Gespräch mit den Autoren Eva Zahn und Volker A. Zahn

Odenthal und Stern
Johanna Stern und Lena Odenthal haben verschiedene Auffassungen von Leben und Beruf. Da nutzt es gar nichts, wenn Johanna Lena Leichtigkeit predigt. | Bild: SWR / Alexander Kluge

Was war die Konzeption für die Geburtstagsepisode der Lena-Odenthal-"Tatorte"?

Volker A. Zahn: Wenn Jubiläen anstehen, wird gerne mal Bilanz gezogen. Lena Odenthal geht seit 25 Jahren erfolgreich auf Mörderjagd, und es war an der Zeit, die Routine, die sich in ihr Leben und das Format eingeschlichen hat, ein wenig aufzumischen. In dem Spielraum, den wir zur Verfügung hatten, konnten wir die "Achse des Guten" zwischen Lena und Kopper durch die Einwechslung einer neuen Figur ein wenig aus dem Gleichgewicht bringen, und zudem wollten wir Lena in eine Lebenskrise schlittern lassen, die in der Frage mündet: Wo stehe ich, wo will ich noch hin? Wichtig war uns dabei, dass die Befindlichkeiten der Ermittlerin nicht als losgelöste Sondergeschichte neben dem Mordfall herumgeistern, sondern dass sich beide Stränge, Privatleben und Polizeiarbeit, zusätzlich befeuern.

Der Fall stellt zwei unterschiedliche Ermittlungsstile gegeneinander. Ist die stärkere Betonung der Analyse von Fakten, wie die operative Fallanalytikerin Johanna Stern sie verkörpert, erzählerisch eine Chance oder liegt doch mehr Kraft in der psychologischen Vorgehensweise einer Lena Odenthal?

Eva Zahn: Erzählerisch reizvoll ist immer das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Methoden, und durch Johanna Stern kommen ja noch ein paar weitere schöne Antagonismen dazu: Lena ist Bauch, Johanna ist Kopf, Lena glaubt an das Gute im Menschen, Johanna interessiert sich für die Empirie des Bösen, Johanna verkörpert den Pragmatismus einer neuen Generation, Lena den Idealismus der vorherigen. Außerdem stehen sich hier zwei sehr unterschiedliche Lebensmodelle von Frauen gegenüber: Johanna, die moderne Karrieristin, die Job und Familie unter einen Hut zu bringen versucht, und Lena, die kinderlose Single-Frau, die sich fast ausschließlich über die Arbeit definiert.

Mit Johanna Stern kommt eine weibliche Figur ins Spiel, die mit großer Selbstverständlichkeit als Frau im Polizeidienst arbeitet. Verkörpert sie die nächste Generation, die sich nicht mehr – zumindest nicht bewusst – in einer Konkurrenz und Spannung zu den Männern definiert?

Eva Zahn: Lena Odenthal hat sich eher an den Verhältnissen abgearbeitet und weniger in Konkurrenz zu Männern, abgesehen davon, dass sie mit Kopper alles andere als einen klassischen Macho an ihrer Seite hatte. Johanna verkörpert eine neue Generation von jungen selbstbewussten Frauen, die mit Begriffen wie "Emanzipation" nicht viel anfangen können und Regelungen wie die Frauen-Quote eher für eine persönliche Beleidigung halten.

Ein Blick in die Zukunft: Wie stellen Sie sich Lena Odenthal in zehn Jahren vor?

Volker A. Zahn: In zehn Jahren wird Lena mehr Zeit für sich haben, die Mörderjagd überlässt sie dann Johanna Stern und einem jungen knackigen Kollegen, der Kopper ersetzt, nachdem er den Dienst quittiert und sich auf einem Bauernhof irgendwo in der Heide niedergelassen hat, Lena wird sich tiefenentspannt auf dem heimischen Sofa zurücklehnen, an einem guten Glas Rotwein nippen, den Fernseher einschalten und sich über all die wunderbaren neuen TV-Formate freuen, in denen Geschichten erzählt werden, die prall und aberwitzig und bunt und spannend sind, ohne dass jemand erschossen, erwürgt, erstochen oder sonstwie abgemurkst werden muss ...

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