"Es gibt durchaus einiges, was ich in und an diesem Land befremdlich finde"
Fragen an Mark Waschke
Was gefällt Ihnen an der Zusammenarbeit mit Meret Becker?
Mit Meret arbeite ich gerne zusammen, weil die Dinge nicht zerredet und ausdiskutiert werden müssen. Wenn die Szene stimmig geschrieben ist, dann finden wir gerade aus der Widersprüchlichkeit unserer Charaktere heraus den Ton und die Richtung des gemeinsamen Erzählens. Außerdem spielt ja Berlin die Hauptrolle, und nicht wir, da nimmt man dann auch gern gemeinsam den Ton ab von den Lippen der Dame Babylon, die hat nämlich recht und das ist auch gut so.
Sie sind in Deutschland geboren und leben hier. Fühlen Sie sich manchmal fremd im eigenen Land?
Es gibt durchaus einiges, was ich in und an diesem Land befremdlich finde. Wenn die Deutschen zum Beispiel beteuern, dass sie doch auch nur ein ganz normales Volk seien, und sagen, "wir wollen uns doch auch mal freuen dürfen wie die anderen, wenn wir Fußballweltmeister geworden sind". Und mit schwarz-rot-goldenen Socken über den Außenspiegeln durch die Stadt fahren und meinen, das müsste doch auch mal erlaubt sein. Es gibt überhaupt gar kein Tabu dafür, gegen was sie alle aufbegehren müssen, die sich da immer als Opfer von irgendwem darstellen. Es gibt überhaupt niemanden, der uns unterdrückt in unserem ekelhaften Nationalgebaren. Es gibt nur andere, die wir damit unterdrücken. Auch in der aktuellen Situation erstaunt die Heuchelei der deutschen Politiker: Es waren ja gerade die Deutschen, die die Dublin-Abkommen 1 bis 3 durchgesetzt haben, deren Einhaltung sie ihren Nachbarn nun vorwerfen, bevor sie das ohnehin schon stark eingeschränkte Asylrecht demnächst wahrscheinlich noch weiter verschärfen. Gegen eine quotenmäßige Verteilung der Flüchtlinge auf Europa, wie sie jetzt gefordert wird, haben sich die Deutschen jahrelang heftig gesträubt. Und an den Kriegen, vor denen die Menschen zu uns flüchten, verdient die deutsche Rüstungsindustrie.
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