Interview mit Dagmar Gabler

Drehbuch

»Aber die Ich-Ideale und Anspruchshaltungen, die unser Sein bestimmen, scheinen immer weiter zu wachsen.«

Gerald Reinhardt
Brandstiftung in der Villa der Reinhardts. Drei Kinder sterben in den Flammen. | Bild: WDR / Uwe Stratmann

Der Fall Reinhardt ist vor allem auch die Geschichte der Mutter, Karen Reinhardt: Schon vor dem verheerenden Brand in ihrem Haus stand sie unter enormem Druck. Was ist ihr Problem?

Ich beobachte immer mehr Frauen in allen Schichten um mich herum, die in hohem Maße immer perfekter werden wollen – schön, klug, erfolgreich im Job, als Mutter, Ehefrau und Geliebte – und gleichzeitig immer größere narzisstische Ansprüche haben und immer weniger echte Empathiefähigkeit. Folglich nimmt der Druck auf sie – intern und extern – immer weiter zu. Und wenn dann etwas aus der sorgfältig austarierten Balance und außer Kontrolle gerät, ist die Katastrophe vorprogrammiert.

Mehr Sein als Schein – inwiefern trifft diese Behauptung auch auf die Eheleute Reinhardt zu?

"Mehr Schein als Sein" trifft es nicht ganz, es geht bei den Reinhardts schon primär ums Sein. Aber die Ich-Ideale und Anspruchshaltungen, die unser Sein bestimmen, scheinen immer weiter zu wachsen. Die Reinhardts sind ein erfolgreiches gebildetes Paar mit drei reizenden viel versprechenden und erfüllenden Kindern. Herr Reinhardt hatte eine geradlinige Karriere, wird allseits geschätzt und kümmert sich vorbildlich um Frau und Kinder. Dann aber gibt es einen Knick – da er nie gelernt hat mit so einem Knick umzugehen, und die Ansprüche bestehen bleiben, kommt er ins Trudeln und zieht alle mit.

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