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Österreich: Tod durch Hass und Hetze

Tod durch Hass und Hetze | Bild: BR / ARD Wien

Ein kleiner Ort in Oberösterreich. Hier liegt eine Hausärztin begraben, deren Geschichte das ganze Land bewegt hat. Sie impfte gegen Covid 19, geriet in den Fokus der Impfgegner und Corona-Leugner. Nach grausamen Morddrohungen und einer öffentlichen Hetzjagd sah sie offenbar nur noch einen Ausweg - den Tod.

Genau vor einem Jahr habe ich sie noch in ihrer Praxis getroffen. Ich erinnere mich, wie irritiert ich war, als wir die Tür öffneten. Ein Mann vom Sicherheitsdienst bewachte die Praxis, an ihm musste jeder vorbei. Ärztin Dr. Lisa-Maria Kellermayr hatte damals gerade eine Morddrohung per Mail erhalten: "Betreff: Ich werde dich hinrichten. Hallo, du dummes Stück Scheiße, du kannst mir gerne mit Anwälten drohen, aber kriegen werdet ihr mich sowieso nicht. Stattdessen habe ich nun beschlossen, dich zu kriegen. Wenn ich schon einmal dabei bin, werde ich selbstverständlich alle Mitarbeiter deiner Praxis auch abschlachten. Ich bin bewaffnet und habe eine Schrotflinte…"
Der Absender schildert der Ärztin dann, wie er sie genau umbringen will. Eine Aufzählung voll unglaublich grausamer Details. Zu ekelhaft und zu krank, um es weiter vorzulesen.

Suche nach Hetzern

Wer sind die Menschen, die im Netz drohen und monatelang gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen sind? Ich treffe jemanden, der alle großen Corona-Demos in Wien begleitet hat: Der freie Journalist Michael Bonvalot: "Was Corona gemacht hat, ist: es hat rechten Kräften die Möglichkeit gegeben, auf die Straße zu gehen, in Massen auf die Straße zu gehen." Unter den Demonstrierenden auch verurteilte Neonazis und international bekannte Identitäre. Bonvalot geht inzwischen nur noch mit mehreren Sicherheitspersonen auf die Demonstrationen. In der Szene ist er bekannt wie ein bunter Hund, es wird regelrecht Jagd auf ihn gemacht. Die Szene ist gewaltbereit und gefährlich. In den einschlägigen Foren werden "Feinde" an den Pranger gestellt.

Interviewpartner sagen mir ab, aus Angst in der Öffentlichkeit zu sprechen. Corona hat tiefe Gräben in der Gesellschaft hinterlassen. In Regensburg treffe ich Anwalt Chan-jo Jun: Er übt scharfe Kritik an der Arbeit der Ermittler: Es werde nicht mit Nachdruck ermittelt, zumindest so lange die Leute noch leben. Jun erklärt mir, man müsste den Umgang im Netz genauso reglementieren wie den Straßenverkehr: Bußgelder für schlechtes Verhalten. Der Mensch, der ihn und seine Mitarbeiterinnen gerne massakrieren würde, läuft übrigens immer noch frei herum. Die Behörden wirken machtlos.

Dr. Kellermayr fühlte sich nicht ausreichend geschützt - weder von der Polizei noch von der Politik. Sie hatte beschlossen, sich selbst zu schützen, baute ihre Praxis mit Notfallschaltern zur Hochsicherheitszone um.

Sechs Monate später ist die Ärztin tot. Sie hat sich in ihrer Praxis umgebracht. Gegen einen der Beschuldigten aus Bayern wird noch ermittelt. Von der Generalstaatsanwaltschaft Berlin kommt allerdings die Meldung, die Ermittlungen im Fall Kellermayr seien eingestellt. Der Absender der Morddrohung ist weiter auf freiem Fuß.

Autorin: Anna Tillack, ARD Wien

Die Weltspiegel-Doku dazu am 27.3.2023 um 22.50 Uhr im Ersten

Stand: 19.03.2023 19:42 Uhr

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