So., 08.09.13 | 19:20 Uhr
Das Erste
Syrien: Angst vor dem US-Militärschlag
Kriegsalltag in Damaskus
Tango gegen Tomahawks, Milonga gegen Marschflugkörper. In dieser Kneipe in Damaskus tanzen sie gegen den Krieg – mit großem körperlichem Einsatz.
Ammar Mardia, Tango gegen den Krieg
Angesichts des drohenden Militärschlags gegen Syrien Cocktails gegen Cruise Missiles. Die Tänzer tauchen kollektiv ab ins Reich der emotionalen Träume. Die Realität oben auf der Erde sieht anders aus:
Mit Hunderten von Stundenkilometern haben Metallsplitter diesen PKW durchbohrt. Er stand auf einem Sportgelände. Erst kam eine Mörsergranate, dann folgten 30 weitere. Die Angestellten des Sportparks glauben, die Rebellen seien für den fatalen Anschlag verantwortlich, der morgens um halb Neun begann.
Jamal Schahin, Sportwart
Antoun alAyous, Basketballtrainer
Der Rote Halbmond ist auch dabei. Heute ist die Hilfsorganisation Retter und Opfer zugleich. Nach den ersten Detonationen hatten die Pfleger die Verwundeten versorgt, und wurden dann selbst getroffen… Auch das eigene Gelände gleich nebenan musste die arabische Partnerorganisation des Roten Kreuzes schließen: Zu groß die Gefahr für die Freiwilligen, die hier die Hilfsgüter an die Bevölkerung verteilen unter immer schwierigeren Voraussetzungen.
Mohannad al Assady, Sprecher Roter Halbmond Damaskus
Der Rote Halbmond – er macht die lebenswichtige humanitäre Arbeit im Lande. Allein in Damaskus sind Hunderte von syrischen Ärzten und Pflegern unterwegs. Sie kümmern sich wie hier um ein drei Stunden altes Baby, manchmal aber auch um Dutzende von Opfern nach einem Attentat.
Das Rote Kreuz wird von der Regierung oft in seiner Arbeit behindert, beklagt man sich. Selbst in der Hauptstadt gebe es Viertel, in denen die Helfer seit vielen Monaten nicht mehr aktiv sein durften. Die Helfer machen sich große Sorgen.
Rima Kamel, Rotes Kreuz Damaskus
Journalisten dürfen alles fragen in diesen Tagen, sogar nach den drastisch angestiegenen Preisen, nur nicht, ob die Leute Angst vor einem Angriff haben. Wenn drei Syrer zusammen stehen, ist einer wahrscheinlich beim Geheimdienst. Und so sind die Antworten lupenreine Propaganda:
Ein Mann
"Haben Sie Angst?“, fragen wir. "Nein“, sagt die Frau. "Warum nicht?“ Ihre Antwort: "Weil Gott auf unserer Seite ist!“
Ein Mann
Diesen Hügel haben ausländische Journalisten seit dem Beginn des Bürgerkriegs nicht mehr erklimmen dürfen: die Kassioun-Berge oberhalb der Hauptstadt, reines Militärgelände. Von hier hat man einen phantastischen Blick.
Ein trotziges Grüppchen hat sich hier eingefunden, um der Welt zu zeigen, dass Syrien nicht nachgeben werde. Menschliche Schutzschilde, herauf gekarrt von Bussen des Regimes. Endzeitstimmung im Sonnenuntergang…
Eine Frau
Selbstbewusst, stolz, kämpferisch – so präsentieren sich die Bürger in der Öffentlichkeit. Im persönlichen Gespräch mit der ARD aber geben viele zu, dass ihre Zuversicht schwindet, und dass sie große Angst haben.
Autor: Thomas Aders / ARD Kairo
Stand: 15.04.2014 10:59 Uhr
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