseite. Eine für die hinteren Bereiche und dann noch welche für die Türen. Der Fahrer kann also ganz genau sehen, was dort passiert – kann auf Personal und Passagierinnen schauen."

Für viele Frauen in Karatschi ist das Projekt ein Lichtblick. Alishba arbeitet für eine Werbeagentur. Anders als früher kann sie während der halbstündigen Fahrt zu ihrem Arbeitsplatz nun entspannen. "Wir müssen uns dieses positive Projekt zum Beispiel nehmen. Wir müssen es schaffen, noch mehr Grenzen zu verschieben. Weitere Initiativen gründen, die Frauen schützen und die das Leben insgesamt sicherer für sie machen. All das wird eine riesige Herausforderung werden."

Die pinken Busse seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung, sagt sie. Doch damit sich Frauen in der Öffentlichkeit wirklich sicher fühlen könnten, brauche es in Pakistan endlich einen gesellschaftlichen Wandel.

Autor: Oliver Mayer / ARD Studio Neu Delhi

Stand: 18.09.2023 12:05 Uhr

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