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Australien: Das Comeback der Krokodile

Australien: Das Comeback der Krokodile (XL Version)  | Bild: picture alliance / paul mayall

Die Ranger Fred und Garry nehmen uns mit auf ihre Streife durch den Kakadu-Nationalpark: Sie beobachten hier die Population der "Salties", also der Salzigen wie Australier ihre Salzwasserkrokodile fast schon liebevoll nennen. Die angriffslustigen Einzelgänger können mehr als fünf Meter groß werden. "Dafür müssen sie viel aushalten: etwa Angriffe von Artgenossen und Kannibalismus. Wenn sie ihr Territorium verteidigen und schaffen fünf Meter groß zu werden, haben sie ihren Platz hier in Kakadu wirklich verdient", sagt Garry Lindner, Crocodile-Manager vom Kakadu-Nationalpark.

Die sumpfige Landschaft im Nationalpark ist ein Paradies für die Reptilien – und das vor allem dank eines strengen Artenschutzprogramms. Die Krokodiljagd ist seit 1971 weitgehend verboten. Damals galten die Tiere fast schon als ausgestorben, erzählt uns Fred: "Ich bin an einer Wasserstelle aufgewachsen, wo man in den 1970er-Jahren schwimmen gehen konnte, weil die Krokodile dort alle weg waren, gejagt wegen ihrer wertvollen Haut. Jetzt sind sie zurück. Krokodile und Aborigines haben immer gut zusammengelebt. Gut, dass sie wieder da sind, wo sie hingehören."

"Es muss sich lohnen, die Krokodile zu schützen"

Ein Mann im Interview.
Graham Webb finanziert mit dem Tourismus einen Teil seiner Forschung. | Bild: NDR

Um die 250.000 Süß-und Salzwasserkrokodile gibt es im Nationalpark – nirgendwo auf der Welt leben so viele wie hier. Zu viele? Das sagen vor allem Zugereiste wie Angler Shane McNamara, der regelmäßig aus dem Süden Australiens zum Fischen herkommt. Er beschwert sich, dass die Salzwasserkrokodile immer mehr die Scheu vor Menschen verlieren: "Ihr kontrolliert uns Angler ständig, damit wir nicht zu viele Fische fangen. Dabei gibt es wahrscheinlich auch deshalb viel zu viele Krokodile. Das ist genau wie mit den Kängurus in unserer Gegend. Die werden geschützt und geschützt und geschützt. Bis alles außer Kontrolle gerät."

"Achtung Krokodile!" – überall warnen Schilder vor der Gefahr. Das Northern Territory ist dünn besiedelt. Das hilft: Maximal ein bis zwei tödliche Unfälle gibt es im Jahr, vergleichsweise wenig für die vielen Urzeittiere, die hier im Nationalpark manchmal sogar den Verkehr behindern. Die Einheimischen gehen erstaunlich pragmatisch damit um. Grahame Webb, einer der bekanntesten Krokodilforscher mit eigenem Reptilienpark sagt: "Es muss sich lohnen, die Krokodile zu schützen. Wenn sich mit den gefährlichen Raubtieren Geld verdienen lässt, dann haben Menschen ein eigenes Interesse daran, sich mit ihnen zu arrangieren." Hinzu kommt ein gewisser Pioniergeist der Bewohner des Nordterritoriums – viele davon Aborigines. "Der Schutz der Krokodile hängt hier oben nicht davon ab, ob man sie mag oder nicht. Für viele Menschen hängt ihr Job dran. Das hat ihr Image total verbessert."

Springende Krokodile, die nach Fleischhappen schnappen. Das begeistert hier jedes Jahr Zehntausende Touristen. Auch Graham Webb finanziert damit einen Teil seiner Forschung. Auch von Handtaschen, die auf Krokodilfarmen produziert werden, streng vom Staat kontrolliert und reglementiert. Es ist ein Multimillionen-Dollar-Geschäft, ein Albtraum für Tierschützer aus Sydney oder London, aber nicht hier. "Die Frau, die in Paris ihre Handtasche von uns kauft, fördert damit den Schutz der Krokodile. Wenn sie das nicht mehr macht, dann kommt auch kein Geld mehr rein, dass die Schutzprogramme finanziert. Manche Leute finden das schwer zu verstehen. Dabei ist das doch total einleuchtend", erklärt Grahame Webb.

Menschen und Krokodile: Respekt und Pragmatismus

Schild, das vor Krokodilen warnt.
Überall warnen Schilder vor der Gefahr | Bild: NDR

Nach Sonnenuntergang haben Garry und Fred noch eine Mission. Jetzt ist die Jagdzeit für Krokodile und sie treiben direkt an der Wasseroberfläche. Ihre Augen reflektieren das Licht der Scheinwerfer. Garry und Fred wollen ein paar Krokodilen hier eine Lektion erteilen, die sich in letzter Zeit zu dicht an Menschen am Bootssteg herangetraut haben. Aber Krokodile seien lernfaähig, sagt Gary. Man muss sie nur aus ihre Wohlfühlzone herausholen: "Es wird glauben, es sei einer Nahtod-Erfahrung entkommen. Das ist gut, denn das macht ihm Angst vor Menschen."

Die Urzeitkreaturen stehen seit 50 Jahren unter Langzeitbeobachtung und trotzdem stecken sie noch voller Geheimnisse: "Sie haben eine bewundernswerte Wundheilung, die noch nicht richtig erforscht ist. Manchmal sehen wir sogar zerfetzte Schulterblätter, die wieder verheilt sind", erzählt Gary.
Menschen und Krokodile – hier im Northern Territory teilen sich beide ein Revier. Respekt und Pragmatismus ist hier das Geheimnis für eine Beziehung mit Nervenkitzel.  

Autorin: Sandra Ratzow, ARD-Studio Singapur

Stand: 15.08.2021 15:05 Uhr

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