Gespräch mit Elisa Schlott
Was bedeutete es Ihnen, eine Episodenhauptrolle in einem "Tatort" zu spielen?
Das ist eine große Ehre für mich, da zum einen der "Tatort" ein Kult im deutschen Fernsehen ist und zum anderen unfassbar viele Menschen "Tatort" schauen.
Wie läuft das ab, wenn Sie oder Ihre Freunde den "Tatort" schauen?
Ich gehe oft zusammen mit Freunden in eine "Tatort"-Bar. Ich finde es cool, dass dieses Format auch junge Leute anspricht. Der "Tatort" ist auch bei mir das einzige deutsche Format, das ich regelmäßig sehe.
Was für ein Typ ist Rita, die Sie spielen?
Rita ist ein 20 Jahre altes Mädchen, das ihr Abitur gemacht hat und mit ihrer Schwester und Mutter am Rand von Kiel lebt. Sie ist ein Mädchen, das macht, was von ihr erwartet wird. Nach dem Abi hat sie aber keinen rechten Plan, was sie will. Deshalb fängt sie erst mal in einem Café an zu jobben, wo sie Mike kennenlernt. Sie fühlt sich von ihm angezogen und seinem Interesse für die Welt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung, welche jedoch immer mehr von Drogen dominiert wird. In Ritas Leben spielten Drogen bis zu diesem Zeitpunkt jedoch keine Rolle. Das war neu für sie. Aber sie hat Mike vertraut und einfach mitgemacht.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Da gibt es massenhaft Dokus im Internet, die ich mir angesehen habe. Aber am meisten geholfen hat mir das Buch "Crystal Meth – Wie eine Droge unser Land überschwemmt" von Dr. Roland Härtel-Petri und Heiko Haupt, weil ich es nicht so überzogen fand wie die amerikanischen Dokumentationen. Die Drogenkultur in den USA ist anders als bei uns in Deutschland. Und dann natürlich die Gespräche mit Crystal-Meth-Abhängigen. Das war sehr inspirierend für mich, weil das Einsichten aus erster Hand waren. Sie haben uns gezeigt, wie man die Alufolie faltet, wie man sich spritzt, wie die einzelnen Schritte ganz genau ablaufen. Das war ein unverstellter Zugang, durch den wir ein Gefühl für die Realitäten bekamen. Sie haben uns Anekdoten erzählt darüber, was passiert, wenn man drauf ist. Viel davon ist auch in den Film eingeflossen, etwa der Satz "Es ist einfach das geilste Gefühl der Welt!".
Wie sind Sie an die Szenen heran gegangen, in dem Sie begeistert vom Drogenrausch berichten?
Das kann ich gar nicht mehr so genau beschreiben. Das ist einfach aus mir heraus geflossen. Es war eine Sache des Moments. Insbesondere bei den Ausbrüchen, bei denen wir uns gespritzt haben – wobei ich anmerken möchte, dass ich tatsächlich mit einer Kochsalzlösung gespritzt wurde – da muss man einfach alles ausschalten, das Team um einen herum vergessen und ohne Hemmungen loslegen. Dann lässt man das Kopfkino laufen, konzentriert sich auf seinen Körper und schärft alle Sinne. Und dann lässt du einfach zu, was mit dir passiert.
Lernt man diese Art von Spiel auf der Schauspielschule?
Als ich den "Tatort" gedreht hatte, war ich noch nicht auf der Schauspielschule. Ich bin erst seit September 2014 in Leipzig auf der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy.
Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Weil ich neben dem Film auch gerne ans Theater möchte, und dafür fehlt mir noch einiges an Handwerk. Außerdem sind wir doch auf der Welt um zu lernen. Christian Schwochow hat mich auch sehr darin bestärkt, diesen Weg zu gehen. Wie viel eine Schauspielausbildung bringen kann, habe ich bereits bemerkt, als ich vor dem "Tatort"-Dreh neun Monate in London war und verschiedene Schauspiel-Workshops besucht hatte. Die einzelnen Workshops waren nicht besonders lang, aber es war erstaunlich, was für Sprünge man machen kann. Das hätte ich vorher nicht geglaubt. Da öffnen sich plötzlich ganz andere Perspektiven.
Wie bekannt war Ihnen Crystal Meth, bevor Sie den "Tatort" gedreht hatten?
Abgesehen von "Breaking Bad" wusste ich nichts darüber. Ich hatte in der Tat keine Beziehung zu Crystal Meth. Außerdem geht es in "Breaking Bad" nicht primär um die Auswirkungen der Droge, weshalb mir nicht klar war, was sie eigentlich genau anrichtet.
Wie feiern Menschen Ihres Alters heute? Ist das wirklich so krass mit den Drogen, wie manche behaupten?
In meinem Freundeskreis wurden keine härteren Drogen genommen, insofern war mir das alles fern. Aber jetzt lebe ich in Leipzig-Reudnitz, und Leipzig ist ein sehr großer Umschlagort für Crystal Meth. Weil ich wahrscheinlich durch den "Tatort" sensibilisiert bin, sehe ich in Reudnitz nur noch Crystal-Meth-Abhängige. Ich finde das extrem. Ich erkenne inzwischen sofort die typischen Crystal-Meth-Macken: Die Leute sind hibbelig, sehr wach, sehen aber trotzdem müde aus und reden völlig unzusammenhängendes Zeug. Und sie stehen immer an den gleichen Orten.
Wie wählen Sie Ihre Rollen aus?
Ich habe eine ganz tolle Agentur, mit der ich die Bücher gemeinsam durchgehe, und dann reden wir darüber, ob das was für mich ist. Ob mir die Rolle gefällt, ob sie zu mir passt, ob sie Substanz hat – ob es was zu spielen gibt!
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