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Frankreich: Die Seine soll sauber werden

Frankreich: Die Seine soll sauber werden | Bild: WDR

Es ist noch ruhig auf der Seine, an diesem Morgen. Die Wasserschutzpolizei von Paris ist auf Patrouille. Sie überwacht den Fluss rund um die Uhr. Commandante Sophie Malherbe ist die Chefin der Brigade. Die Seine ist für sie wie eine kleine Stadt mit Bewohner:innen, Verkehr und Verboten: "Baden ist strikt verboten! Die Pariser dürfen das auf keinen Fall, es gibt zu viele Gefahren und das Risiko zu Ertrinken!"

Ist das Wasser sauber genug?

Einzige Ausnahme sind sie: Die Taucher:innen der Brigade, die – zum Vergnügen der Angelnden – heute Morgen bei frischen Temperaturen trainieren. Seit 100 Jahren ist das Baden in der Seine streng verboten, doch mit Olympia soll sich das alles ändern: Ein ehrgeiziger Plan. "Die größte Sportarena, die es jemals in einer Stadt gab. Mit einer schwimmenden Laufstrecke, großartigen Anlagen an den berühmtesten Sehenswürdigkeiten, einschließlich der Seine."

Frankreich: Tester der Wasserqualität – alles für die Olympischen Spiele 2024.
Frankreich: Tester der Wasserqualität – alles für die Olympischen Spiele 2024. | Bild: WDR

Lionel kann das ganz entspannt abwarten. Er wohnt auf der Seine – genauer: auf seinem perfekt eingerichteten Hausboot. Wenn nächstes Jahr die Spiele beginnen, sitzt er hier quasi in der ersten Reihe. Und kann die Eröffnungsfeier live und aus nächster Nähe von seinem Deck aus verfolgen: "Ja, genau so wird das werden! Meine Freunde werden hier sein und wir werden das gemeinsam genießen. Wir werden ganz dicht dran, und bei diesem riesigen Fest dabei sein."

Und dann zeigt er: Am Ufer werden Hunderttausende das Spektakel verfolgen und einige der Wasserwettkämpfe werden ganz in seiner Nähe stattfinden. Dan Angelescu überprüft im Auftrag der Stadt Paris die Wasserqualität der Seine: Der Physiker untersucht die Proben nach Bakterien. Seit fünf Jahren jeden Sommer und natürlich auch während der Spiele. Denn die große Frage wird sein: Ist die Seine für Olympia sauber genug? Dürfen die Athlet:innen ins Wasser? "Ich denke, das ist machbar. Ich denke, anhand der regelmäßigen Messungen ist das vertretbar. Wir werden Menschen nicht in Gefahr bringen, denn unsere Messungen bestätigen eine Qualität des Wassers, die das zulässt", erklärt der Physiker.

Kanalarbeiten auf Hochdruck

Wir wollen der Sache auf den Grund gehen, tief unter der Seine: Wir sind  in den Eingeweiden von Paris. Und das sind die Abwasserkanäle, jede Straße hat einen eigenen Kanal, mehr als 1.000 Kilometer insgesamt: Brauchwasser und Regenwasser fließen hier zusammen – seit Napoleons Zeiten. Doch bei starken Regenfällen ist das System überfordert und die Kanäle fließen über. "Seit Jahren und Jahrzehnten haben wir das so gemacht. Bei starken Unwettern wurde das ganze Wasser direkt in den Fluss geleitet", erzählt Chef-Kanalarbeiter Emmanuel Olivard.

Mit allem Schmutz darin, vorbei an allen Kläranlagen. Kein Wunder, dass keiner in der Seine baden darf. Das soll sich mit dieser neuen Anlage ändern. Mitten in der Stadt entsteht unter Hochdruck eine moderne Wasserauffanganlage, auf neuestem technischen Niveau. Trotzdem bleibt noch einiges zu tun, denn: Nur 200 Meter hinter der Stadtgrenze von Paris sind noch immer nicht alle Haushalte ans Kanalsystem angeschlossen. Sie sind seit Wochen im Einsatz. Wir sind in einer Vorstadt von Paris. Hier werden gerade neue Rohre und Anschlüsse verlegt. Es geht um ca. 35.000 Haushalte. Jean-Philippe zeigt uns seine neuen Installationen, die er gerade bekommen hat: "Hier: Jetzt ist alles angeschlossen: Küche, die Toiletten und Badezimmer." Es hat ihn übrigens nichts gekostet. Die Kommune hat alle Kosten vor Olympia übernommen. "Ich denke, das hat was damit zu tun, klar. Man will sich als Departement mit einem funktionierenden Leitungssystem präsentieren", sagt der Hausbesitzer.

Ein besonderes Event für ganz Paris

Frankreich: Paris – alle Hausboote sollen an das Abwassersystem angeschlossen werden.
Frankreich: Paris – alle Hausboote sollen an das Abwassersystem angeschlossen werden. | Bild: WDR

Auch das Hausboot von Lionel ist jetzt angeschlossen. Hier, in diesem Behälter sammelt er sein Küchen- und Toiletten-Abwasser und dann geht es durch einen Schlauch nach draußen, direkt ins öffentliche Kanalsystem – und eben nicht mehr in die Seine. "Das war eine Bedingung, um hier im Hafen liegen bleiben zu dürfen, auch nach den Spielen. Die Olympischen Spiele haben die Reinigung der Seine auf jeden Fall beschleunigt, denn alle Boote mussten das machen", erzählt der Hausbootbesitzer.

Hochsaison auf der Seine. Überall sind die Vorbereitungen für Olympia im Gang. Kapitän de Vallois steuert seinen Ausflugsdampfer mit Routine. Die wird er brauchen. Denn: Er wurde ausgewählt für eine große Mission. Im Konvoi, zusammen mit 115 anderen Schiffen die Olympiamannschaften auf der Eröffnungsfeier über die Seine zu fahren. Ein großer Moment für ihn: "Natürlich bin ich stolz. Natürlich! An so einem Ereignis teilzunehmen, das ist schon was!"

Das größte Ereignis für ganz Paris – und ein ehrgeiziger Plan für die Seine.

Autorin: Sabine Rau / ARD Paris

Stand: 25.06.2023 18:29 Uhr

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Westdeutscher Rundfunk
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