Fragen an Caroline Peters

Sophie (Caroline Peters)
Caroline Peters in ihrer Rolle als Sophie Haas.  | Bild: WDR / Michael Böhme

Mit "Ein Mord mit Aussicht" ist ein besonderer und eigenständiger Film gelungen. Was hat Sie an dem Drehbuch überzeugt?

Wir haben die Grundidee der Serie aufgegriffen und das hat mich überzeugt. Sophie Haas ist ein "fish out of water", der da nicht hingehört, der unfreiwillig dort ist und eigentlich immer woanders hin will. Sophies Wunsch, aus Hengasch weg zu kommen, wird zum möglichen Mordmotiv. Und das dient als Vehikel einmal innezuhalten und nachzudenken: Wie ist jetzt eigentlich das Verhältnis von Sophie und dem Dorf-Ensemble nach sieben Jahren und 39 Folgen – gewachsen oder auch nicht? Wer denkt hier was, über wen, nach dieser langen Zeit?

Sophie Haas gerät in dem Film selbst in Mordverdacht. Keine gute Ausgangsposition für ihre Ermittlungen, oder?

Die Ausgangsposition für ihre Ermittlungen ist ja meistens denkbar schlecht. Entweder ist der Fall kein richtiger Fall oder die Dorfgemeinschaft steht ihr auf den Füssen. Alternativ versuchen ihr Vater oder ihr Freund zu verhindern, dass sie überhaupt arbeitet. Ich möchte die Geschichte nicht verraten, aber letztlich – das hat sie davon, dass sie so lange da bleibt, wo sie eigentlich meint nicht sein zu wollen.

Die Polizeireviere von Sophie Haas und ihrer Hammelforster Kollegin Sandra Holm sind sehr unterschiedlich. Was hat es damit auf sich?

Als ich das Set der anderen Wache das erste Mal betrat, dachte ich, das ist ja wie in einem Traum, den vielleicht viele kennen: man träumt von seiner eigenen Wohnung. Plötzlich ist da eine neue Tür und dahinter befinden sich drei Zimmer, die man nie zuvor gesehen hat. Dann fragt man sich, wo waren die all die Jahre versteckt? Wie kann das sein? Und genauso ist das in dem Film. Sophie Haas ist bestimmt schon hunderte Male an den Ortsrand von Hengasch gefahren. Und jetzt steht da an diesem Tag ein neues Ortsschild »Hammelforst«. Eine Frau taucht auf, die genauso blond ist wie sie und die auch zwei Kollegen unter sich hat. Und trotzdem gibt es in Hammelforst mehr: eine top-moderne Wache mit einem riesigen Verhörraum. Hübsche, attraktive junge Mitarbeiter, die der Kollegin aufs Wort gehorchen. Es ist ein kafkaesker Albtraum, der Sophie Haas heimsucht. Es ist ein geradezu psychedelisches Erlebnis, der Kollegin Holm auf dieser Super-Wache entgegenzutreten. Und sie muss sich denken – das ist doch genau das, was ich sein will. Warum bin ich etwas ganz anderes?

Wenn Ihnen Sophie Haas auf der Straße begegnen würde, was würden Sie Ihr gerne sagen?

Ich würde ihr sagen: Verlasse den Bürgermeister und siehe zu, dass Du wieder in die Stadt kommst! (lacht)

Für Sophies Kollegen ist Hengasch die Heimat. Für Sophie Haas ist es wohl eher die Stadt Köln. Was verbinden Sie, Frau Peters, mit dem Begriff Heimat?

Heimat ist eine seltsame Sache, im Moment anscheinend nicht nur für mich, sondern für halb Europa. Bei mir selbst ist Heimat am ehesten wohl Berlin, da ich dort starke familiäre Wurzeln habe und auch immer wieder und lange zu verschiedenen Zeiten dort gelebt habe. Ansonsten ist Heimat das, was ich selten erlebe. Oder überhaupt kein Ort, sondern ein Gefühl, eine Liebe, eine Beziehung. Ein Theater kann z.B. auch eine Heimat sein. Aber meistens bin ich woanders als in der Heimat. Das habe ich mit Sophie durchaus gemein. Oder Heimat ist ein Zustand: Hier kenne ich alles und jeden. Das bringt diese Vertrautheit und Gemütlichkeit mit sich, damit aber auch eine gewisse Enge. Um die aufzubrechen, muss man woanders hingehen, wo es selten vertraut und gemütlich ist. Man muss sich dabei auf neue Umstände einlassen, sich mit Neuem befassen und dazu lernen.

Hat der große Erfolg der Serie Sie bei den Dreharbeiten zum Film beflügelt?

Der Erfolg hat mich immer sehr beflügelt. Ich fand das immer ganz toll, dass wir da etwas erfunden haben, was so vielen unterschiedlichen Menschen gefällt. Das ist so maßlos unterschiedlich und so weit gefasst. Das geht durch alle Altersklassen, Bevölkerungs- und Bildungsschichten. Da ist man schon echt beeindruckt, wie weit das geht. Der Film dann hat sich von vorneherein als losgelöst von der Serie angefühlt. Bei der Serie gehen die Dreharbeiten los und jeder weiß, das geht monatelang so weiter. Beim Film ist das anders. Man fängt an und weiß, in fünf Wochen ist es vorbei. Das hat eine ganz andere Exklusivität und Energie. Und dann hatte ich die ganze Zeit im Kopf, wie viele Leute diesen Film sehen werden, die echte Fans der Figuren sind. Und dass diese Zuschauer die Figuren mindestens so gut kennen, wie wir selbst. Ich habe mich gefragt, was wir ihnen zumuten können und was nicht und ob wir das treffen, was sie zu kennen glauben, ohne es nur zu wiederholen.

Was macht den Unterschied an der Arbeit des Films zur Arbeit an der Serie aus?

Bei der Serie arbeiten wir immer an drei oder vier Folgen parallel. Das heißt, ich muss täglich Szenen aus verschiedenen Geschichten hintereinander wegdrehen, die gar keinen Zusammenhang haben. Ich springe ständig von einem Plot zum anderen. Die Arbeit an einem Film ist sehr viel konzentrierter. Das ist toll.

Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Jan Schomburg?

Die Zusammenarbeit mit Jan Schomburg war sehr angenehm. Er hat mir einen neuen Blick auf uns geschenkt. Er hat Sachen, die ich als selbstverständlich empfand, neu beschrieben und darauf aufmerksam gemacht. Dabei merkt man, dass man vieles schon verinnerlicht hat und gar nicht mehr sieht. Das war sehr schön und das tut immer wieder gut.

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