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Xi Jinpings China: Nationalismus und Führerkult

Xi Jinpings China: Nationalismus und Führerkult | Bild: Tamara Anthony / ARD Peking

Make-up und dann noch Puder – nichts, was der kleine Dada gerne im Gesicht hat. Aber für ein Familienfoto im kaiserlichen Outfit muss er das über sich ergehen lassen.
Die Kostüme sind ein Trend in China. Hua hat ein Geschäft daraus gemacht. Sie verleiht die Trachten, kennt den Haarstil der verschiedenen kaiserlichen Dynastien. Hua ist stolz auf ihr Land. Staatsführer Xi Jinping habe China zu neuer Größe verholfen: "Durch ihn ist China viel stärker als vorher. Und Papa Xi plädiert auch dafür, dass die Menschen ein nationales Selbstbewusstsein aufbauen: Inländische Produkte sollen gekauft werden."

Zentraler Herrscher

Xi Jinping ist zum zentralen Herrscher geworden: Immer mehr Macht konzentriert sich auf ihn. Schon Schulkinder müssen seine Texte lesen. Seine Bücher zu China haben Verfassungsrang. Er ist Staats-, Partei- und Militärchef – Führerkult pur.

Auf dem heute beginnenden Parteitag will Xi Jinping seine Macht ausbauen und noch weitere Gefolgsleute in hohe Ämter befördern. In einer zwei Stunden langen Rede wiederholt er Chinas Entschlossenheit, Taiwan im Zweifel mit Gewalt einzunehmen - und er verteidigt die strenge Null-Covid Politik im Land. Doch die findet nicht nur Unterstützer: Immer mehr Geschäften droht der Ruin. Menschen werden von einer Stunde auf die nächste hinter Zäunen weggesperrt wie diese Woche wieder in Shanghai. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit mindestens 30 Millionen Menschen in China im Lockdown sind, die meisten außerhalb der großen Metropole.
Bilder von September in Guiyang: Wegen 104 Fällen ging die Vier-Millionen-Stadt in Lockdown. Corona-Kontaktpersonen werden in Quarantäneeinrichtungen gebracht. Doch solche Videos sind in China streng zensiert, Kritik an der Null-Covid-Politik kann sogar gefährlich werden.

Inzwischen stehe nicht Wirtschaft an erster Stelle, sondern Ideologie, meint der Publizist Murong Xuecun. Er lebt seit einem Jahr in Australien im Exil: "Xi hat den Diskurs der Reform und Öffnung aufgegeben und ist dazu übergegangen, nationalistische Diskurse wie ‚nationales Wiedererstarken‘ zu verwenden. Aber ich glaube nicht, dass er sich darauf stützen will. Ich denke, seine Macht basiert jetzt vor allem auf der Kontrolle von Menschen und darauf, ihnen Angst zu machen."

Wendepunkt Covid-Pandemie

Statt wirksamen Impfstoff aus dem Westen zu importieren, hält China an ständiger Covid-Überwachung fest. Line Bertheussen ist das nicht mehr geheuer. Nach 17 Jahren erwägt die Norwegerin das Land zu verlassen. Die Headhunterin hat vorher gerne hier gelebt: "Es hat sich etwas verändert während Covid und besonders während der Lockdowns: Nachdem ich drei Monate in meiner Wohnung eingesperrt wurde, fühle ich mich nicht mehr sicher, vor allem, wenn ich daran denke, dass das ja immer wieder passieren kann.."
Ihr Job ist, Fachkräfte - vor allem aus Europa und den USA - nach China zu vermitteln, früher ein gutes Geschäft, jetzt fehlen die Aufträge: "Es gibt nicht mehr so viele Möglichkeiten. Viele Unternehmen hier haben ausländische Talente ersetzt durch Chinesen, die den Job auch machen können."

Abschottung gegenüber dem Westen

Xi Jinpings China setzt auf Abschottung gegenüber dem Westen. Er sucht sich Verbündete bei Diktatoren, baut neue globale Organisationen auf. Demokratische Länder, so zeigt die chinesische Propaganda unaufhörlich, versinken im Chaos. Der Westen gilt immer mehr als Feind. Das birgt riesige Gefahren. In Peking wirkt ein Krieg sehr weit entfernt, aber Chinas nationales Selbstbewusstsein ist überall zu spüren, mit Risiken für die ganze Welt.

Autorin: Tamara Anthony, ARD Peking

Stand: 16.10.2022 18:36 Uhr

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